Der Spion der Fugger Historischer Roman
Bonaventura und vielleicht unter seinem Schutz für wer weiß wen . . .«
Amman Sachs fuhr der Schreck in die Glieder.
»Kein Grund, blass zu werden, Hohensax. Von Bodeck schützt Euch. Und ich werde seine Freunde ebenfalls schützen, wenn es notwendig werden sollte. Aber – dreiundzwanzig Karat! Es gibt kein besseres, reineres Gold auf der Welt als das, aus dem diese Münze geschlagen wurde. Und mein Königreich, das keine Goldminen besitzt und dessen großer Fluss Themse nicht der Fluss Paktolos ist, in dem König Midas einst seinen Fluch abwusch, dass alles zu Gold wurde, was er anfasste – mein Königreich also gibt diese unglaubliche Goldmünze in unerhört großen Mengen aus. Der Markt wird derzeit geradezu mit diesem Geld überschwemmt – mit dem reinsten Gold, das je ein Kaufmann sah. Könnt Ihr Euch das vorstellen?«
Der Fugger-Agent entspannte sich wieder ein wenig. »Master Gresham«, antwortete er schließlich, »wenn Ihr gesehen habt, wie dieses Gold gemacht wurde – könnt Ihr mir dann sagen, an wen ich mich wenden muss, um dieses Wunder mit eigenen Augen zu schauen? Ich werde Euch glauben, was Ihr sagt. Ich werde diesem Gold in meiner Faust glauben. Aber noch mehr werde ich glauben, was ich selbst überprüft habe. Ihr kennt dieses eherne Prinzip der Kaufmannschaft, nicht wahr? Es ist von großer Wichtigkeit für meine Mission, dass ich nicht nur
glaube,
dass die Adepten das Geheimnis des Goldmachens tatsächlich kennen, sondern dass ich
verstehe,
dass ihr Treiben nicht nur Blendwerk ist.«
Der Kaufmann studierte aufmerksam Amman Sachs’ Miene. »Ihr habt also doch eine Mission, Hohensax«, sagte er endlich. »Ich kann Euch nur warnen, dass dieser Auftrag, den Ihr zu erfüllen habt, nicht gegen meine Königin gerichtet sein sollte. Ihr habt Francis Walsingham ja bereits kennen gelernt. Ich kann Euch versichern, dass seine Befugnisse sehr weitreichend sind und seine Methoden . . . nun, sagen wir, subtil.«
Gresham schien zu überlegen. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann Euch auf diesem Weg nicht begleiten, dazu bin ich zu alt und unbeweglich. Wenn Ihr sehen wollt, Hohensax, was ich gesehen habe, müsst Ihr allein den Weg in die Londoner Münze finden, wo die Alchemistenküche im Dienste der Königin untergebracht ist. Doch ich glaube nicht, dass Ihr einen Weg finden werdet, denn die Münze ist im Tower of London untergebracht, dem wohl sichersten Ort der Welt, an dem auch die Kronjuwelen untergebracht sind und wo die königliche Familie eines ihrer Domizile hat. Wie solltet Ihr dort hineinkommen?«
14.
Ja, wie kommt man in den Tower of London hinein – und möglichst ungeschoren wieder heraus?
Die mächtige Burganlage war nicht weit von der Royal Exchange am Themseufer gelegen. Dicke Mauern schützten das gewaltige Bauwerk; ein breiter Graben, der durch das Wasser der Themse gespeist wurde, sicherte die gesamte Festung zusätzlich. Amman Sachs zählte nicht weniger als neunzehn Türmeder Burg, die zur Bewachung einer inneren und einer äußeren Wallanlage dienten. Auf den Türmen und Mauern sah er zahllose Soldaten in blau-roten Uniformen patrouillieren. Thomas Gresham hatte nicht übertrieben: Der Tower war unglaublich gut gesichert.
Amman Sachs fragte sich immer wieder, ob er wirklich selbst in die Werkstatt hinein musste, in der angeblich die Alchemisten ihr künstliches Gold herstellten, aus dem dann die Rosenobel geschlagen wurden. Doch die Konsequenzen wären wirklich unabsehbar, wenn es stimmte, was Walsingham bei ihrem Treffen in Augsburg angedeutet und der alte Kaufmann bestätigt hatte. Auch für Sachs’ Prinzipal wären die Folgen weitreichend, denn was ist ein Schuldner wert, der sich seinen Goldbedarf selber kann? So wären für die Fugger sicherlich keine Geschäfte mehr mit der britischen Krone möglich.
Ja, Amman Sachs musste in den Tower, um das Wunder der Alchemisten zu überprüfen.
Der Fugger-Agent bezahlte einen Bootsführer, der ihn auf der Flussseite um den Tower herumrudern sollte. Die Anlage lag östlich der London Bridge. Und Amman Sachs erkannte bald, dass die Wasserseite den Hauptzugang zur Burg bildete. Er erkannte den Zufluss, der den Graben um die Burg speiste, sowie eigene Kaianlagen, an denen verschiedene Schiffe festgemacht waren – neben solchen, die Waren zur Versorgung der Burg brachten, auch eine Prunkbarke, die wohl den Ausfahrten der königlichen Familie diente. Auch hier waren auf der Uferbefestigung zahlreiche Soldaten zu sehen.
»Ihr
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