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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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mit Bohnen, Linsen, Mais und Reis. »Sehen Sie doch!«
    »Wir haben mehr als genug zu essen«, sagte Lalji.
    Bowman verzog das Gesicht. »SoyPRO, nehme ich an.«
    »An SoyPRO gibt’s nichts auszusetzen«, sagte Creo.
    Der Alte grinste breit und hielt ein Glas in Salzlauge eingelegte Bohnen hoch. »Nein. Natürlich nicht. Aber ein bisschen Abwechslung schadet nicht.« Vorsichtig ließ er ein Glas nach dem anderen in seinem Sack verschwinden. Dabei entging ihm nicht, dass Creo angewidert den Kopf schüttelte. Überraschend freundlich setzte er hinzu: »Dann eben für schlechte Zeiten«, und tat weitere Gläser in seinen Sack.
    Lalji machte eine abwehrende Geste. »Das Essen ist nicht das Problem, sondern das Mädchen. Sie ist ein unnötiges Risiko!«
    Bowman schüttelte den Kopf. »Ach was! Niemand sucht nach ihr. Wenn sie mitfährt, muss sie sich nicht einmal verstecken.«
    »Nein. Sie müssen sie hierlassen. Ich werde sie nicht mitnehmen!«
    Der Alte sah das Mädchen fragend an. Sie erwiderte seinen Blick und löste ihre Hand aus der seinen. »Ich habe keine Angst. Ich kann weiter hier leben. Wie früher.«
    Bowman runzelte die Stirn und dachte nach. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein.« Er sah Lalji an. »Wenn sie nicht mitkommen kann, bleibe ich auch hier. Sie hat mir zu essen gebracht, wenn ich gearbeitet habe. Ich habe ihr Kalorien geraubt, um meine Forschungen zu betreiben – Kalorien, die eigentlich ihr zugestanden hätten. Ich schulde ihr zu viel. Ich werde sie nicht den Wölfen überlassen, die hier herumstreunen.« Er trat hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern, sodass sie zwischen ihm und Lalji stand.
    Creo verzog angewidert das Gesicht. »Was macht das schon? Nehmen wir sie halt mit! Platz haben wir genug.«
    Lalji schüttelte den Kopf. Er und Bowman starrten einander quer durch den Raum an. »Was ist, wenn er uns den Computer gibt?«, warf Creo ein. »Als Bezahlung, sozusagen.«
    Lalji wollte nicht nachgeben. »Nein. Das Geld ist mir egal. Es ist einfach zu gefährlich, sie mitzunehmen.«
    Bowman lachte. »Warum sind Sie dann den ganzen weiten Weg hierhergekommen, wenn Sie solche Angst haben? Die Hälfte der Kalorienkonzerne will mich umbringen, und Sie reden von Risiko?«
    Creo runzelte die Stirn. »Was faselt er da?«
    Bowman hob überrascht die Augenbrauen. »Sie haben Ihrem Partner nichts erzählt?«
    Creo schaute zwischen Lalji und Bowman hin und her. »Lalji?«
    Lalji holte tief Luft, wandte sich jedoch nicht von Bowman ab. »Es heißt, er sei in der Lage, das Kalorienmonopol zu brechen. Und dass er illegale Kopien von SoyPRO herstellen kann.«
    Creo sah sie fassungslos an. »Das ist unmöglich!«
    Bowman zuckte mit den Achseln. »Für Sie vielleicht. Aber für jemanden, der über das nötige Wissen verfügt? Der bereit ist, sein Leben der DNA-Helix zu widmen? Mehr als nur möglich. Wenn man bereit ist, die nötigen Kalorien für ein solches Projekt zu verbrennen, Energie auf Statistiken und Genomanalysen zu verschwenden, sich am Computer abzustrampeln? Mehr als nur möglich.« Er legte die Arme um das dürre Mädchen, drückte sie an sich und schenkte Lalji ein Lächeln. »Also. Sind wir uns einig?«
    Creo schüttelte den Kopf. »Ich dachte, Ihnen ginge es ums Geld, Lalji, aber das ...« Er schüttelte wieder den Kopf. »Das versteh ich nicht. Wie zum Teufel wollen Sie damit Geld verdienen?«
    Lalji warf Creo einen bösen Blick zu. Bowman lächelte und wartete geduldig. Lalji unterdrückte den Drang, nach der Lampe zu greifen und sie ihm um die Ohren zu hauen. Was war der Kerl doch selbstsicher, wie sehr schien er in sich zu ruhen ...
    Er wandte sich unvermittelt um und ging zur Treppe. »Nimm den Computer mit, Creo. Wenn uns das Mädchen irgendwelchen Ärger macht, werfen wir sie beide in den Fluss und behalten sein Wissen für uns.«
     
    Lalji dachte daran zurück, wie sein Vater sein Thali von sich geschoben und so getan hatte, als wäre er bereits satt, obwohl das Dal kaum seinen Blechteller verfärbt hatte. Er dachte daran zurück, wie seine Mutter ihm noch einen zusätzlichen Bissen aufgedrängt hatte. Er dachte daran zurück, wie Gita dem schweigend zugeschaut hatte und wie sie alle ihre Beine entfaltet hatten und vom Familienbett heruntergestiegen waren, um übereifrig in der Hütte hin und her zu eilen, während er seine zusätzliche Portion verspeiste. Meist war ihm das Roti im Mund so trocken wie Asche vorgekommen, aber er hatte sich trotzdem gezwungen, es

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