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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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während er selbst zu einem Niedergang schritt, wahrscheinlich, um sich in seine Kabine zu begeben. Sachs und Gemma, die sich auf Deck irgendwie einrichten mussten, sahen ihn erst wieder, als die Morgendämmerung anbrach und Drake seinen Kommandoplatz in der Nähe des Steuerpodests einnahm. Mit ihm erschien nach und nach die Mannschaft, die das Schiff zum Ablegen bereitmachte.
    Mit den ersten Sonnenstrahlen wurden die Leinen losgemacht, und mit der Strömung des Flusses und der zusätzlichen Gezeitenströmung kam der Segler rasch frei und nahm Fahrt auf, auch ohne dass Segel gesetzt waren. Das aber wurde bald nachgeholt, und Sachs staunte über die Geschwindigkeit, die die Fregatte erreichte. Er war sicher, nie auf einem schnelleren Schiff gewesen zu sein.
    Gemma und Sachs saßen ziemlich genau in der Mitte des Schiffes auf einem Lukendeckel. Als die
Falcon
sicher im Ruder lag, ertönte eine Glocke. Die Matrosen, die anDeck und in den Segeln waren, beeilten sich, unter Deck zu kommen. Wahrscheinlich gab die Kombüse die erste Mahlzeit des Tages aus. Und tatsächlich brachte nach einer Weile einer der Seeleute den beiden Passagieren eine Schüssel mit Getreidebrei, in den dicke Fleischstücke eingerührt waren, und zwei Krüge mit warmem Wein. Drake versorgte seine Mannschaft gut, was darauf schließen ließ, dass er ergebene Matrosen haben dürfte.
    Als Sachs die leere Schüssel und den geleerten Krug zur Seite schob, schaute er zum Kapitän hinüber, der selbst das Ruder übernommen hatte. Sachs bemerkte, wie Drake das Steuer mit einem Seil auf Kurs fixierte und dann irgendetwas aufnahm, um damit zur Steuerbordseite des Schiffs zu gehen, die im Luv lag, dem Wind zugewandt. Sachs stand auf und trat ebenfalls an die Reling, um besser beobachten zu können, was der Kapitän vorhatte.
    Drake hatte ein Stück Holz aufgenommen, das die Form eines Viertelkreises besaß. Es war offenbar mit Blei beschwert und hing an einer dünnen Leine, die in regelmäßigen Abständen geknotet war und lose auf Deck lag. Nun holte Drake eine Sanduhr aus einem kleinen Verschlag in der Bordwand und stellte sie auf die Reling. In dem Moment, in dem er die Sanduhr umdrehte, sodass der Sand im Innern zu rieseln begann, warf der Engländer das Holzstück an der Leine über Bord und ließ die Leine dabei durch seine Hand laufen.
    Der Fugger-Agent fragte sich, wozu diese Prozedur dienen konnte, und trat näher an den Kapitän heran. »Was tut Ihr da?«, fragte er. Doch Drake schüttelte nur den Kopf, als wollte er sagen: »Lass mich in Ruhe, nicht jetzt!« Sachs erkannte, dass der Kapitän irgendetwas zu zählen schien. Es mussten die Knoten der Leine sein, die durch Drakes Hand liefen. Dabei starrte er konzentriert auf die Sanduhr.
    Als der Sand nach kurzer Zeit durchgerieselt war, hielt Drake die noch immer durch seine Hand laufende Leine abrupt an und schien dabei im Kopf irgendetwas auszurechnen. Sachs stand jetzt direkt neben ihm, wagte es aber nicht, ihn noch einmal anzusprechen.
    Schließlich holte der Kapitän die Leine mit dem Holzstück ein und legte sie zusammen mit der Sanduhr zurück an ihren Platz auf Deck. Dann ging er wieder zum Steuerstand, nahm eine Schreibfeder aus einem Tintenfass und schrieb etwas in ein gebundenes Buch.
    Währenddessen kam der Steuermann vom Essen zurück, wobei er einen Blick auf das nasse Holzstück an der Leine mit den Knoten warf. Als Drake ihm den Steuerstand überließ, fragte der Rudergänger kurz: »Und?« Der Kapitän blickte kurz auf den in Hörweite stehenden Sachs, antwortete dann aber: »Knapp vierzehn Knoten ohne die Strömung.«
    Offenbar meine Drake die Knoten, die an der Leine durch seine Hand gelaufen waren. Aber was dieser Code zwischen Kapitän und Steuermann wirklich bedeutete, konnte Sachs sich nicht einmal denken.
    Nachdenklich ging er zurück zu Gemma, die von ihrem Platz aus ebenfalls die seltsame Prozedur mit der Knotenleine beobachtet hatte. Auf Deutsch, in der Hoffnung, dass niemand an Bord sie verstehen würde, fragte Sachs: »Hast du eine Ahnung, was das gerade war?«
    Gemma überlegte. »Nun, sie werfen einen Gegenstand über Bord, der auf dem Wasser liegen bleibt. Und dann messen sie mit der ausgeworfenen Leine die Entfernung, die das Schiff sich in einer bestimmten Zeit von diesem Gegenstand entfernt. Entfernung und Zeit . . .« Gemma blickte verwundert. »Natürlich! Die messen die Geschwindigkeit des Schiffes!«
    Sachs riss erstaunt die Augen auf. Er wusste, dass die

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