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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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Wassertiefe um die Fregatte herum zu erkunden. Nun sah er auf. »Keine Bange. Bei der hohen Fahrt, die wir hatten, hat der Kiel sich tief in den hier bei Flut weichen Grund gegraben. Je mehr Wasser abläuft und je trockener der Grund wird, desto fester wird der Boden. Das Schiff wird liegen wie fest gemauert.«
    Tatsächlich lief die Ebbe weiter ab, und die
Falcon
blieb sicher aufrecht stehen. Schließlich hoben die Matrosen eine lange Leiter über die Bordwand, und die ersten Männer stiegen hinab und sprangen ins nur noch niedrige Wasser. Mehrere Männer machten sich daran, die Schiffswand zu inspizieren und kleine Fugen mit Werg auszustopfen oder mit Teer abzudichten. Andere ließen an Seilen Fässer und Kisten hinab, die leer sein mussten, da sie kaum Arbeit beim Tragen machten.
    Amman Sachs erkannte, dass für ihn und Gemma jetzt wohl der Zeitpunkt gekommen war, die
Falcon
zu verlassen. Gerade als er sich von Kapitän Drake verabschieden wollte, sah er über dessen Schulter hinweg am Land schwer bewaffnete Soldaten aufziehen.
    »Mein Gott!«, entfuhr es ihm.
    Sofort drehte Drake sich um. Dann lachte er. »Keine Sorge, mein Freund. Das ist meine Fracht. Die
Falcon
ist ein Kriegsschiff – zwar klein, aber eben doch ein Kriegsschiff. Und ein solches Schiff hat nun mal Soldaten als Fracht.«
    Drakes Lachen erstarb, als immer mehr Bewaffnete in voller Rüstung an Land erschienen. »Das sind aber deutlich mehr als angekündigt«, sagte er eher zu sich selbst als zu Sachs und Gemma. »Hoffentlich werden wir nicht zu schwer und kommen bei Flut wieder vom Meeresgrund frei.«
    Dann erinnerte er sich an seine Passagiere, die von Bord wollten. »Nun ja, wenn wir zu schwer sind, schmeißen wir einfach welche über Bord!« Drake lachte.
    Gemma und Amman Sachs machten, dass sie die Leiter von Bord hinunterkamen. Das Wasser war jetzt fast vollständig abgelaufen; das frei stehende Schiff gab von unten ein seltsames Bild ab, wie es da ganz ohne Wasser auf dem Trockenen lag.
    Sachs und Gemma machten sich zu Fuß auf den Weg zur Küstenlinie. Sie waren schon ein gutes Stück entfernt, da rief Drake ihnen hinterher: »Haltet euch an den schmalen Wasserlauf, den ihr linker Hand sehen werdet. Er führt euch nach Brügge, gut ein Tagesmarsch von hier. Alles Gute und auf ein glücklicheres Wiedersehen!«
    Gemma und Sachs hatten jetzt die Soldaten erreicht, die sich von Land her der
Falcon
näherten. Der Fugger-Agent erkannte an den Gesichtern der Männer, dass es Söldner sein mussten, die offenbar aus den verschiedensten Landstrichen stammten. Einen von ihnen, der ihm nach einem verarmten Offizier von Stand aussah, hielt Sachs am Ärmel fest, nachdem er sich durch einen Blick zurück zum Schiff versichert hatte, dass ihn von dort keiner mehr beobachtete.
    »Wo geht Eure Reise hin, Freund?«, fragte er den Offizier.
    Der schaute ihn misstrauisch an, schätzte den Fugger-Agenten dann aber wohl als ungefährlich ein, da er ja unbehelligt von dem Schiff kam, das er gleich selbst besteigen sollte. »Irland, soweit ich weiß«, sagte der Offizier. »James Fitzmaurice Fitzgerald, der Earl of Desmond, gibt dort wohl noch immer keine Ruhe und will die Iren zur Unabhängigkeit von den Engländern führen. Gut für unsereins. So wird dieser Krieg einen wie mich noch lange ernähren!«
    Beim Weitergehen überlegte Sachs laut: »Damit dürfte klar sein, wofür diese seltsamen Rosenobel zuerst einmal gebraucht werden: Um Söldner im Krieg gegen die Iren zu bezahlen.« Gemma erwiderte nichts, und so fuhr Sachs nach einer Weile fort: »Solange die Engländer sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, droht wohl kein neuer Konflikt mit den Spaniern. Irgendwie ist es beruhigend, dass ein Mann mit den Fähigkeiten eines Francis Drake hier als Truppentransporteur unterwegs ist. Nicht auszudenken, was mit dem größten Schuldner der Fugger passieren könnte, wenn dieser Freibeuter sich wieder auf Kaperfahrt begeben würde.«

18.
    Der Fußmarsch durch die ebene Landschaft zwischen Meer und der alten und schon lange nicht mehr reichen Stadt Brügge war anstrengender, als von Amman Sachs erwartet. Der Weg führte die meiste Zeit an der Zwin entlang, einem alten Wasserlauf, der Brügge einst mit dem Meer verbunden und in der Zeit vor den großen Entdeckungsreisen in die Neue Welt zur reichsten Metropole der Welt gemacht hatte.
    Doch seit einigen Jahrzehnten war die Zwin vollständig versandet und die einstige Hansestadt Brügge vom Meer abgeschnitten.

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