Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
Vom Netzwerk:
nicht besonders gut Schach, und so geschah es oft, dass sie Zug um Zug die Figuren des anderen schlugen – eine Kaskade der Zerstörung, während der sich das anfangs so wohlgeordnete Brett in ein einziges Chaos verwandelte. Dann blinzelten die beiden Kontrahenten meist überrascht und fragten sich, ob das Gemetzel wirklich notwendig gewesen war.
    Nach einer dieser wechselseitigen Säuberungsaktionen hatte Shriram Lalji gefragt, ob er nicht Lust hätte, flussaufwärts zu fahren. Über die Grenze der Südstaaten hinaus.
    Lalji hatte den Kopf geschüttelt und blutigen Betelsaft in den überlaufenden Rinnstein gespuckt. »Nein. So weit oben ist kein Profit zu machen. Es kostet zu viele Joule, dorthin zu gelangen. Da ist es mir lieber, die Kalorien kommen zu mir geschwommen.« Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er noch immer seine Königin hatte. Er schlug einen Bauern damit.
    »Und wenn die Energiekosten gedeckt wären?«
    Lalji lachte und wartete darauf, dass Shriram seinen Zug machte. »Von wem? AgriGen? Den Lizenzverwaltern? Das sind die einzigen Boote, die so weit hinauffahren.« Er runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass seiner Königin von Shrirams verbliebenem Springer Gefahr drohte.
    Shriram schwieg. Er rührte seine Figuren nicht an. Lalji sah vom Brett hoch und fragte sich, warum Shriram plötzlich so ernst wirkte. »Ich würde dafür aufkommen«, sagte Shriram. »Da gibt es einen Mann, den manche von uns gerne hier unten im Süden hätten. Ein ganz besonderer Mann.«
    »Warum schaffst du ihn dann nicht mit dem Schaufelradschiff her? Flussaufwärts zu fahren ist teuer! Was meinst du, wie viele Gigajoule mich das kosten würde? Ich müsste die Bootsfedern austauschen, und da weiß ich jetzt schon, was mich die Lizenzpatrouille fragen wird. ›Wohin des Weges, sonderbarer Inder, mit deinem kleinen Boot und den vielen Federn? Wie weit? Und zu welchem Zweck?‹« Lalji schüttelte den Kopf. »Soll dieser Mann doch die Fähre nehmen oder auf einem Lastkahn mitfahren. Wäre das nicht billiger?« Er deutete auf das Brett. »Du bist dran. Du solltest mir meine Königin nehmen.«
    Shriram wiegte nachdenklich den Kopf hin und her, schenkte dem Schachspiel jedoch weiterhin keine Beachtung. »Billiger schon ...«
    »Aber?«
    Shriram zuckte mit den Schultern. »Ein schnelles, unauffälliges Boot würde weniger Aufmerksamkeit erregen.«
    »Was für ein Mann ist das überhaupt?«
    Shriram sah sich verstohlen um. Methanlampen leuchteten, blauen Feen gleich, hinter den geschlossenen Fenstern des Nachbarhauses. Wasser ergoss sich von den Dächern auf das Pflaster. Die Gasse war menschenleer. Irgendwo jaulte eine Cheshire auf der Suche nach einem Gefährten, was über dem Trommeln des Regens kaum zu hören war.
    »Ist Creo drinnen?«
    Lalji zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Er ist zum Fitnesstraining gegangen. Warum? Spielt das eine Rolle?«
    Shriram zuckte erneut mit den Schultern und lächelte verlegen. »Manche Dinge bleiben besser unter alten Freunden. Unter Leuten, die sich gut kennen.«
    »Creo arbeitet schon seit Jahren für mich.«
    Shriram stieß ein unverbindliches Brummen aus und sah sich noch einmal um. Dann beugte er sich vor und senkte seine Stimme, sodass Lalji gezwungen war, sich ebenfalls vorzubeugen. »Es gibt da einen Mann, den die Kalorienkonzerne nur zu gern in ihre Krallen kriegen würden.« Er tippte sich gegen den kahlen Kopf. »Ein sehr intelligenter Mann. Und wir möchten ihm gerne helfen.«
    Lalji atmete hörbar ein. »Ein Genfledderer?«
    Shriram wich seinem Blick aus. »In gewisser Hinsicht. Ein Kalorienmann.«
    Lalji verzog angewidert das Gesicht. »Noch ein Grund, sich nicht einzumischen. Mit diesen Mördern will ich nichts zu tun haben.«
    »Nein, nein. Natürlich nicht. Aber trotzdem ... du hast doch mal dieses riesige Schild flussabwärts transportiert, nicht wahr? Hier und da jemand geschmiert, und schon kommst du in die Stadt gefahren. Plötzlich ist Lakshmi dir gewogen, und aus dem waghalsigen Kalorienräuber wird ein angesehener Antiquitätenhändler. Was für ein großartiger Streich!«
    Lalji zuckte mit den Achseln. »Ich hatte Glück. Und kannte die richtigen Leute, damit ich an den Schleusen nicht aufgehalten wurde.«
    »Na also! Mach das eben nochmal.«
    »Wenn die Kalorienkonzerne nach dem Mann suchen, wäre das sehr gefährlich.«
    »Aber nicht unmöglich. Die Schleusen wären kein Problem. Schließlich würdest du kein unlizenziertes Getreide transportieren. Und

Weitere Kostenlose Bücher