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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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zusammen verkauft sei und die Familie das Geld vor der Abreise bekommen habe. Nach einer Weile wurde klar, dass er hinter einem Porträt her war, das die Familie aus Deutschland mitgebracht hatte.«
    »Das Porträt der Eva Frank Matronita?«
    »Ja, so was in der Art … Fredriksen sagte, das Bild sei mit dem ganzen anderen Inventar verkauft worden, es habe viele Interessenten gegeben und er könne sich nicht erinnern, wer es gekauft habe. Daraufhin drohte Manteuffel, uns allen den Kopf wegzublasen, wenn wir es nicht wiederbeschafften. Doch wir begriffen den Ernst der Lage erst, nachdem Großhändler Rustad ins Jenseits befördert worden war. Er hatte ein paar Möbel der Familie gekauft, und wir gingen davon aus, dass Manteuffel das Porträt bei ihm gefunden hatte …«
    »Und dann seid ihr mit dem Hauptquartier ins Fischkastenlager bei Vippetangen umgezogen?«
    Bay nickte: »Zu Beginn, ja. Doch nach dem Brand in der Dronningens gate kamen wir überein, getrennte Wege zu gehen. Für sich allein hatte jeder die bessere Chance. Ungefähr zur gleichen Zeit hörten wir, dass man Janus kurz nach Neujahr in Deutschland verhaftet und ihm auf Befehl von Manteuffel den Kopf abgeschlagen hatte. Das machte uns nicht gerade weniger Angst!«
    »Dann kannst du also bestätigen, dass Manteuffel ein Polizist ist?«
    Bay hatte alles aufgegessen. Er öffnete eines der Zigarettenpäckchen und klopfte es gegen seinen Zeigefinger.
    Plötzlich hielt er abrupt inne. »Aber wusstest du das denn nicht?«
    Ich blickte ihn schuldbewusst an. »Leider nicht, Bay. Lennart Winther konnte mir Manteuffel nicht mehr vorstellen. Und selbst wenn er es geschafft hätte, bezweifle ich, dass ich den Deutschen auf andere Gedanken bringen könnte. Du musst dich wohl selbst um deine Probleme kümmern. Doch einen Rat will ich dir gerne geben: Wenn du mit heiler Haut davonkommst, musst du herausfinden, warum er hinter dir her ist!«
    Bay entzündete seine Zigarette.
    »Ich kann das nicht begreifen, Erfjord! Ich habe doch dieses verdammte Bild nicht, das er suchte. Und Fredriksen hatte sich bereit erklärt, das Geld zurückzuzahlen, das wir nach dem Verkauf der Möbel behalten haben …«
     
    Als Birger Bay merkte, dass ich gehen wollte, kam er mit mehreren Vorwänden, um mich länger bei sich zu behalten. Dankend ließ ich mich auf zwei Schnäpse ein, doch als er zum dritten Mal nach der Flasche griff, schüttelte ich entschieden den Kopf und sagte, ich hätte Angst, dass Straken ohne mich zurückführe. Wie sich zeigte, war meine Befürchtung nicht ganz unbegründet. Als ich unter dem Lagerhaus zum Flussufer kam, schickte sich Straken gerade an, das Boot in tieferes Wasser zu rudern.
    »Hey, du!«, rief ich erbost. »Hattest du nicht den Befehl zu warten?«
    Er sah mich erschrocken an. »Komm schnell an Bord!«, flüsterte er. »Wir sind nicht allein!«
    »Nicht?«
    Statt mir zu antworten, drehte er sich um und ruderte weiter. Ich watete hinterher und packte das Boot an der Reling.
    »Wir fahren nirgendwohin, bevor du mir nicht sagst, was los ist!«
    Straken zog die Ruderblätter ein. »Ich hab zwei Typen gesehen, die über die Hausmannsbrücke kamen! Einer war dieser Deutsche, vor dem sich Bay so fürchtet!«
    »Manteuffel?«
    »Ja, sicher. Den du damals auf dem Lilletorg gesehen hast! Jetzt ist er sicher ins Lagerhaus gegangen, um nach Bay zu suchen! Wir müssen hier weg, so schnell wie möglich!«
    »Keine Panik, Straken. Ich wäre Manteuffel begegnet, wenn er das Lagerhaus betreten hätte.«
    »Aber nein, an der Vorderseite führt eine Außentreppe zum Dachboden! Bay hat mir verboten, sie je zu benutzen, weil die Leute sonst vielleicht misstrauisch werden.«
    »Straken«, sagte ich so ruhig es ging, »ich hoffe nicht, dass du Manteuffel gesteckt hast, wo sich Bay verbirgt? Denn sonst…«
    »Ich? Nein! Wofür hältst du mich eigentlich?«
    »Ich kenne dich, Straken. Du hast sogar deinem eigenen Bruder drei Jahre in Akershus verschafft, ich traue dir keinen …«
    Mehr schaffte ich nicht zu sagen.
    Ich hatte einen Fuß ins Boot gesetzt, als Straken - anscheinend im Glauben, ich wolle ihm eine Tracht Prügel verpassen - mir eines der Ruderblätter ins Gesicht schlug. Ich stolperte zurück und fiel der Länge nach hin. Zwei Mal versuchte ich mich aufzurappeln, aber mir war so schwindelig, dass ich aufgeben musste. Als ich beim dritten Versuch schließlich hochkam, war Straken bereits von der Strömung in die Dunkelheit unter der Hausmannsbrücke getrieben

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