Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Spion, der aus der Kälte kam

Titel: Der Spion, der aus der Kälte kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
Vom Netzwerk:
Einrichtungen Ihrer Berliner Dienststelle berichtet, von Ihren Mitarbeitern und Agenten. Das ist, wenn ich so sagen darf, ein alter Hut. Genau geschildert - sicher. Gutes Hintergrundmaterial, faszinierend zu lesen, hie und da gute Ergänzungen, hie und da ein kleiner Fisch, den wir jetzt aus dem Teich herausholen werden. Aber kein Material, das - wenn ich es grob ausdrücken darf - fünfzehntausend Pfund wert ist.« Er lächelte wieder. »Wenigstens nicht nach dem gerade gültigen Tarif.«
    »Hören Sie«, sagte Leamas. »Ich habe diesen Handel nicht vorgeschlagen - das haben Sie getan. Sie, Kiever und Peters. Nicht ich bin an Ihre weibischen Freunde herangekrochen, um mit altem Material hausieren zu gehen, sondern Ihr seid mir nachgelaufen, Fiedler. Ihr habt den Preis festgesetzt und damit das Risiko übernommen. Abgesehen davon: bis jetzt habe ich noch keinen lausigen Penny bekommen. Machen Sie mir also keine Vorwürfe, wenn die Operation ein Mißerfolg ist.« Zwinge sie, zu dir zu kommen, dachte Leamas.
    »Es ist kein Mißerfolg«, antwortete Fiedler. »Es ist noch nicht zu Ende. Kann es nicht sein. Sie haben uns noch nicht alles gesagt, was Sie wissen. Ich sagte, Sie hatten uns nur Teilinformationen geliefen. Ich spreche von der Aktion ›Rollstein‹. Ich möchte Sie nochmals fragen: Was würden Sie tun, wenn ich, wenn Peters oder jemand wie wir Ihnen eine derartige Geschichte erzählt hätten?«
    Leamas zuckte mit den Achseln.
    »Ich wäre unruhig«, sagte er. »Das ist schon vorgekommen: Man erhält einen oder vielleicht mehrere Hinweise, dass es in einer Abteilung oder auf einer bestimmten Ebene einen Spion gibt. Was nun? Man kann nicht den ganzen Regierungsapparat verhaften. Man kann nicht einer ganzen Abteilung Fallen stellen. Also bleibt man ruhig und hofft auf mehr. Man behält die Sache im Auge. Im Fall ›Rollstein‹ kann man ja nicht einmal sagen, in welchem Land er arbeitet.«
    »Sie zeigen deutlich, dass Sie ein Mann des Außendienstes sind«, sagte Fiedler mit einem kleinen Lachen. »Sie sind kein Auswerter. - Ich möchte Ihnen ein paar grundsätzliche Fragen stellen.«
    Leamas sagte nichts.
    »Der Ordner - der eigentliche Akt ›Rollstein‹, welche Farbe hatte er?«
    »Grau, mit einem roten Kreuz darauf. Das bedeutet, dass nur ein begrenzter Personenkreis Zugang dazu hatte.«
    »War außen irgend etwas drangeheftet?«
    »Ja, der Warnzettel. Das ist eine Verteilerliste mit der vorgedruckten Erläuterung, dass jede nicht namentlich auf der Liste erwähnte Person verpflichtet sei, den Akt - sofern er irgendwie in ihre Hände gelangt war - sofort und ungeöffnet an die Bankabteilung zurückzuschicken.«
    »Wer war auf der Verteilerliste?«
    »Für ›Rollstein‹?«
    »Ja.«
    »Der Chef, sein persönlicher Referent, seine Sekretärin, die Bankabteilung, Miß Bream von der Spezialregistratur und Abteilung Ost vier. Das sind alle, meine ich. Und die Sonderreiseabteilung, glaube ich - da bin ich nicht ganz sicher.«
    »Ost vier? Was wird dort gemacht?«
    »Länder hinter dem Eisernen Vorhang, ausgenommen Sowjetunion und China. Die Zone.«
    »Sie meinen die DDR?«
    »Ich meine die Zone.«
    »Ist es nicht ungewöhnlich, dass eine ganze Abteilung auf einem derartigen Verteiler steht?«
    »Ja, wahrscheinlich ist es das. Aber ich kenne mich da nicht aus. Ich hatte vorher noch nie mit derart beschränktem Verteilermaterial zu tun gehabt. Ausgenommen in Berlin natürlich; aber dort war alles ganz anders.«
    »Wer war zu jener Zeit in Ost vier?«
    »Guillam, Haverlake, de Jong, glaube ich. De Jong war gerade von Berlin zurückgekommen.«
    »Und alle diese Leute durften den Akt sehen?«
    »Ich weiß nicht, Fiedler«, Leamas war gereizt. »Und wenn ich Sie wäre …«
    »Ist es nicht seltsam, dass eine ganze Abteilung auf dem Verteiler stand, während sonst nur Einzelpersonen angeführt waren?«
    »Ich sagte Ihnen doch, dass ich es nicht, weiß - wie sollte ich es auch wissen? Ich war doch nur ein kleiner Angestellter in dem Laden.«
    »Wer trug den Akt von einem zum anderen?«
    »Sekretäre, nehme ich an - ich kann mich nicht erinnern. Es ist doch schon Monate her.«
    »Warum waren die Sekretäre dann nicht auf der Liste? Die Sekretärin vom Chef war darauf.« Es war einen Augenblick still.
    »Nein, Sie haben recht«, sagte Leamas. »Ich erinnere mich jetzt.« In seiner Stimme war Verwunderung. »Wir gaben sie persönlich weiter.«
    »Wer sonst hatte in der Bankabteilung mit diesem Akt zu tun?«
    »Niemand. Es

Weitere Kostenlose Bücher