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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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dem Ihr treu dienen könnt? Wer seid Ihr wirklich, Hohensax? Wisst Ihr das noch?«
    Amman Sachs schwieg betroffen. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich erneut bei einer ihm aufgetragenen Mission versagt hatte. Erst der Verlust der
Flor de la Mar
mit ihren Schätzen – und jetzt musste er die englische Hauptstadt überstürzt verlassen, ohne die ihm aufgetragene Aufgabe seines Prinzipals auch nur annähernd erfüllt zu haben. Sachs hatte die zart sprießenden Handelsbeziehungen zwischen Augsburg und London festigen und ausbauen sollen; stattdessen war er beim Einbruch in eine königliche Festung erwischt, dafür verurteilt und außer Landes gewiesen worden. Eine Katastrophe, die Sachs erst jetzt in ihrer vollen Tragweite erkannte.
    Allein das Wissen, dass die Engländer wahrhaftig künstliches Gold machen konnten, brachte er seinem Handelsherrn als Ergebnis seiner Mission mit. Und das war nun wirklich keine gute Nachricht; sie war eher dazu angetan, den Regierer oder den Hauptfaktor zu beunruhigen.
    Über seine düsteren Überlegungen waren Amman Sachs, Gemma und der Engländer endlich am Billingsgate angekommen, wo Sachs eine dreimastige Fregatte spanischer Bauweise am Kai liegen sah.
    »Ist
das
Euer Schiff, Drake?« Sachs’ Frage hatte besorgter geklungen als gewollt, doch er wusste, dass ein Engländer ein solches Schiff nur führen konnte, wenn er es gekapert hatte.
    »Das ist die
Falcon,
ja. Mein Schiff«, antwortete Drake. »Ihr solltet Euch besser informieren, mit wem Ihr es zu tun habt, ehe Ihr Euch auf gefährliche Missionen mit ungewissem Ausgang einlasst. Habt Ihr nie von der Schlacht von San Juan de Ulúa gehört?«
    Sachs erinnerte sich, dass San Juan de Ulúa der Name der Festung des neuen Veracruz war, des Haupthafens in Neuspanien. Der Kapitän der
Flor de la Mar
hatte von dem Überfall erzählt; Engländer waren mit Spaniern aneinander geraten, und es hatte zahlreiche Tote gegeben.
    »Das wart Ihr?« Amman Sachs’ Überraschung war echt. Er begriff, dass er hier mit einem möglicherweise bedeutenden Feind der spanischen Krone in den Straßen Londons unterwegs war. »Ihr seid ein Pirata!«
    Drake lachte. »Ihr wart zu lange in Rom, mein Freund. Lateinisch spricht man in diesen Breiten nicht mehr sehr gerne. ›Freibeuter‹ nennt man das bei uns. Aber die wilden Zeiten sind ja im Augenblick vorbei, nachdem meine Königin Elisabeth und Euer König Philipp ihre Geheimvereinbarung abgeschlossen haben.« Drake blickte den Fugger-Agenten an. »Von der Ihr, Hohensax, auch noch nicht gehört habt, wie ich sehe. Beide Könighäuser haben sich gegenseitig versichert, keine Rebellen des jeweils anderen Landes mehr zu unterstützen. Schauen wir einmal, wie lange dieser seltsame Pakt halten wird.«
    Sie betraten nun die Fregatte, ein schlankes und niedriges Schiff, das ganz ohne die sonst üblichen Bug- und Achterdeckkastelle auskam. Es schien eine eher leichte Bewaffnung zu haben, die oben auf Deck aufgestellt und mit dicken Tauen fixiert war. Weitere Kanonenklappen unter Deck konnte Amman Sachs nicht ausmachen. Zwei Männer saßen als Deckswache auf einigen Tauen. Sie sprangen auf, als sie Drake erkannten, und verzogen sich zum Heck des Schiffes.
    »Wir haben leider keine Quartiere für euch, aber unsere Passage wird ja auch nur von kurzer Dauer sein«, sagte Drake, der sich jetzt, an Bord des Schiffes, zu verwandeln schien: Er wirkte fröhlicher, frischer, sogar größer, als wären Schiff und Wasser sein eigentliches Element.
    »Und was wird das Ziel unserer kleinen Reise sein?« Gemma, die bisher geschwiegen hatte, schien nach einer geeigneten Möglichkeit Ausschau zu halten, sich irgendwo an Deck niederzulassen.
    »Brügge«, antwortete Drake wie aus der Kanone geschossen. »Wir werden euch in Brügge an Land setzen. Wenn ich mich nicht täusche, gibt es dort noch eine alte Fuggerfaktorei, wo ihr erst einmal eine Anlaufstelle habt. Ich selbst werde dort Fracht aufnehmen. So lässt sich das eine mit dem anderen verbinden.«
    »Fracht aus Brügge?« Amman Sachs wurde immer verunsicherter. »Ist nicht der Hafen dieser Hansestadt längst versandet und sämtliche Handelsprivilegien an Antwerpen übergegangen? Was gibt es denn in Brügge noch zu handeln? Und wie wollt ihr den trockenen Hafen erreichen? Kann Euer Schiff etwa über Land fahren, Drake?«
    Statt eine Antwort zu geben, lächelte Kapitän Drake nur hintersinnig und ließ seine Passagiere ohne ein weiteres Wort an Deck zurück,

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