Der Spieler (German Edition)
war zur Ruhe gekommen. Der Hauptmann versuchte sich aufzusetzen. Schwarzes Blut lief ihm über das Kinn, während er seine Pistole auf Tazi richtete. Bowman sprang in den Lichtkreis und warf sich schützend vor das Mädchen. Als die Scheiben ihn trafen, brach er zusammen.
Laljis Finger berührten die Federpistole. Er griff blind danach und bekam sie schließlich zu fassen. Spannte sie und zielte auf näher kommende Schritte. Der Schatten eines Kontrolleurs ragte vor ihm auf, und Lalji drückte ab. Blut spritzte, und die Gestalt ging zu Boden.
Plötzlich war es totenstill.
Lalji wartete. Nichts regte sich. Er zwang sich, möglichst lautlos zu atmen, und versuchte, in der Finsternis, wo das Licht der Lampen nicht hinreichte, etwas zu erkennen. War er der Einzige, der noch am Leben war?
Die verbliebenen Handlampen gingen eine nach der anderen aus. Dunkelheit umschloss ihn. Das Kontrollboot stieß sanft gegen das Nadelboot. Eine Brise rauschte durch die Uferweiden und trug den Geruch von Fisch und Gräsern herbei. Grillen zirpten.
Lalji stand auf. Nichts. Keine Bewegung. Langsam hinkte er über das Deck. Irgendwie hatte er sich den Fuß verdreht. Er tastete nach einer der Handlampen, deren schwacher, metallischer Glanz sich von den Planken abhob, zog sie auf und ließ den flackernden Lichtkegel über das Deck gleiten.
Creo. Der große, blonde Junge war tot – eine Scheibe hatte sich ihm in den Hals gebohrt. Sein Kopf lag in einer Blutlache. Bowman, der ganz in der Nähe lag, war geradezu mit Scheiben gespickt – sein Blut war überall. Der Computer war nirgendwo zu sehen; anscheinend war er über Bord gefallen. Lalji seufzte und ging neben den beiden Leichen in die Hocke. Vorsichtig zog er Creo die blutigen Zöpfe aus dem Gesicht. Er war schnell gewesen. So schnell, wie er gedacht hatte. Drei Kontrolleure mit Panzerwesten, und die Hunde dazu. Lalji seufzte erneut.
Dann hörte er ein Wimmern. Lalji fuhr herum und hob die Lampe. Aber es war nur das Mädchen, das auf Bowmans Leichnam zukroch. Offenbar war sie unverletzt. Sie blickte in das grelle Licht von Laljis Lampe, schenkte ihm aber weiter keine Beachtung, sondern kauerte sich schluchzend über Bowman. Lalji arretierte die Feder der Lampe, und Finsternis hüllte sie ein.
Er lauschte auf die nächtlichen Geräusche und betete zu Ganesha, dass sie auf dem Fluss allein waren. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Der Schatten des trauernden Mädchens, das zwischen gekrümmten Leichen kniete, nahm allmählich Gestalt an. Lalji schüttelte den Kopf. So viele Tote, nur wegen dieser einen Idee. Der Idee, dass ein Mann wie Bowman nützlich sein könnte. Und jetzt – was für eine Verschwendung! Er horchte auf irgendwelche Hinweise darauf, dass noch andere alarmiert worden waren, hörte jedoch nichts. Allem Anschein nach eine einzelne Streife, ohne Verstärkung. Schlichtes Pech, sonst nichts. Und das, nachdem das Glück so lange auf seiner Seite gewesen war. Was waren die Götter doch launisch!
Er hinkte zur Vertäuung des Nadelboots und machte sich daran, es loszubinden. Tazi kam unaufgefordert herbei und half ihm. Dann ging er zum Ruder und entriegelte die Spannfedern. Das Boot ruckte, als die Schrauben in Gang kamen, und sie glitten in die Finsternis hinaus. Er ließ die Federn eine Stunde lang auf Hochtouren laufen – eine unglaubliche Verschwendung von Joule, aber er wollte so weit wie möglich weg von dem Ort, an dem so viele Menschen ermordet worden waren. Schließlich fand er eine Bucht und ging vor Anker. Die Finsternis war fast vollkommen.
Nachdem er das Boot festgemacht hatte, suchte er nach Gewichten und band sie den Kontrolleuren um die Fußgelenke. Bei den Hunden tat er dasselbe, und dann stieß er die Leichen vom Deck. Das Wasser verschlang sie mühelos. Es schien ihm unrein, sie so ohne jede Zeremonie zu entsorgen, aber er hatte nicht vor, sie zu begraben. Mit etwas Glück würden die Männer ein Opfer der Fische werden oder zerfallen.
Nachdem er die Kontrolleure losgeworden war, hielt er über Creo inne. Wie wunderbar schnell er gewesen war! Schließlich stieß er auch ihn über Bord, wobei er sich wünschte, er könnte ihm einen Scheiterhaufen bauen.
Lalji machte sich daran, das Deck zu schrubben und sämtliche Blutspuren zu beseitigen. Der Mond ging auf und tauchte alles in sein blasses Licht. Das Mädchen hockte neben dem Leichnam ihres Wohltäters. Schließlich konnte Lalji nicht länger einen Bogen um sie machen und
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