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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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Legende, die seit vielen Jahren in den privaten Schatzkammern der Welt nach und nach verschwunden war. Einst war der Rosenobel das beherrschende Zahlungsmittel auf den großen Marktplätzen gewesen, wo Waren gehandelt wurden, die diesem Goldstück würdig waren. Doch Amman Sachs selbst kannte, obwohl er für das größte Kaufmannshaus überhaupt arbeitete, den Rosenobel nur aus Berichten und von einzelnen Zeichnungen in Registern, in denen sämtliche Münzen der Zeit abgebildet waren, um sie identifizieren und auf ihren Wert hin beurteilen zu können.
    Und jetzt hielt er einen funkelnagelneuen Rosenobel in den Händen. Immer wieder wog er ihn, als wollte er seinen Wert taxieren. Schließlich fragte er: »Einige tausend Pfund von diesem Schatz wollt Ihr also in der Münze zu London schlagen lassen?«
    Walsingham nickte und schaute Sachs mit einem Ausdruck an, als hätte er dessen nächste Frage bereits erraten.
    »Wo aber hat ein Land, das doch über keine eigenen Goldgruben mehr verfügt, so viel Gold her? Oder habt Ihr das goldene Vlies in der Themse gefunden?«
    Der Engländer hielt Sachs die geöffnete Hand hin, um anzuzeigen, dass er den kleinen Schatz zurückhaben wollte. Der Schweizer kam der stummen Bitte umgehend nach, schaute aber weiterhin seinen Gegenüber fragend an.
    Dieser antwortete schließlich: »Wir auf den britannischen Inseln haben in den vergangenen Jahren einige großartige Adepten hervorgebracht, darunter einen Meister der geheimen Alchemie, wie Ihr vielleicht schon vernommen habt. Es gab verheißungsvolle Experimente mit dem Ziel, aus unedlen Metallen, wie auch unsere Böden sie hervorbringen, mittels der großen Transmutation reines Gold herzustellen. Ich selbst hielt bereits das rote Elixier in den Händen. Eine wirklich großartige Magie. Und sie wirkt phänomenal. Ihr selbst habt gerade das Ergebnis dieser Experimente in den Händen gehalten. Dieser Rosenobel hier«, Walsingham hielt noch einmal die Goldmünze in die Höhe, »ist aus reinstem Alchemistengold geprägt. Das, mein Freund, ist die neue Macht im Universum! Hundertmal sicherer als Goldtransporte über das weite Meer, hundertmal einfacher als der Goldabbau in den Bergwerken. Und dabei so rein und von solch unvergleichlicher Qualität, wie man es auf der Welt noch nie gesehen hat.«
    Den Engländer übermannte fast sein eigener Überschwang. »Also, sagt selbst, Sachs: Wäre es nicht besser, dass Ihr Euch unserer Sache anschließt? Meine Königin Elisabeth hat nun Zugang zu unerschöpflichen Geldmitteln. Werden die Franzosen, Spanier oder sonst ein Habsburger ihr da widerstehen können? Was meint Ihr?«

11.
    Später in dieser Nacht saß Amman Sachs wieder im Gastraum des »Bärenkellers« und dachte über sein Gespräch mit dem Engländer Francis Walsigham nach. Als er die vielen Treppen aus dem Abgrund der Kellergewölbe hinaufgestiegen war, hatte er noch für einen Moment die dunkle Cigány-Frau gesucht, sich dann aber doch wieder an einen der langen Tische gesetzt. Zu seiner Überraschung stand immer noch sein Bierkrug unberührt an seinem Platz, doch der Trank war durch das lange Stehen schal geworden und schmeckte nun fad, was jedoch gut zu Amman Sachs’ Stimmung passte.
    Die Schankstube war nun deutlich leerer als vorhin, auch wenn immer noch eine bunte Schar von Menschen an ihren Krügen aushielt und auch noch das ein oder andere späte Mahl verzehrt wurde.
    War er jetzt tatsächlich zu einem doppelten Verräter geworden?, trieb Amman Sachs seine düsteren Gedanken vor sich her. Eigentlich nicht, sagte er sich schließlich. Denn im Grunde hatte er nur eine Information gegen eine andere eingetauscht und dabei einen Vorteil erlangt. So gesehen war es also kein schlechtes Geschäft gewesen, das er mit dem Gesandten der englischen Königin abgeschlossen hatte. Und irgendwie machte offensichtlich ja auch der Fugger selbst seinen Handel mit den Engländern – was stets zum Nachteil der Habsburger sein musste. Warum also sollte er, der Fugger-Agent, diese Angelegenheit da anders handhaben als sein Prinzipal?
    Amman Sachs nahm einen großen Schluck von dem warmen Bier und stellte den Krug wieder auf den Tisch, als eine leichte Hand sich auf seine Schulter legte. In gespieltem Erstaunen blickte Sachs sich um, denn er erwartete, die dunkle Cigány-Frau zu erblicken. Doch sein Erstaunen wurde echt, als er seine Gehilfin Gemma in der Verkleidung einer Ordensfrau erkannte.
    »Hast du inzwischen das Gelübde abgelegt? Gratuliere,

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