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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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misstrauisch ab. Tazi saß auf Deck, dicht an der Reling, und warf eine Angelschnur in die Strömung. Sie hoffte, einen der großen, schwerfälligen LiveLachse zu fangen, die in dem warmen, trüben Wasser hin und wieder gegen den Kiel des Bootes stießen.
    Lalji machte die Leinen los und nahm seinen Platz am Ruder ein. Er entriegelte die Spannfedern, und das Boot surrte in die Mitte des Flusses; gespeicherte Joule sickerten in einem steten Strom aus den Präzisionsfedern, während sich die Moleküle lösten, eins nach dem anderen, zuverlässig von der ersten Windung bis zur letzten. Lalji steuerte das Nadelboot zwischen die Getreidefrachter und arretierte die Federn wieder, um sich von der Strömung forttragen zu lassen.
    Bowman und Creo kamen wieder an Deck. Creo fragte gerade: »... Sie wissen, wie man SoyPRO anbaut?«
    Bowman lachte und setzte sich neben Tazi. »Was würde das bringen? Die Kontrolleure würden die Felder finden, nach der Lizenz fragen, und wenn keine vorhanden wäre, würden die Felder lichterloh brennen.«
    »Zu was sind Sie dann gut?«
    Bowman lächelte und stellte eine Gegenfrage. »SoyPRO – was ist seine wertvollste Eigenschaft?«
    »Der hohe Kaloriengehalt.«
    Bowmans Gelächter hallte über den Fluss. Er wuschelte Tazi durchs Haar, und die beiden wechselten einen belustigten Blick. »Sie haben zu viele Reklametafeln von AgriGen gesehen. ›Energie für die Welt‹ – allerdings, allerdings! Ach, AgriGen und Konsorten haben Sie bestimmt in ihr Herz geschlossen. So formbar, so ... fügsam.« Er lachte erneut und schüttelte den Kopf. »Nein. Jeder kann Pflanzen mit hohem Kaloriengehalt züchten. Was noch?«
    Verärgert sagte Creo: »Es ist resistent gegen den Rüsselkäfer.«
    Bowman musterte ihn mit verschmitzter Miene. »Schon besser. Ja, es ist schwer, eine Pflanze zu kreieren, die den Rüsselkäfer abwehrt, die Rostwelke, die Bakterien, die ihre Wurzeln zerfressen ... so viele Plagen suchen uns heutzutage heim, so viele Ungeziefer gibt es, die unsere Saaten befallen ... Aber überlegen Sie doch mal, was gefällt uns an SoyPRO am besten? Uns, den Mitarbeitern von AgriGen, die wir ›die Welt mit Energie versorgen‹?« Er deutete auf eine Reihe von Getreidefrachtern, auf denen das Logo von SuperFlavour prangte. »Warum ist SuperFlavour aus der Sicht eines Firmenbosses geradezu perfekt?« Er wandte sich an Lalji. »Sie wissen die Antwort, habe ich recht? Schließlich sind Sie deswegen den weiten Weg aus Indien gekommen.«
    Lalji sah ihn an, ohne zu blinzeln. Als er sprach, klang seine Stimme heiser. »Es ist steril.«
    Bowman hielt seinem Blick eine ganze Weile stand. Sein Lächeln verblasste, und er senkte den Kopf. »Ja. Ganz genau. Eine genetische Sackgasse. Eine Einbahnstraße. Heute bezahlen wir für ein Gut, das uns die Natur früher aus freien Stücken zur Verfügung gestellt hat, wenn wir uns nur ein wenig Mühe gaben.« Er sah zu Lalji auf. »Verzeihen Sie. Ich hätte daran denken sollen. Sie haben wahrscheinlich am meisten unter der Nachfrageoptimierung unserer Finanzfachleute gelitten.«
    Lalji schüttelte den Kopf. »Dafür können Sie keine Abbitte leisten.« Er nickte zu Creo hinüber. »Erklären Sie ihm den Rest. Erklären Sie ihm, was Sie tun können. Wenn das stimmt, was mir gesagt wurde.«
    »Manche Dinge sollte man besser nicht laut aussprechen.«
    Lalji ließ sich nicht einschüchtern. »Erklären Sie es ihm. Ich möchte es auch noch einmal hören.«
    Bowman zuckte mit den Achseln. »Wenn Sie ihm vertrauen, muss ich das auch, richtig?« Er wandte sich an Creo. »Die Cheshire sind Ihnen geläufig?«
    Creo murmelte etwas Abschätziges. »Eine Landplage sind die.«
    »Richtig, einen blauen Schein für jedes tote Tier. Ich vergaß. Aber weshalb sind unsere Cheshire eine solche Plage?«
    »Sie haaren. Sie jagen Vögel.«
    »Und?«, hakte Bowman nach.
    Creo hob die Schultern.
    Bowman schüttelte den Kopf. »Und für Leute wie Sie habe ich mein ganzes Leben mit Forschungsarbeiten verbracht und mich am Computer abgestrampelt. Sie sagen, die Cheshire seien eine Plage, und das sind sie auch. Ein paar Superreiche mit einer Vorliebe für Lewis Carroll, und plötzlich sind sie überall, paaren sich mit Katzen, machen Jagd auf Vögel und rennen jaulend durch die Nacht. Was aber am bedeutsamsten ist – erstaunliche zweiundneunzig Prozent ihrer Nachkommen sind selbst Cheshire, absolut reinrassig. In evolutionären Zeiträumen gemessen haben wir in einem Sekundenbruchteil eine neue

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