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Der Spieler

Der Spieler

Titel: Der Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Rot«, kommandierte Babuschka.
    Ich setzte abermals viertausend.
    »Rouge!« verkündete der Croupier von neuem.
    »Insgesamt zwölftausend! Gib sie alle her. Das Gold kommt hierher, in den Geldbeutel, und die Banknoten mußt du einstecken. Genug! Nach Hause! Bringt mich hinaus!«

Kapitel XI
    Der Rollstuhl wurde zum Ausgang gefahren, an das andere Ende des Saals. Babuschka strahlte. Alle Unsrigen drängten sich sogleich mit Gratulationen um sie. Wie exzentrisch das Benehmen Babuschkas auch gewesen sein mochte, ihr Triumph machte vieles wieder gut, und der General befürchtete nicht mehr, sich durch verwandtschaftliche Beziehungen zu einer derart originellen Dame zu kompromittieren. Mit einem nachsichtigen und familiär-heiteren Lächeln, als gälte es einem Kind, brachte er Babuschka seine Gratulation dar. Übrigens war er, ebenso wie alle anderen Zuschauer, sichtlich verblüfft. Ringsum wurde von ihr gesprochen und auf sie gedeutet. Manche der Anwesenden defilierten vor ihr, um sie aus der Nähe zu betrachten. Mister Astley, ein wenig abseits, sprach mit zwei Engländern, seinen Bekannten, ebenfalls von ihr. Einige imposante Zuschauerinnen, Gesellschaftsdamen, musterten sie mit herablassender Verwunderung wie eine Kuriosität. Des Grieux überschlug sich förmlich vor lauter Glückwünschen und Lächeln.
    » Quelle victoire! « sprach er.
    » Mais, madame, c’était du feu! « fügte mit einschmeichelndem Lächeln Mademoiselle Blanche hinzu.
    »Jawohl, da hab’ ich schlicht und einfach zwölftausend Florin gewonnen! Ich sage zwölftausend, und das Gold? Mit dem Gold zusammen kommt es fast auf dreizehn. Wieviel ist das nach unserem Geld? An die sechstausend, oder?«
    Ich meldete, daß es auf mehr als siebentausend kommen würde und nach dem heutigen Kurs vielleicht sogar auf achttausend.
    »Achttausend, das ist kein Spaß! Und ihr sitzt hier herum, ihr Schlafmützen, und rührt euch nicht! Potapytsch, Marfa, habt ihr so was schon gesehen?«
    »Mütterchen, wie habt Ihr das gemacht? Achttausend Rubel«, rief Marfa, sich förmlich vor Begeisterung windend.
    »Hier, nehmt, jeder von euch bekommt von mir fünf Goldstücke, hier!«
    Potapytsch und Marfa überschütteten ihre Hände mit Küssen.
    »Und jeder Träger bekommt einen Friedrichsdor. Gib jedem das Goldstück, Alexej Iwanowitsch. Warum macht dieser Lakai immerfort einen Diener und der andere auch? Ach so, die gratulieren? Gib auch ihnen je einen Friedrichsdor.«
    » Madame la princesse … un pauvre expatrié … malheur continuel … les princes russes sont si généreux  …« Eine Gestalt in abgetragenem Rock, bunter Weste, mit Schnurrbart und Schirmmütze in der Hand wich nicht von dem Rollstuhl, unentwegt ergeben lächelnd …
    »Der bekommt auch einen Friedrichsdor. Nein, zwei; jetzt reicht’s, sonst nimmt es überhaupt kein Ende. Aufheben und vorwärts! Praskowja!« wandte sie sich an Polina. »Ich werde dir morgen Stoff für ein Kleid kaufen, und dieser Mademoiselle … wie heißt sie noch, Mademoiselle Blanche, stimmt’s, werde ich auch Stoff für ein Kleid kaufen. Übersetz ihr das, Praskowja!«
    »Merci, madame«, Mademoiselle Blanche sank gerührt in einen Knicks, während sie mit des Grieux und dem General einen spöttischen Blick tauschte. Der General war ein wenig geniert und atmete förmlich auf, als wir endlich die Allee erreicht hatten.
    »Fedossja, ich kann mir vorstellen, wie Fedossja staunen wird«, sagte Babuschka, als ihr die bereits erwähnte Wärterin der Generalskinder wieder einfiel. »Sie muß auch Stoff für ein Kleid bekommen. Paß auf, Alexej Iwanowitsch! Alexej Iwanowitsch, gib auch diesem Armen etwas!«
    In der Allee kam uns ein völlig heruntergekommenes Subjekt mit einem krummen Rücken entgegen, das uns beim Vorübergehen fixierte.
    »Aber das ist vielleicht gar kein Bettler, sondern irgendein Strolch, Babuschka.«
    »Gib ihm trotzdem! Gib! Gib ihm einen Gulden!«
    Ich trat auf ihn zu und reichte ihm die Münze. Er sah mich völlig verständnislos an, nahm aber schweigend den Gulden. Er roch nach Branntwein.
    »Und du, Alexej Iwanowitsch, hast du dein Glück noch nicht versucht?«
    »Nein, Babuschka.«
    »Aber deine Augen haben förmlich geglüht, ich hab’s gesehen.«
    »Ich werde es noch versuchen, unbedingt, erst später.«
    »Und dann mußt du unbedingt auf Zéro setzen! Du wirst schon sehen! Wie groß ist dein Kapital?«
    »Alles in allem zwanzig Friedrichsdor, Babuschka.«
    »Nicht viel. Fünfzig Friedrichsdor

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