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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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behauptest, ich hätte Lennart besser gekannt als sonst jemand«, sagte ich schließlich. »Im Gegenteil. Ich scheine ihn überhaupt nicht gekannt zu haben.«
    Mit ernstem Blick sah sie mich an. »Du musst akzeptieren, dass Lennart dunkle Seiten hatte, Erik. Ich habe das schon vor langer Zeit getan. Zu Beginn versuchte ich, sie zu übersehen, aber das war unmöglich. Stattdessen lernte ich, im Guten wie im Bösen mit ihm zu leben. Das Ergebnis war, dass ich ihn nur umso mehr liebte. Lennart war entweder-oder, verstehst du? Niemand konnte dich mehr verletzen als er, aber es gab auch keinen liebenswürdigeren Menschen.«
    »Die Kokainsucht muss ihn dazu gebracht haben.« Kiss Lorenz lächelte betrübt. »So ist es wohl gewesen.«
    »Und das Kokain ließ ihn in die Fänge von Leuten wie Hans von Manteuffel geraten?« Sie schauderte.
    »Uff! Hat dir Lennart eigentlich etwas Konkretes über diesen schrecklichen Mann erzählt?«
    »Ja und nein. Er war nie wirklich bereit, über Manteuffel zu reden, und das Wenige, das er erzählte, war wohl erlogen, fürchte ich. Und? Wer ist dieser Kerl?«
    »Ich weiß auch nicht viel, nur dass Lennart ihn anscheinend in Berlin kennengelernt hat und dass …«
    »Ach bitte, Kristin!«
    Sie drückte ihre Zigarette aus und ergriff mit beiden Händen meinen Arm.
    »Sag vor allem bitte Kiss zu mir.«
    »Okay, Kiss. Du warst mit Lennart verlobt - da hast du doch sicher mitbekommen, was er und Manteuffel trieben?«
    »Nicht mehr als das, was Lennart mir erzählt hat.« Ihr Griff verstärkte sich.
    »Weißt du, als Lennart und ich nach Norwegen zurückkamen, konnten wir in Vaters Landhaus wohnen. Er ist ja so sehr mit seinen Geschäften in Deutschland beschäftigt. Das Landhaus liegt in Ostmarka, mit dem Bus eine Dreiviertelstunde vom Jernbanetorv entfernt. Lennart und ich waren da draußen ziemlich isoliert - vor allem ich, da ich noch immer nicht gelernt habe, den Chrysler zu fahren. Häufig verbrachte ich die Nacht alleine. Lennart behauptete immer, dass er in der Stadt aufgehalten wurde. Theaterproben, alte Freunde, die ihn zu einem Drink einluden … tja, irgendwas war eigentlich dauernd.«
    »Und du weißt nicht, was er da eigentlich gemacht hat?«
    Kiss bedauerte. Sie hatte keine Ahnung. Leider.
    Bis in den Nachmittag blieben wir im Theatercafe sitzen. Es wurde ein seltsamer Nachmittag. Wir bestellten mehrere Runden Wermut, und je heftiger uns der Alkohol zu Kopf stieg, desto mehr reizte es uns, den Mord an Rustad aufzuklären. Immer wieder übersahen wir die Tatsache, dass sich unsere Theorien um Lennart drehten. Wir waren viel zu begeistert über unser gemeinsames Interesse und liefen Tommy und Tuppence förmlich den Rang ab.
    Doch immer wieder wurde der Rausch von einer unheimlichen Klarsicht überlagert, und wir erschraken und schämten uns, auf Lennarts Kosten Detektiv zu spielen. Gott im Himmel, wir hatten ihn gerade erst verloren, und noch dazu auf die schlimmstmögliche Weise. Diese klaren Augenblicke endeten dann immer damit, dass wir uns hoch und heilig versprachen, keiner Menschenseele etwas von unserer Unterhaltung zu verraten. Zumindest nicht, bevor wir unerschütterliche Beweise hätten. Es war nicht weniger als ein Pakt, besiegelt mit Wermut!
    Einen Augenblick später waren wir wieder beim Thema.
    »Okay, lass uns mal sehen, was für Lennarts Verwicklung in den Mord an Rustad spricht«, sagte ich. »Punkt eins: Am Tag des Mordes kommt er zu spät zur Nachmittagsprobe im Chat Noir. Die Probe fing um drei Uhr an, Lennart kam erst eine Dreiviertelstunde später. Und jetzt hör zu: Laut Bericht der Polizei wurde Rustads Dodge gesehen, als er um halb vier auf den Grav Wedels plass einbog. Wenn Lennart der Fahrer war, stellte er den Wagen dort ab, weil es nur ein paar Minuten Fußweg vom Tivoli entfernt lag. Und warum hat er den Leichnam des Großhändlers von Tveten nach Oslo gebracht? Ja, das kann ich dir sagen: Er wollte unbedingt pünktlich zur Probe im Chat Noir erscheinen! Doch dann stellte er fest, dass es gar nicht so einfach war, einen unauffälligen Parkplatz in der Innenstadt zu finden. Wahrscheinlich ist er erstmal eine ganze Weile herumgekurvt, bevor er dann den fast menschenleeren Grav Wedels plass entdeckte.«
    »Er muss sich dabei ganz schrecklich gefühlt haben. Es hätte doch sehr leicht jemand bemerken können, dass er einen toten Mann im Wagen hatte!«
    Ich nickte.
    »Vermutlich war er total verzweifelt. Und hier haben wir Punkt zwei: Ein Zeuge hat den Dodge

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