Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Spion, der mich jagte - Green, S: Spion, der mich jagte - The Spy Who Haunted Me

Titel: Der Spion, der mich jagte - Green, S: Spion, der mich jagte - The Spy Who Haunted Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
aufrecht und gerade in perfekter Aufstellung. Tausende von Elben, die unglaublich still standen und die Straße der Hoffnung mit kalten, glühenden Augen erwarteten.
    Sie waren elegant, groß und edel und sehr viel gefährlicher als die gebrochenen Elben, die ich auf der Erde zu sehen gewohnt war.
    Die Straße der Hoffnung glitt professionell in die Docks hinein. Wir alle zuckten zusammen, als die Maschinen ausgingen, ohne dass wir vorher gewarnt worden wären. Wir sahen uns an. Dann verließen wir die Kabine und kamen an Deck.
    Keiner von uns machte Anstalten, an Land zu gehen. Wenn man eine ganze Elbenarmee vor sich hat, die einen studiert, still und unerbittlich, reicht das, um jeden erstarren zu lassen. Ich hätte aufrüsten können, einfach nur, um ihnen zu zeigen, wer ich war und wen ich repräsentierte, aber das tat ich nicht. Mich selbst in meine schützende Rüstung zu hüllen hätte man als Zeichen von Furcht oder gar Schwäche werten können. Und kein Mensch kann sich leisten, für schwach gehalten zu werden, wenn er mit Elben zu tun hat. Aus der Nähe sahen sie beinahe schmerzhaft schön aus. Manche hielten das für nichts weiter als eine Art Tarnung, eine schützende Projektion, aber das ist nicht ganz richtig. Die Elben können, so scheint es zumindest, alles sein, was sie wollen. Besonders hier, in der Welt, die sie sich selbst geschaffen haben.
    »Was tragen sie da?«, fragte Walker sehr leise. »Irgendeine Art von Rüstung?«
    »Vielleicht aus Porzellan?«, fragte Honey genauso leise. »Obwohl, wie sind die einzelnen Teilchen bloß verbunden? Sieht so aus, als würden sie sich unabhängig voneinander bewegen ...«
    »Das sind Muscheln«, sagte ich. »Aus der Nähe kann man hören, wie sie gegeneinander reiben. Die Viecher innerhalb der Muscheln leben noch, sie sind zusammengenäht und leiden ständig. Elbische Art.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Peter.
    »Weil ich schon mal hier war«, sagte ich. »Los, gehen wir an Land und sagen Hallo. Wir wollen doch nicht, dass sie denken, wir hätten Angst vor ihnen.«
    Ich ging voraus auf die Knochendocks. Die Knochenbalken waren weich und poliert unter meinen Füßen, vom vielen Gebrauch abgewetzt. Die Elben rührten sich nicht, als wir näher kamen, und standen weiter unglaublich still und vollkommen schweigend. Sie sahen aus der Nähe fremdartiger aus. Unerträglich herrlich strahlten sie förmlich mit einer Intensität, der kein Mensch gleichkommen kann.
    Die schiere Leidenschaft ihrer Gegenwart war in der Luft zu spüren wie ein Trommelwirbel. Ich konnte das Gewicht ihrer vielen Blicke spüren, und darin lag keine Überraschung. Sie waren hier, weil sie gewusst hatten, dass wir hier sein würden. Elben haben zurzeit ein anderes Verhältnis als jeder andere. Sie behandeln sie wie ein Schoßtier und lassen sie zu ihrer eigenen Belustigung Stöckchen holen.
    »Noch irgendetwas, was wir über diesen Ort wissen müssen?«, fragte Honey drängend. Sie flüsterte die Worte direkt in mein Ohr.
    »Er ist gefährlich«, sagte ich. »Das ist die Welt, die die Elben gemacht haben, und wir gehören nicht hierher. Hast du bemerkt, dass nicht einmal Vögel am Himmel zu sehen sind? Keine Tiere irgendwo, nicht mal Insekten? Als die Elben zum ersten Mal hierher kamen, haben sie alles getötet, was hier lebte. Bis hinunter zum Letzten jeder Art und der kleinsten Spezies. Die einzigen Dinge, die jetzt hier leben, sind die Elben und die Lebewesen, die sie mitgebracht haben. Oder geschaffen haben. Sie mochten es schon immer, herumzubasteln.«
    »Das Licht tut meinen Augen weh«, warf Peter ein. »Es ist zu hell.«
    »Es ist nicht für menschliche Augen gemacht«, sagte ich. »Sieh mal runter, wir haben nicht einmal Schatten hier.«
    »Also, das ist nun wirklich verstörend«, sagte Walker. Wir hielten am Ende der Docks an und er sah über die versammelten Reihen der Elben. Sein Blick war beeindruckend ruhig und kühl. »Welche davon ist Mab?«
    »Die würde nicht hierher kommen, um uns zu treffen«, sagte ich. »Sie ist die Königin aller Elben, und wir sind nichts. Also werden wir zu ihr gehen müssen.«
    »Wie?«, fragte Honey. »Sie stehen im Weg.«
    »Sie werden uns schon Platz machen«, sagte ich. »Wenn sie so weit sind. Sie stehen auf Protokoll und Einschüchterung.«
    Honey schnaubte. »Ich bin Amerikanerin. Wir verneigen uns nicht vor ausländischen Potentaten.«
    »Wenn du diplomatisch bist, tust du's«, sagte ich geduldig. »Unsere einzige Hoffnung zu überleben

Weitere Kostenlose Bücher