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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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was im Interesse seines Handelsherren sein müsste. War Hörl vor allem Spanier? Oder Fugger? Oder ein Freund der Engländer? Sachs wusste es nicht einzuschätzen; er war sich nur sicher, dass Hörl auf jeden Fall sein Feind sein würde, egal wie die Verhandlungen um seine Freilassung ausgegangen sein mochten.
    Die weiteren Männer, die von den beiden Matrosen im Beiboot von der
Falcon
herübergebracht wurden, waren Francis Drake und Francis Walsingham sowie ein junger Mann, der eine große schwarze Stofftasche trug und wie ein Gehilfe oder Schreiber aussah. Seine Funktion konnte Amman Sachs nicht sogleich richtig einordnen.
    Als die Gig sanft auf Grund lief, sprangen die Männer außen Bords ins flache Wasser und kamen die letzten Schritte an Land gewatet. Mittlerweile hatten sich alle Inselbewohner – die Geiseln und ihre Bewachung, einschließlich deren Anführer Pedro – am Landungsplatz versammelt, um die Neuankömmlinge zu begrüßen oder auch nur zu bestaunen. Pedro und Drake wechselte ein paar vertrauliche Worte; dann lief der Schwarze mit geschmeidigen Schritten zurück zu den Hütten und kam nach kurzer Zeit mit einem einfachen gezimmerten Tisch und zwei Hockern zurück, die er ohne Probleme in seinen großen Händen tragen konnte. Er stellte alles mitten auf dem Strand auf, sodass sich nun zwei Personen gegenüber an den Tisch setzen konnten.
    »Herr Sachs?« Der Fugger-Agent war überrascht, als er Drake seinen Namen rufen hörte. Mit einer Handbewegung wies der Engländer ihm einen der Hocker an. Auf den zweiten setzte sich schweigend Hernando Hörl, der Fuggerfaktor. Stumm musterten sich die beiden Männer, während die anderen von Drake und Walsingham zum entfernteren Lagerplatz geführt wurden.
    »Was habt Ihr mir zu sagen?«, eröffnete Hörl das Gespräch. Offenbar war er nicht in der Lage, Sachs ins Gesicht zu schauen; stattdessen untersuchte er die Oberfläche der groben Tischplatte.
    Der Schweizer überlegte, worum es bei dieser Unterredung gehen sollte. Er kam zu dem Schluss, dass Hörl überprüfen wollte, was er vom Komplott um die
Flor de la Mar
wusste; denn nach seinem Wissen würde sich ja der Wert bemessen, den die Fugger als Lösegeld für ihn zu begleichen hätten.
    »Was ich Euch zu sagen habe? Dass Ihr ein verfluchter Hurensohn seid, bei dieser Verschwörung mitzumachen. Ihr habt unserem größten Schuldner zwei Millionen Pesos in Gold geraubt, um sie den Engländern in den Rachen zu werfen!« Amman Sachs wusste, dass er übertrieb. Doch an Hörls weit aufgerissenen Augen erkannte er, dass der sich jetzt übers Ohr gehauen glaubte. Selige Zwietracht unter den Gaunern! Bei ihrer Habgier würde nun keiner mehr dem anderen glauben, wie große die Beute der Goldgaleone wirklich gewesen war.
    »Ihr seid jetzt in der Höhle der Löwen, Meister Hörl! Willkommen! Ihr werdet niemals mehr einem Spanier begegnen können, ohne die Angst im Nacken zu spüren, ob er von Eurem Verrat erfahren hat und nun auf Rache sinnt! Ihr solltet lieber gleich mit Drake zurück in die Alte Welt reisen; denn in der Neuen Welt wird es keinen sicheren Platz mehr für Euch geben.«
    Im Gesicht des Faktors zeigten sich jetzt hektische rote Flecken, die erkennen ließen, dass Sachs sein Ziel erreicht hatte. Aber der Schweizer legte noch einmal nach.
    »Habt Ihr Euch eigentlich vor Augen gehalten, wie viele Menschen auf der Goldgaleone ihr Leben lassen mussten, um Euch und den anderen die Taschen zu füllen? Wie hoch war Euer Henkerslohn? Wie reichlich war der Profit, den Ihr aus dem Leiden dieser unschuldigen Menschen gezogen habt?« Amman Sachs spuckte neben den Tisch und wandte sich angewidert ab. Er hatte alles gesagt, was Hernando Hörl als Repräsentant der Fugger wissen musste, um seinen Wert als Geisel genau bestimmen zu können – wenngleich er es auf eine Art und Weise gesagt hatte, wie der Faktor es sicher nicht erwartet hatte.
    Walsingham, der die beiden am Tisch aus einiger Entfernung beobachtet hatte, kam nun wieder näher, da die Unterredung am Strand beendet zu sein schien. Ihm folgte in gemessener Entfernung der wie ein Schreiber aussehende Gehilfe mit seiner Tasche.
    »Das ging ja schnell«, sagte Walsingham, schob den Gehilfen vor und forderte ihn mit einer Geste auf, etwas aus seiner Tasche zu holen. Der Mann gehorchte augenblicklich und holte ein paar Bogen Pergament sowie ein geschlossenes Tintenfass samt Schreibfeder hervor. Dies alles breitete er vor Hörl auf dem Tisch aus. Als Letztes

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