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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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ja nicht geschrieben.«
    Er ließ sich zurücksinken und fing an, seine Pfeife zu stopfen. »Na, Erik. Wie siehst du diesen Fall nach allem, was wir bisher wissen?«
    »Ich glaube wie Medboe, dass es ein Raubmord war. Die beiden Männer haben Rustad vermutlich eingeredet, sie hätten eine Fabrik, die abgerissen werden soll. Als sie dort ankommen, schießen sie ihm in den Hinterkopf und stehlen seine Brieftasche.«
    »Du glaubst also, dass es bei dem Mord um Geld ging?«
    Ich nickte. »Aber die Mörder haben bestimmt mit einer größeren Beute gerechnet als fünfhundert Kronen. Henriksrud hat erzählt, dass Rustad immer dicke Notenbündel in seiner Brieftasche hatte.«
    Mr. George zündete seine Stummelpfeife an.
    »Aber warum haben die Täter Rustads Uhr in seiner Westentasche liegen lassen?«
    »Haben sie das getan? Na, die haben sie in der Eile sicher übersehen, stelle ich mir vor.«
    »Für mich sieht es nicht so aus, als ob die Mörder es sonderlich eilig hatten. Wir haben doch gesehen, dass sie ihn sorgfältig in die Decke gewickelt haben. Und sie haben sich sogar die Zeit gelassen, die Decke hinter seinem Rücken festzustopfen, ehe sie das Mordfahrzeug verließen.«
    Er zeigte mit dem Mundstück der Pfeife auf mich. »Das ist übrigens noch ein Zeitpunkt, den wir im Kopf haben müssen. Ein Seemann hat um halb vier gesehen, dass Rustads Dodge durch die Kirkegate fuhr und dann in der Glacisgate hielt. Leider hat er nicht abgewartet, ob jemand ausstieg. Mit anderen Worten: Der Wagen hat länger als zehn Stunden auf dem Grev Wedelsplass gestanden, ehe die Leiche entdeckt wurde.«
    Das notierte ich. »Na gut, und wie lautet deine Theorie?«
    Mr. George ließ sich zurücksinken und musterte mich durch den Tabaksrauch mit scharfem Blick. »Hast du dich gefragt, wie viele Automatikpistolen es in Oslo gibt? Welche Personen könnten eine solche Waffe besitzen? Und dann ist da die Mordmethode …«
    »Was ist damit?«
    Mr. George rauchte eine Weile schweigend, ehe er antwortete.
    »Hast du je von einem >One-way Ride< gehört oder von >Taking Someone For A Ride    »Du meinst, Rustad ist von Auftragsmördern aus Chicago umgebracht worden?«
    Mr. George sah mich abwartend an.
    »Bürochef Brodin …« Ich stockte. Der Versicherungsdetektiv stand bei Mr. George nicht gerade in hohem Ansehen. »Red nur weiter!«
    »Bürochef Brodin hat angedeutet, dass Rustad mit einer Osloer Bande zusammengearbeitet hat. Es ist nicht unmöglich, dass solche Leute Kontakte mit Erfahrungen aus der amerikanischen Unterwelt haben. Aber glaubst du wirklich, ein Gangster aus Chicago würde für fünfhundert Kronen einen Mord begehen?«
    »Vergiss die fünfhundert Kronen. Die Tatsache, dass die Mörder Rustads Brieftasche mitgenommen haben, muss nicht bedeuten, dass es ihnen um Geld ging.«
    Mr. George überlegte, dann fügte er hinzu: »Ich habe das Gefühl, dass das hier mehr ist als nur ein simpler Raubmord. Es wirkt eher wie ein sorgsam durchdachter, gut vorbereiteter Mord, durch den ein unangenehmer Mitwisser zum Schweigen gebracht werden soll. Oder einer, der einem großen Gewinn im Weg steht.«
    Ich überlegte eine Weile, worauf er wohl hinauswollte. Dann kam mir ein Gedanke. »Aber Rustad war kein Opfer eines >One-way Rides<. Wir reden hier wirklich von einem >Two-way Ride<. Warum in aller Welt sind die Täter mit der Leiche von Alnabru zurück nach Oslo gefahren?«
    Mr. George deutete ein Lächeln an. »Wenn du die Antwort auf diese Frage findest«, sagte er, »dann hast du den Rustadmörder. Das garantiere ich dir.« Sein Lächeln wurde herzlicher. »Betrachte das bitte nicht als Aufforderung. Lass dich bloß nicht dabei erwischen, wie du Detektiv spielst, dann geht es gleich in die Ofenecke.« Mr. George zog sein Notizbuch hervor. »Na gut, Erik, mach dich auf irgendeine Weise nützlich, während ich den Artikel für die erste Seite schreibe. Um zwölf Uhr verteilt die Polizei ein Infoblatt an die Presse. Also sorg dafür, dass wir ein Exemplar kriegen.«
     
    Die Eingangspartie der Mollergate 19 war überfüllt. Ohne allzu großes Aufsehen zu erregen, bahnte ich mir einen Weg zu einem Stehplatz in der hintersten Ecke. Nach einer Weile versetzte jemand mir einen Rippenstoß. Ich schaute auf und sah, dass Fridtjof Knutsen neben mir stand. Wie

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