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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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nach Luft schnappte. Er kannte die Stellen, die ihre Nerven lähmten, genau. Wie ein Schmetterling sank das Flötenmädchen in Bursons Griff auf dem Steinboden in sich zusammen.
     Bursons Überfall hatte sie derartig erschreckt, dass ihr Herz wild gegen den Brustkorb hämmerte, während sie leise wimmernd auf dem Boden lag. Ihr Gesicht wurde von Bursons schwerem Leib gegen den glatten, grauen Schiefer gepresst. Sie zitterte. Ihr Blick fiel auf eine rosaweiße Orchideenblüte, die Bursons Angriff zum Opfer gefallen war.
    Langsam, und erst als er sicher war, dass Lidia sich fügte, löste Burson seinen eisernen Griff. Die gewaltige Last verringerte sich, und dann rollte er sich ganz von ihr herunter, wie ein Panzer, der gerade eine armselige Hütte niedergewalzt hat. Lidia kämpfte sich hoch, bis sie aufrecht saß. Als sie endlich stand, wenn auch noch auf etwas wackligen Beinen, nahm sie sich neben dem hünenhaften Sicherheitschef wie eine kleine blasse Fee aus.
    Bursons riesige Gestalt glich einer von tiefroten Furchen durchzogenen Landschaft aus Muskeln und Narben, die seine Stärke und auch Kampferfahrung verrieten. Mirriam hatte herumgetratscht, er sei früher Gladiator gewesen, aber sie war wohl einfach nur romantisch veranlagt. Lidia vermutete, dass seine Narben von denjenigen stammten, die ihn abgerichtet hatten, ähnlich wie bei ihren eigenen Bestrafungen durch Belari.
    Burson hielt ihr Handgelenk immer noch fest umklammert. Sein Griff war jedoch, trotz der unnachgiebigen Kraft, die dahinter steckte, keinesfalls grob. Nach dem ersten verheerenden Bruch, den sie durch ihn erlitten hatte, hatte er inzwischen gelernt, wie viel ihr Skelett aushalten konnte, bevor es zersplitterte.
    Lidia wand sich in seinem Griff, bevor sie sich schließlich der Gefangenschaft ergab. Burson kniete sich hin, um auf gleicher Augenhöhe mit ihr zu sein. Musterte sie aus blutunterlaufenen Augen. Seine aufgerüstete Iris scannte ihren Infrarotpuls.
    Da Burson jetzt frei im Raum stand, wich nach und nach die grüne Farbe aus seinem Gesicht, mit der er sich zwischen den Pflanzen getarnt hatte. Dort, wo er sie berührte, wurde seine eigene Hand ebenfalls ganz blass, als hätte er sie in Mehl getaucht – sie passte sich Lidias weißer Haut an.
    »Wo hast du dich versteckt?«, grollte er.
    »Nirgends.«
    Bursons rote Augen verengten sich, dann runzelte er die Stirn über tiefen Augenhöhlen, aus denen er sie fragend anfunkelte. Schnüffelte an ihren Kleidern. Schob die Nase ganz nahe an ihr Gesicht heran, in ihr Haar hinein. Schließlich schnupperte er an ihren Händen. »Die Küchenräume«, murmelte er.
    Lidia zuckte zusammen. Seinen roten Augen entging nichts, weder ihre ungewollten Hautreaktionen, noch die leichte Röte, nachdem er ihr auf die Schliche gekommen war. Kein noch so winziges Detail blieb diesem neugierigen Blick verborgen. Burson lächelte. Er jagte mit einer wilden Freude, die seinen Bluthundgenen zuzuschreiben war. Bei ihm war schwer zu sagen, wo genau Schakal, Hund und Mensch ineinander übergingen. Seine größte Freude war es zu jagen, Beute zu machen und zu töten.
    Immer noch lächelnd richtete sich Burson auf. Und nahm ein Stahlarmband aus einem Beutel. »Ich habe hier etwas für dich, Lidia.« Er befestigte das Schmuckstück an ihrem Handgelenk. Schlangengleich wand es sich ihr um den dünnen Arm und schnappte mit einem leisen Klingelton ein. »Du versteckst dich so schnell nicht mehr.«
    Lidia spürte, wie ihr die Spannung den Arm emporkroch, und schrie auf, als der Strom sich rasch in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Nachdem die Spannung nachgelassen hatte, musste Burson sie stützen. »Ich bin es leid, nach Belaris Eigentum zu suchen«, sagte er.
    Dann lächelte er noch einmal mit aufeinandergepressten Lippen und schob sie in Richtung Übungsräume. Lidia ließ es geschehen.
     
    Belari war gerade im Aufführungssaal, als Burson ihr Lidia zuführte. Überall eilten geschäftige Diener um sie her, stellten Tische auf, werkelten an der runden Bühne, kümmerten sich um das Licht. Die Wände waren mit blassem Musselin abgehängt, durch den Elektrizität geleitet wurde. Ein sich aufblähender, aufgeladener Luftmantel, der knackend Funken spuckte, sobald sich einer der Diener ihm näherte.
    Belari erteilte ihrer Eventmanagerin unablässig Anweisungen und schien diese phantastische Welt, die um sie herum erschaffen wurde, gar nicht zu bemerken. Ihre schwarze Panzerweste stand am Kragen offen, da es durch die vielen

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