Der Spieler (German Edition)
Menschen sehr warm geworden war. Nachdem Belari Burson und Lidia mit einem flüchtigen Blick gestreift hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der neben ihr stehenden Frau zu, die wie wild etwas auf ihr Notepad kritzelte. »Heute Abend muss alles perfekt sein, Tania. Nichts, was fehl am Platze ist. Es darf nichts schieflaufen. Perfektion!«
»Ja, Madame.«
Belari lächelte. Ihr Gesicht besaß eine mathematische, in Fokusgruppen erdachte und sorgfältig ausgearbeitete Schönheit, die sich auf Generationen zurückreichende kosmetische Traditionen stützte. Cocktails aus präventivmedizinischen Mitteln, zellerneuernden Krebshemmern sowie Revitia verliehen Belari das äußere Erscheinungsbild einer ewig Achtundzwanzigjährigen, so wie Lidias Revitia-Behandlungen sie in den ersten Zügen der Pubertät verharren ließen. »Und ich möchte, dass sich jemand um Vernon kümmert.«
»Wird er Begleitung wünschen?«
Belari schüttelte den Kopf. »Nein. Bestimmt wird er sich darauf beschränken, mich zu belästigen.« Sie erschauerte. »Widerlicher Kerl.«
Tania kicherte. Belaris eisiger Blick brachte sie zum Schweigen. Belaris Augen schweiften prüfend durch den Aufführungssaal. »Ich will alles hier drin haben. Das Essen, den Champagner, einfach alles. Die Menschen sollen so dicht aneinandergedrängt sein, dass sie sich nebeneinander spüren, wenn die Mädchen auftreten. Alles soll sehr eng sein. Eine intime Atmosphäre.«
Tania nickt und machte sich noch mehr Notizen. Damit verschickte sie unmittelbar Anweisungen an die Dienerschaft. Gleich würden die Angestellten über Headsets die entsprechenden Botschaften empfangen und umgehend auf die Wünsche ihrer Herrin reagieren.
»Ich möchte, dass Tingle gereicht wird«, fuhr Belari fort. »Mit dem Champagner. Das wird ihren Appetit anregen.«
»Wenn Sie das tun, wird es zu einer Orgie kommen.«
Belari lachte. »Auch gut. Ich möchte, dass dieser Abend unvergesslich wird. Alle sollen sich an unsere Flötenmädchen erinnern. Ganz besonders Vernon.« Ihr Lachen verstummte und wurde von einem kalten Lächeln ersetzt, hinter dem sich ein emotionaler Abgrund auftat. »Er wird wütend sein, wenn er von ihnen erfährt. Dennoch wird er sie haben wollen. Und wie alle anderen wird auch er für sie bieten müssen.«
Lidia betrachtete Belaris Gesicht. Sie fragte sich, ob der Frau überhaupt bewusst war, wie klar ihre Gefühle für den Manager von Pendant Entertainment zu erkennen waren. Lidia hatte ihn einmal gesehen, als sie sich hinter einem Vorhang versteckt hatte. Gemeinsam mit Stephen hatten sie zugeschaut, wie Vernon Belari berührt hatte und wie Belari erst vor seinen Annäherungen zurückgewichen war, dann aber nachgegeben hatte. Sie hatte all ihre Schauspielkunst aufbieten müssen, um die Rolle einer Frau zu spielen, die verführt wurde.
Vernon hatte Belari berühmt gemacht. War für alle Kosten ihrer körperlichen Veränderungen aufgekommen und hatte sie zum Star gemacht, ziemlich genau so, wie Belari in Lidia und ihre Schwester investierte. Aber Meister Weir, faustischer Teufel, der er war, hatte einen Preis für seine Hilfe verlangt. Stephen und Lidia hatten Weir dabei zugesehen, wie er sich an Belari verging, und Stephen hatte ihr zugeflüstert, dass Belari, sobald Weir fort war, Stephen herbeizitieren und diese Szene nachspielen würde. Nur würde diesmal Stephen das Opfer sein, und er würde – wie sie jetzt – vorgeben müssen, dass er sich willig fügte.
Lidia wurde aus ihren Gedanken gerissen. Belari hatte sich ihr zugewandt. Der blutrote Striemen an ihrer Kehle, der von Stephens Angriff stammte, war immer noch deutlich zu sehen, obwohl sie die Zellreparaturpillen wie Bonbons einwarf. Bestimmt war sie maßlos wütend über diese unvorhergesehene Narbe. Schließlich war sie immer sehr auf ihre Wirkung bedacht.
Belari schien mitbekommen zu haben, wohin Lidias Blick abgeschweift war, denn sie schürzte die Lippen und schlug den Kragen der Weste hoch. Ihre grünen Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wir haben nach dir gesucht.«
Lidia neigte den Kopf. »Es tut mir leid, Herrin.«
Belari legte einen Finger unter das Kinn des Flötenmädchens und hob ihr Gesicht an, bis sie sich direkt in die Augen schauten. »Ich sollte dich dafür bestrafen, dass du meine Zeit verschwendest.«
»Ja, Herrin. Es tut mir leid.« Das Flötenmädchen senkte den Blick. Belari würde sie nicht schlagen. Es wäre zu teuer, sie wieder zu richten. Würde sie stattdessen
Weitere Kostenlose Bücher