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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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Falltür. Ein überraschend hell erleuchteter Abgrund tat sich auf, sodass Sachs sich wunderte, dass er zuvor keinen Lichtschimmer durch die Fugen der Luke bemerkt hatte.
    Die Cigány hatte sich wieder aufgerichtet.
    »Komm, geh du voraus«, hörte Amman Sachs das erste Mal die Stimme der Frau. Doch er zögerte unsicher. Trotz der Nähe der geheimnisvollen Schönen fühlte er sich ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken, vor ihr durch die Falltür hinabsteigen zu müssen. Unschlüssig blickte er in den überraschend sauber wirkenden, tiefer gelegenen Raum, wobei sein Sichtfeld jedoch durch die Lukenöffnung eingeschränkt blieb.
    »Zier dich nicht«, hörte er abermals die Stimme der Frau.
    »Ja, ziert Euch nicht so, Meister Sachs«, erklang zum Schrecken des Fugger-Agenten eine zweite Stimme aus den Tiefen des unbekannten Kellergeschosses. »Ich beiße Euch schon nicht, wenngleich ich Euch sicher auch nicht für die erwarteten Vergnügungen zur Verfügung stehe!«
    »Der Engländer!«, entfuhr es Sachs erschüttert. Zu seinem größten Erstaunen erschien unten im Geviert der offenen Luke nun das Gesicht jenes Mannes, den er erst in der geheimen Fuggerfaktorei von Nombre de Dios und dann vorhin im Ausgang der Goldenen Schreibstube des Fugger-Regierers gesehen hatte.
    »Teufel auch, was macht Ihr hier?«
    Der Fremde lachte. »In erster Linie auf Euch warten. Kommt herunter, dann können wir reden. Meine Freundin Elektra, der Ihr ja schon blind vertraut, läuft Euch nicht davon.«
    Immer noch lächelte die Frau den Fugger-Agenten freundlich an und forderte ihn erneut mit einem Nicken auf, endlich die Stiege in den offenbar tiefsten Keller hinunterzuklettern. Zögernd betrat der Fugger-Agent die hölzernen Stufen und stieg hinab ins Tiefgelass. Unten angekommen schlug über ihm geräuschvoll die Falltür zu, und Sachs hörte, wie die Schritte der Frau sich oben entfernten.
    Der Raum, in dem er sich nun befand, war nicht besonders groß, aber sehr sauber, wie der erste Eindruck verriet. Trotzdem lag auch hier Modergeruch in der Luft. Eine Vielzahl von Kerzen erleuchtete das Gelass, das mit einem grob gezimmerten Schrank, einem Tisch und Bänken möbliert war. Der Fugger-Agent sah einige Kodizes in dem Schrank, auch Schriftrollen und seltsame, wie Navigationsgeräte anmutende Apparaturen aus Messing. Auf dem Tisch lag ein entrolltes, mit zwei Kerzenständern fixiertes Pergament. Es schien Amman Sachs, als wäre bis eben an diesem Dokument gearbeitet worden.
    Der Engländer, der seinen Besucher immer noch grinsend bei dessen Begutachtung des Raumes beobachtete, trat an den Tisch und zeigte auf das Pergament.
    »Soll ich Euch ein kleines Zauberkunststück zeigen, das für Euch vielleicht noch von Wert sein wird?«
    Der Fremde machte das Pergament los, das seltsamerweise nicht beschriftet zu sein schien, obwohl es so ausgelegt war, als hätte jemand daran gearbeitet. Dann hielt der Engländer die Schreibhaut in geringer Entfernung über eine der brennenden Kerzen. Es rußte leicht, und Sachs sah, dass auf dem Pergament wie von Geisterhand eine Schrift gleichsam aus dem Nichts erschien.
    »Zitronensaft. Wenn man damit schreibt wie mit Tinte, kann man nichts mehr davon sehen, sobald die Flüssigkeit eingetrocknet ist. Hält man ein so beschriebenes Schriftstück jedoch an eine Flamme, wird die Tinte sichtbar. Verblüffend, nicht wahr?«
    Amman Sachs war in der Tat verblüfft.
    »Wer seid Ihr? Und was tut Ihr hier?«
    Der Engländer warf das Pergament auf den Tisch.
    »Ihr habt recht, ich sollte mich Euch endlich einmal vorstellen. Mein Name ist Francis Walsingham. Ich bin hier im Auftrag meiner Königin, Elisabeth von England.«
    Amman Sachs musterte die dunklen Augen, die dunklen Haare und den vornehmen Aufzug des Mannes.
    »Und was wollt Ihr von mir? Ihr habt mich doch mit Absicht hier herunter führen lassen. Was ist das für eine Behausung?«
    Der andere lächelte. »Ja, es ist ein wirklich ungewöhnlicher Ort für einen Edelmann, sich zu verstecken. Aber ich bin eigentlich schon im Aufbruch begriffen und packe bereits meine Sachen. Ich bin sehr froh, bald nicht mehr hier unten in Moderdampf und Bärenpisse hausen zu müssen. Meine Mission ist fast erfüllt. Also kann ich diesen abscheulichen Ort, dem Abgrund einer Hölle nicht unähnlich, nun bald verlassen.«
    Der Mann, der sich Frances Walsingham nannte, versuchte anscheinend, Sachs für seine Geschichte zu interessieren. Und das gelang ihm auch.
    »
Welche
Mission

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