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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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hatte, der den Fuggern wenn zwar nicht wohl gesonnen, so doch ein verlässlicher Handelspartner war. Außerdem war er dem alten Anton Fugger persönlich verbunden.
    Aber was wusste Gresham von der Begegnung Walsinghams mit ihm in Augsburg und vorher in Nombre de Dios?
    »Ihr habt recht, Master Gresham«, sagte Amman Sachs vorsichtig, »ein bemerkenswertes Motiv. Das Geld und das Wissen als linke und rechte Hand der Regentin. Das erinnert mich an einen Sinnspruch, der beschreibt, was man als Monarch mit Geld und Wissen alles erreichen kann: Die Sonne wird niemals untergehen im Reiche Karls des Fünften!«
    Der Fugger-Agent riss seinen Blick von dem Ölgemälde los und sah seinen Gastgeber an. Dabei setzte er sich wieder auf den Stuhl diesem unmittelbar gegenüber.
    »Ihr meint, es bedürfe nur der richtigen Geldmenge und des nötigen Wissens, um die Herrschaft über die Welt zu gewinnen, wie sie einst der große Habsburger Karl gewonnen hat?«
    Amman Sachs nickte leicht, aber eigentlich nicht als Zustimmung zu dem, was Gresham gesagt hatte. Vielmehr quittierte er damit die Unkenntnis des anderen, wie man die alte Fuggerparole richtig zu beantworten hatte. Walsingham kannte die Parole, also mochten sich Walsingham und Gresham kennen und der gleichen Herrin dienen; aber all ihr Wissen teilten sie nicht!
    Sachs versuchte sich zu konzentrieren; schließlich hatte der alte Kaufmann ihm eine Frage gestellt. »Man könnte zumindest den Eindruck gewinnen, wenn man sich in der Welt umschaut. Erst wenn die große Persönlichkeit eines machtvollen Regenten auf die gut gefüllten Taschen eines Kaufmannes und die nüchterne Weitsicht seines gut informierten Beraters trifft, scheint eine Regentschaft auch Erfolg haben zu können. Und zu wachsen.«
    Gresham legte einen Zeigefinger an seine Nase, aber nur kurz. »Ich ahnte, dass Ihr meinen Freund Francis Walsingham erkennen würdet. Ja, er ist der gut informierte Mann an der Seite einer Herrscherin, die ihre größten Erfolge weiß Gott noch vor sich hat. Denkt an meine Worte: England hat seinen Weg zur Größe gerade erst begonnen.«
    Die beiden Männer sahen sich für einen Moment wieder schweigend an. Dann fuhr der Ältere fort: »Aber ich werde das wohl nicht mehr aktiv erleben. Mein Bein macht mir zu schaffen, die Gesundheit verlässt mich langsam. Und ich denke, ich habe es vielleicht verdient, auch einmal ein wenig von den Früchten meiner Arbeit zu zehren.« Die Stimme Greshams klang jetzt sehr müde und hatte nicht mehr den gleich Biss wie zuvor.
    Sachs sah den alten Kaufmann an. Der mochte vielleicht sechzig Jahre alt sein. Anton Fugger war siebenundsechzig Jahre alt gewesen, als er starb. Doch aus dem Geschäft zurückgezogen hatte der große Fugger sich nie.
    »Meint Ihr wirklich, dass es so einfach sein kann, von der alten Leidenschaft zu lassen – vom Handel? Ich traf Euch im Zentrum des Handels, das Ihr selbst aufgebaut habt.« Sachs sah, wie Gresham müde abwinkte.
    »Die Zeiten ändern sich, und Menschen wie ich sterben aus. Die großen Medici, die großen Welser, die großen Fugger und auch mein Freund Bonaventura und ich – wir sind aus einer anderen Epoche, haben nach anderen Maßstäben gelebt. Jetzt fressen uns die Geister, die wir mit unserem Hexenhandwerk ins Leben gerufen haben.«
    Amman Sachs verstand die Metaphern, die sein Gesprächspartner benutzte, nicht sogleich.
    »Ihr fragt Euch, was ich meine, Hohensax? Nun, Männer wie ich sind es gewohnt, nach einer Chance zu suchen, irgendetwas an einem Ort billig einzukaufen und an einem anderen Ort teuer zu veräußern, um möglichst viel Gewinn zu machen. Den Preis messen wir in Gold oder Silber, oder in Kurantmünzen von gleichem Wert. Wir zählen die Münzen in unseren Depots, und daran erkennen wir, ob wir gut gewirtschaftet haben oder nicht – halt nach der alten Art.«
    Der Fugger-Agent begriff jetzt, was Gresham sagen wollte. »Und Ihr meint, Master, dass der Wert der Münzen nun nicht mehr verlässlich ist, wenn man den Kurant realisieren kann, ohne dass Gold und Silber ehrlich verdient werden.«
    Die Veränderung, die im Gesicht des alten Kaufmannes vor sich ging, war bemerkenswert. »Ihr wisst viel, Hohensax. Von Bodeck hat Euch gut beraten, Euch zuerst zu mir zu schicken.« Gresham stand mühsam von seinem Stuhl auf und ging zu einem Tisch, auf dem eine kleine, eisenbeschlagene Schatulle stand. Diese öffnete er und entnahm ihr einen kleinen Gegenstand, mit dem er zu Amman Sachs zurückkehrte. Der

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