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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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waren es nicht.
    Es war ein Gesicht, das man nicht vergaß.
    Aber ihre Schönheit war es nicht allein. Was ihn vor allem zu ihr hinzog, war eine konzentrierte Direktheit, eine innere Stärke, die sich in jedem ihrer Worte und Gesten zeigte. Das kurze Zusammensein mit ihr hatte eine Flut lange unterdrückter Emotionen ausgelöst, die nun in ihm fast schmerzlich miteinander rangen.
    Nur eins war ihm ganz klar: Er durfte nicht zulassen, daß dieses Ungewöhnliche wieder aus seinem Leben verschwand.
    Robin raffte die Reste des Essens zusammen, stand auf, schulterte seinen Beutel und lief Maxie nach. »Die Entfernung nach London ist nicht unüberwindlich«, räumte er ein, »aber für eine alleinreisende junge Frau sind die Straßen nicht sicher genug.«
    »Bisher hatte ich keinerlei Schwierigkeiten«, gab sie zurück. »Bisher haben nur Sie mich als Frau erkannt, und noch einmal werde ich nicht so unvorsichtig sein, über jemanden zu stolpern.«
    »Ein junger Bursche könnte ähnlich gefährdet sein.« Robin sah auf Maxie hinab und erkannte erst jetzt, wie klein sie war – kaum größer als anderthalb Meter. Da sie so vollkommen proportioniert war, bemerkte man das erst, wenn man direkt neben ihr stand. »Einige der reisenden Herren könnten einen jungen Mann sogar bevorzugen.«
    Die braunen Augen musterten ihn schräg. Ein wohlerzogener junger Mann hätte die Bemerkung nicht verstanden, aber Maxie wohl. Vielleicht war sie doch nicht ganz so naiv.
    »Hier im Norden sind die Straßen verhältnismäßig sicher, aber je näher Sie nach London kommen, desto riskanter wird es«, fuhr Robin fort, als sie den Pfad erreichten und sich nach Süden wandten.
    »Ich kann mich durchaus verteidigen«, entgegnete Maxie schnippisch.
    »Mit dem Messer, das Sie da bei sich haben?«
    Die Frage brachte ihm einen mißbilligenden Blick ein. »Sie sind ziemlich heftig auf mich geprallt, und ein Messer fühlt sich nun einmal anders an als ein menschlicher Körper«, erklärte er.
    »Ja, ich besitze ein Messer. Und ich weiß auch, wie man damit umgeht«, erwiderte sie mit unüberhörbarer Warnung.
    »Das würde Ihnen nicht viel helfen, wenn Sie mehrere Straßenräuber gleichzeitig angreifen.«
    »Ich habe nicht die Absicht, mich auf Handgreiflichkeiten einzulassen«, erklärte sie spitz.
    »Mitunter bleibt einem keine Wahl«, bemerkte er trocken.
    Schweigend liefen sie weiter. Maxie ignorierte beflissen seine Anwesenheit, und Robin dachte angestrengt nach. Obwohl er sie erst eine Stunde kannte, wußte er doch, wie sinnlos es wäre, sie umstimmen zu wollen. Diese junge Frau ließ sich nicht leicht von ihrem einmal gewählten Kurs abbringen.
    Vielleicht würde sie London tatsächlich ohne Zwischenfall erreichen, aber das Gegenteil war sehr viel wahrscheinlicher. Auch wenn er von ihr nicht derart fasziniert wäre, hätte er große Bedenken, einer Frau – und dann noch einer so zierlichen – eine solche Reise zu gestatten.
    Die Konsequenzen waren unausweichlich.
    Als sich der Wald am Rand von Wolverhampton lichtete, ergriff er wieder das Wort. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Als Gentleman bleibt mir nichts anderes übrig, als Sie nach London zu begleiten.«
    »Was?!« entfuhr es Maxie. Sie blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an. »Haben Sie den Verstand verloren?«
    »Nicht im geringsten. Sie sind eine junge Frau und ganz allein in einem fremden Land. Es wäre sehr unehrenhaft, Sie allein Weiterreisen zu lassen.« Er schenkte ihr sein
    vertrauenswürdigstes Lächeln. »Abgesehen davon habe ich gerade nichts Besseres vor.«
    Maxies Miene schwankte zwischen Empörung und Erheiterung. »Und was qualifiziert Sie als ehrenwerten Gentleman?«
    »Gentlemen brauchen nicht zu arbeiten. Ich arbeite gleichfalls nicht, also muß ich ein Gentleman sein.«
    Maxie lachte. »Sie sind das absurdeste Wesen, dem ich je begegnet bin. Diese Logik würde nicht einmal ein Kleinkind überzeugen. Und selbst wenn Sie nicht arbeiten, können Sie wohl kaum einfach so loswandern.«
    »Das kann ich sehr wohl. Ich tue es nicht zum ersten Mal.«
    Maxie musterte ihren Gefährten. Er war kaum mehr als durchschnittlich groß, und auch wenn er damit einen Kopf größer war als sie, eignete sich sein Körperbau nicht unbedingt zur Kraftmeierei.
    »Sie scheinen nicht nur harmlos zu sein, sondern auch ausgesprochen untauglich«, erklärte Maxie, als sie weiterliefen. »Sehr wahrscheinlich müßte ich viel eher Sie beschützen als umgekehrt. Ich habe in meinem Leben viel

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