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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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Elektrizität oder Isolation oder eine andere klug erdachte Demütigung wählen?
    Doch Belari deutete nur auf das Stahlarmband. »Was ist das?«
    Burson ließ sich von der Frage nicht einschüchtern. Er kannte keine Angst. Er war der einzige Diener, der keine Angst hatte. Dafür bewunderte Lidia ihn, wenn auch sonst für nichts. »Um sie aufzuspüren. Es kann ihr einen Schlag versetzen.« Er lächelte selbstzufrieden. »Es richtet keinerlei körperlichen Schaden an.«
    Belari schüttelte den Kopf. »Heute Abend soll sie keinen Schmuck tragen. Nimm das ab.«
    »Sie wird sich wieder verstecken.«
    »Nein. Sie möchte ein Star werden. Sie wird jetzt brav sein, nicht wahr, Lidia?«
    Lidia nickte.
    Mit einem Achselzucken nahm Burson ihr das Armband ab. Dabei beugte er sich mit dem großen, von Narben übersäten Gesicht dicht zu Lidias Ohr herab: »Verstecke dich das nächste Mal nicht in den Küchenräumen. Ich werde dich finden.« Er trat einen Schritt zurück und lächelte zufrieden. Lidia schaute ihn mit schmalen Augen an und sagte sich, dass sie eigentlich einen Sieg errungen hatte, denn schließlich hatte Burson ihr Geheimversteck noch nicht aufgespürt. Aber dann lächelte er sie erneut an, und mit einem Mal wurde sie von Zweifeln heimgesucht. Ob er vielleicht nur mit ihr spielte wie eine Katze mit der bereits verletzten Maus?
    »Danke, Burson«, sagte Belari und hielt kurz inne, um die riesige Kreatur zu betrachten, die so menschenähnlich wirkte und doch mit einer raubtierhaften Geschwindigkeit gesegnet war, wie sie sonst nur Wesen aus der Wildnis besaßen. »Haben Sie die Sicherheitsmaßnahmen verschärft?«
    Burson nickte. »Ihr Lehensgut ist wohl behütet. Wir überprüfen gerade noch die restlichen Angestellten auf eventuelle Verstöße.«
    »Haben Sie bislang etwas gefunden?«
    Burson schüttelte den Kopf. »Ihre Angestellten lieben Sie.«
    »Das haben wir auch von Stephen gedacht.« Belaris Stimme klang jetzt streng. »Trotzdem bin ich gezwungen, in meinem eigenen Lehen eine Panzerweste zu tragen. Ich kann mir nicht leisten, im Ruf zu stehen, an Beliebtheit eingebüßt zu haben. Das schlägt sich in meinen Aktienkursen nieder.«
    »Ich bin gründlich gewesen.«
    »Sollten meine Aktien fallen, wird Vernon mich an TouchSense binden. Das werde ich nicht zulassen!«
    »Verstanden. Es wird kein weiteres Versagen geben.«
    Stirnrunzelnd starrte Belari das über ihr aufragende Ungeheuer an. »Gut. Nun, dann gehen wir.« Sie bedeutete Lidia, ihr zu folgen. »Deine Schwester wartet bereits auf dich.« Sie nahm das Flötenmädchen an der Hand und führte sie aus dem Saal.
    Lidia blickte zurück. Burson war bereits fort. Die Dienerschaft eilte geschäftig umher und schmückte die Tische mit Orchideen, aber von Burson keine Spur. Entweder war er mit den Wänden verschmolzen oder mit irgendeiner Sicherheitsangelegenheit betraut davongeeilt.
    Belari zog Lidia an der Hand. »Da hast du uns ja ganz schön an der Nase herumgeführt! Ich dachte schon, wir müssten wieder einmal Pheromone sprühen.«
    »Es tut mir leid.«
    »Nichts passiert. Diesmal.« Belari lächelte sie an. »Bist du aufgeregt wegen heute Abend?«
    Lidia schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Nein?«
    Lidia zuckte mit den Achseln. »Wird Meister Weir unsere Aktien kaufen?«
    »Wenn er bereit ist, genug dafür zu bezahlen.«
    »Wird er das tun?«
    Belari lächelte. »Ich denke, das wird er, ja. Ihr seid einzigartig. So wie ich. Vernon sammelt seltene Schönheiten – das bereitet ihm Freude.«
    »Wie ist er so?«
    Belaris Lächeln gefror. Sie richtete ihren Blick wieder geradeaus, auf den vor ihnen liegenden Weg durch das Schloss. »Als ich noch ein kleines Mädchen war, sehr jung, viel jünger als du, lange bevor ich berühmt wurde, da bin ich immer auf den Spielplatz gegangen. Dort war ein Mann, der mich beim Schaukeln beobachtete. Er wollte mein Freund sein. Ich mochte ihn nicht, aber in seiner Nähe war ich immer wie benommen. Was auch immer er sagte, schien mir einleuchtend zu sein. Obwohl er schlecht roch, konnte ich mich ihm nicht entziehen.« Belari schüttelte den Kopf. »Die Mutter irgendeines anderen Kindes hat ihn schließlich verscheucht.« Sie blickte auf Lidia herab. »Er verwendete ein chemisches Rasierwasser, verstehst du das?«
    »Schmuggelware?«
    »Ja. Aus Asien. Hier ist es verboten. Aber so ist Vernon. Beängstigend und faszinierend zugleich.«
    »Er fasst Sie an.«
    Belari schaute Lidia traurig an. »Ihm gefällt, dass ich die Erfahrung

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