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Der Spion, der mich jagte - Green, S: Spion, der mich jagte - The Spy Who Haunted Me

Titel: Der Spion, der mich jagte - Green, S: Spion, der mich jagte - The Spy Who Haunted Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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wie von Menschen in sich hatte. Sie kamen von allen Seiten und umgaben das Haus. Wir waren belagert von den wiedererwachten Geistern der alten Schrecken. Der Raum schien kälter als je zu sein, eine gespenstische Kälte, eine Lücke in der Seele. Die Schatten waren sehr dunkel, wie Löcher, die einen verschlingen konnten oder in denen man ewig fallen würde. Sie bewegten sich manchmal, wenn man nicht direkt hinsah. Der Raum änderte sich die ganze Zeit in kleinen subtilen Dingen. Er wurde größer oder kleiner oder tiefer, während die Ecken zu viele Winkel aufwiesen.
    Mein Atem kam schnell und hart. Ich konnte spüren, wie mein Puls raste und eine Vene an meiner Schläfe beinahe schmerzhaft pochte. Ich habe schon Angst gehabt; ein Drood zu sein macht einen nicht immun dem Schmerz oder dem Tod oder dem Versagen gegenüber - aber das hier war anders. Eine andere Art von Angst: primitiv, beinahe rein. Wir waren von Albträumen umgeben, die in die reale Welt drangen und uns umzingelten. Gegen meinen Willen erinnerte ich mich an Dinge, vor denen ich in meinen Träumen davongerannt war: unaussprechlichen, unerträglichen und unerbittlichen Dingen, denen ich nur entkommen konnte, indem ich aufwachte. Und hier konnte ich nicht aufwachen.
    Alles kann in Träumen passieren, in schlechten Träumen. Die Toten können wieder umgehen und unversöhnliche Dinge sagen. Physische Formen verlieren ihre Integrität, werden unsicher, ihre Kanten fransen aus und gleiten einem durch die Finger, nicht länger an eine Gestalt gebunden, mit der man fertig würde. Ich konnte ein Wimmern spüren, das sich in meinem Hals bildete. Honey hatte die Hand vor dem Mund und nagte an einem Knöchel. Walker stand mit dem Rücken zur Wand und wedelte mit seinem Regenschirm hin und her, als sei der ein Schwert. Peters vorspringende Augen schossen hin und her und erwarteten scheinbar die Ankunft von etwas ganz Furchtbarem, das immer von irgendwo anders kam.
    Schon bald würden wir anfangen, uns gegenseitig als Albträume zu sehen. Vielleicht sogar einander angreifen, weil man niemandem und nichts in einem Albtraum trauen kann. Schatten stiegen von überallher hoch und nahmen verstörende Formen an, die eine schreckliche persönliche Bedeutung hatten. Der Boden unter meinen Füßen war weich und schwammig, die Wände lehnten sich zu uns herunter, kamen uns näher wie müde, alte Männer. Risse in den Mauern nahmen die Form von menschlichen Gesichtern an und lächelten in freudiger Erwartung des Kommenden.
    Schwere Hände schlugen an die geschlossene Labortür. Sie zitterte in ihrem Rahmen, das Holz wölbte sich unnatürlich unter den kraftvollen Schlägen. Fürchterliche Stimmen kamen von draußen, die schrien: Lasst uns herein! Lasst uns herein! Ich rüstete auf, aber es half nicht mehr. Selbst das konnte mich vor der entfesselten Kraft meiner Albträume nicht mehr schützen. Ich schnappte mir das nächstbeste Technikteil, das schwer genug erschien, und zerrte es in Richtung Tür, um eine Barrikade zu errichten, aber das solide Metall wurde weich und faulig und zerfiel in meinen gerüsteten Händen. Ich konnte mich auf nichts mehr verlassen.
    Das ist der wirkliche Schrecken von Albträumen.
    Lethal Harmony of Kathmandu und der Blaue Elf kamen einfach durch die geschlossene Tür, als sei sie gar nicht da. Ich wich zurück. Sie sahen mich anklagend an, die Köpfe rollten haltlos auf ihren gebrochenen Hälsen. Honey sah sie ebenfalls. Sie eröffnete mit ihrer schimmernden Kristallwaffe das Feuer. Der Energiestrahl schoss direkt durch beide Gestalten hindurch und ließ die Tür hinter ihnen explodieren. Und dann welkte und wand sich die Waffe in ihrer Hand, rollte sich zusammen und schlug hin und her wie eine Schlange. Honey warf sie panisch weit von sich weg.
    Katt und Blue verwandelten sich in meinen Vater und meine Mutter. Sie näherten sich mir langsam. Sie sahen nicht wie Zombies aus oder wie die lebenden Toten oder zwei Leute, die die meiste Zeit meines Lebens in einem Grab verbracht hatten. Sie sahen aus, wie sie immer aussahen, wenn ich an sie dachte: wie auf dem letzten Foto, das man geschossen hatte, bevor sie auf die Mission gegangen waren, auf der sie umgekommen waren. Nur lächelten sie jetzt nicht. Ich wich zurück, doch sie kamen näher. Sie sagten nichts. Das mussten sie nicht. Sie sahen anklagend aus, enttäuscht und als wollten sie mich verfluchen.
    »Nein!« Ich schrie, so laut, dass mein Hals schmerzte. »Meine Eltern würden nie so von mir

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