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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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des Großhändlers um Viertel vor drei durch den Trondhjemsvei in Richtung Zentrum fahren sehen. Besonders sei ihm der junge Mann hinter dem Steuer aufgefallen. Er habe einen dunklen Mantel und einen grauen Hut getragen - und sei ziemlich blass gewesen.«
    Ich sah Kiss mit ernster Miene an.
    »Das klingt doch absolut nach Lennart, oder?«
    Sie stimmte zu.
    »Dieser Zeuge hat aber außerdem berichtet, dass dort jemand auf der Rückbank gesessen habe, den er nicht beschreiben konnte. Und wer kann das wohl gewesen sein, was meinst du?«
    Sie überlegte, doch ich kam ihr zuvor.
    »Hans von Manteuffel natürlich. So wie Lennart den Mord an Rustad beschrieb, hat er die tödlichen Schüsse nicht selbst abgefeuert. Das deckt sich mit der Theorie der Polizei. Rustads Leiche wurde in einer merkwürdig verdrehten Stellung gefunden, so als habe der Mann hinter dem Lenkrad den Großhändler halbwegs auf den Boden geschoben, nachdem er von hinten erschossen worden war. Es war Manteuffel, der Rustad ermordet hat!«
    Kiss wollte etwas sagen, doch ich wehrte mit einer Handbewegung ab.
    »Warte mal, lass mich zu Ende reden. Möglicherweise hast du nämlich recht, und die Miniaturmalerei war das Motiv. Doch als Lennart tags darauf den Kunsthändler aufsucht, begreift er, dass der Mord ganz umsonst war. Vik erzählt ihm, dass das Gemälde nicht viel wert ist. Begreifst du, was das bedeutet? Nein? Rustad hatte nur eine Kopie. Das echte Gemälde ist wahrscheinlich niemals in Norwegen gewesen!«
    Ich schlug dramatisch mit der Hand auf den Tisch.
    »Gott, ich würde einiges geben, um mehr über dieses verdammte Porträt zu erfahren!«
    Kiss sah mich mit erwartungsvollem Blick an. »Denk nur, wie toll es wäre, wenn dir das gelänge, Erik!«
    Ich sah sie lange an. »Das ist gar nicht mal so abwegig. Ich habe nämlich eine Idee.« Ich trank einen Schluck Wermut. »Sogar eine verdammt brauchbare Idee, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Los, spann mich nicht auf die Folter. Erzähl schon!« Ich versuchte, meinen Blick auf ihre Augen zu fokussieren. Das brauchte Zeit.
    »Jacob Bondi«, sagte ich schließlich.
    »Was?«
    »Nicht was - wer! Jacob Bondi ist jemand, der mich vor einer Weile besucht hat. Und er behauptet, mich beobachtet zu haben …«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, wirklich. Er sagte, ich hätte bereits mehrmals sein Interesse geweckt. Er hat mich draußen bei Rustads Villa gesehen und auf dem Lagerplatz. Da ist es wohl nicht so schwierig zu erraten, wieso ich >sein Interesse erweckt habe<. Hm?«
    »Er glaubte, du suchtest nach der Miniatur?«
    »Selbstverständlich. Und das bedeutet natürlich, dass Bondi selbst darauf aus ist. Er kann uns verraten, weshalb sie so wichtig ist!«
    Kiss wirkte eine Spur verwirrt, weil ich diesen Bondi ins Spiel gebracht hatte.
    »Aber wann triffst du ihn denn wieder?«
    »Bondi? Ich weiß nicht, ob ich ihn überhaupt je wiedertreffe. Er ist so ein Typ, der einfach auftaucht. Und wieder verschwindet.«
    Plötzlich kam mir ein Gedanke. »Jetzt weiß ich, was wir machen!«, rief ich. »Wir sorgen dafür, dass ein Foto der Miniaturmalerei bei Arbeiderbladet erscheint!«
    Kiss runzelte die Stirn. »Aber musst du dann nicht erklären, dass das Porträt mit dem Mord an Rustad zusammenhängt, oder?«
    »Aber nein«, erwiderte ich. »Ich lasse mir irgendwas einfallen. Dass das Bild von ein paar Jungen auf dem Müll gefunden und bei Arbeiderbladet abgegeben wurde. Bla, bla, bla. >Können die Leser von Arbeiderbladet Hinweise geben?< Und so weiter. Unterzeichnet: Erik Erfjord. Bondi wird es nicht schwerfallen, die Nachricht zu entziffern.«
    Kiss hob ihr Glas.
    »Auf dich, Erik! Du bist ja wirklich schlau!« Ich prostete ihr zu.
    »Und wie gesagt: Kein Wort über Lennart! Zumindest vorerst nicht…«
    Zum vierten oder fünften Mal erneuerten wir den Pakt, der Lennarts guten Namen und Ruf beschützen sollte. Die Wermutverschwörer. Tommy and Tuppence.
    Partners in Crime.
     
    Letzter Bus zum Solvann
     
    Ein Versprechen ist ein Versprechen. Daher überredete ich den Redakteur der Samstagsbeilage, einen kurzen Artikel über das Porträt der Eva Frank Matronita zu drucken. Doch die Wahrheit war, dass ich kalte Füße bekommen hatte. Manteuffel hatte Jacob Bondi als rücksichtslosen Saboteur, Spion und Experten für staatsgefährdende Umtriebe bezeichnet. Nach allem, was ich wusste, schien das durchaus möglich. Vor diesem Hintergrund deutete alles auf Bondi als den Verantwortlichen für den Brand in der Dronningens

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