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Der Spion, der mich jagte - Green, S: Spion, der mich jagte - The Spy Who Haunted Me

Titel: Der Spion, der mich jagte - Green, S: Spion, der mich jagte - The Spy Who Haunted Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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und nur mein Wille hielt mich zusammen. Die Macht, die ich mir genommen hatte, brannte in mir und forderte ihre Entfesselung. Sie begann bereits, mich von innen zu zerfressen. Ich ließ den Permafrost hinter mir, mein Verstand setzte über den gefrorenen Wald und die Stadt erschien vor mir wie ein Käfer auf einer Windschutzscheibe. Die Straßen waren voller unaussprechlicher Dinge. Gebäude entstanden und fielen oder verschmolzen miteinander. Eine große Welle von kreischenden Gesichtern schwappte eine Straße hinab, wie eine Menge Besessener und erschrockener Masken.
    Die Sonne war ein Gesicht, das vor Wut brüllte. Grigors Gesicht.
    Ich rief alle Macht, die ich mir genommen hatte und zwang sie unter meinen Willen; hielt sie in einer Hand, spuckend und Funken sprühend wie eine Million Lichtblitze. Ich warf sie auf die Stadt. Ein großer Schrei stieg aus den aufgewühlten Straßen auf, der von Wut, Trotz und seelentiefem Schrecken widerhallte, aber ich führte den Blitz mit meinem Verstand. Ich warf ihn direkt ins dunkle Herz von X25 und verjagte die Albträume, hinauf und hinaus, in die Sonne, die Grigors Gesicht trug. Für einen Moment hielt ich all den sich windenden Horror von X25 an einem Ort fest, jedes bisschen von Grigors Rache - und dann schickte ich es fort. Warf ihn in die eine Richtung zurück, aus der es nie wieder zurückkehren konnte.
    In die Vergangenheit.
    Ich sah mit gottgleichen Augen zu, als die geballte psychische Energie durch die Zeit zurückschoss, die ganze Zeit kreischend und heulend, bis sie sich schließlich nicht mehr länger zusammenhalten konnte und sich über der leeren Ebene von Tunguska am 30. Juni 1908 um 7:17 am Morgen mit einer einzigen Explosion in Nichts auflöste.
 
    Ich erwachte wieder in meinem eigenen Kopf. Ich lag auf dem Boden des Laboratoriums. Die Macht war verschwunden und ich fühlte mich nicht mehr wie ein Gott. Ich war erschöpft, mir tat alles weh, und meine Augen fühlten sich an, als habe Sandpapier darübergerieben. Ich setzte mich langsam auf und jammerte dabei vor mich hin. Ich trug auch meine Rüstung nicht mehr. Der Boden unter mir war hart und fest, die Wände waren einfach nur Wände, und sowohl das Gebäude als auch die Straße draußen waren still. X25 wurde nicht länger von den Gespenstern seiner eigenen Ungeheuerlichkeiten heimgesucht.
    Der Boden hatte Honey wieder ausgespuckt. Sie saß auf einem Stuhl, erschüttert und zitternd, aber sie bekam sich schon wieder unter Kontrolle. Walker war wieder er selbst, ruhig und gesammelt richtete er all seine Aufmerksamkeit darauf, seine Manschetten zu ordnen. Peter bemühte sich sehr, so auszusehen, als wäre nichts passiert. Ich stand langsam auf, und sie alle wandten sich mir zu.
    Ich sagte ihnen, was passiert war und was ich getan hatte. Ich sagte ihnen aber nicht, was Grendel Rex über die menschliche DNA gesagt hatte. Er war ein Teufel und Teufel lügen immer. Außer wenn einen die Wahrheit härter treffen kann.
    »Also warst du der Grund für das, was hier 1908 passiert ist?«, fragte Peter. »Du bist für das Tunguska- Ereignis verantwortlich?«
    »Ein Drood war's«, sagte Honey. »Das hätte ich mir denken können.«
    »Das meinem Großvater zu beweisen dürfte allerdings ein kleines bisschen schwierig werden«, sagte Peter.
    »Machst du Witze?«, fragte ich. »So was kann man doch nicht geheim halten! Hellseher und Telepathen der ganzen Welt werden von dem, was ich grade getan habe, taub geworden sein. Niemand wird sie davon abhalten können, darüber zu reden, auch wenn meine Familie das zweifellos zu unterdrücken versuchen wird. Glücklicherweise kennen nur wir vier die Details, und ich glaube, es ist besser, wir belassen es dabei.«
    »Oder die Droods werden kommen und uns alles vergessen lassen, wie damals bei Grendel Rex?«, fragte Honey.
    »Genau«, sagte ich.
    »Noch ein Grund, warum wir euch nicht in der Nightside operieren lassen«, murmelte Walker. »Nur mir ist gestattet, so willkürlich zu sein.«
    »Können wir bitte losgehen und ein Lebensmittelgeschäft suchen?«, fragte Peter. »Irgendwo muss es doch ein paar Konserven geben. Wenn ich noch mehr Hunger bekomme, dann kriecht mein Magen den Hals rauf und wird meinen Kopf fressen.«
    »Weißt du, ich würde wirklich eine Menge Geld dafür bezahlen, das zu sehen«, sagte Honey.
 
    Wir verließen das Labor und gingen durch die verlassenen Straßen. Ich blieb ein wenig zurück und dachte über die anderen nach, während sie noch immer

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