Der Splitter Im Auge Gottes
haben Sie noch etwas zu berichten?«
»Hm, ja, Sir. Erstens, es sind zwei Kinder an Bord. Sie klammerten sich an den Rücken von Erwachsenen. Sie sind größer als die Minis und haben die gleiche Fellfärbung wie die Erwachsenen.«
»Ein weiterer Hinweis auf ihre friedlichen Absichten«, meinte Blaine. »Was noch?«
»Also, ich hatte zwar keine Gelegenheit, sie zu zählen, aber mir kam vor, es waren dreiundzwanzig vom braun-weißen Typ und zwei braune Prospektor-Typen. Die beiden Kinder hielten sich an den braunen Splits fest. Ich wüsste gerne, weshalb.«
»Vielleicht werden wir sie einmal fragen können. Gut also, Whitbread – die Wissenschaftler werden bald drüben sein. Sie bekommen den Kutter. Renner, sind Sie in der Leitung?«
»Ja, Sir.«
»Berechnen Sie einen Kurs: ich möchte die Mac Arthur in eine Position fünfzig Kilometer entfernt vom Split-Schiff bringen. Ich weiß nicht, wie die Splits es auffassen, wenn wir das Schiff bewegen, aber der Kutter wird auf jeden Fall vorher drüben sein.« »Sie wollen die Position ändern?« fragte Renner ungläubig. Whitbread empfand ähnlich, wollte aber das Recht der freien Meinungsäußerung nicht zu sehr strapazieren und hielt den Mund.
»Ja.«
Einen langen Moment herrschte bedeutsames Schweigen.
»Na gut«, seufzte Blaine. »Sie kriegen eine Erklärung. Der Admiral ist sehr besorgt wegen der Mini-Exemplare. Er meint, sie könnten imstande sein, etwas über unser Schiff auszuplaudern. Wir haben Befehl, darauf zu achten, dass die entkommenen Minis keinerlei Verbindung mit anderen Splits aufnehmen können, und dazu ist mir ein Kilometer ein bisschen zu nahe.«
Wieder sagte niemand etwas.
»Das ist alles, meine Herren, Danke, Mr. Whitbread«, sagte Rod. »Mr. Staley, benachrichtigen Sie Dr. Hardy, dass er jederzeit an Bord des Kutters gehen kann.«
»Nun wird es ernst«, dachte Kaplan Hardy. Er war ein rundlicher, verträumt wirkender Mann mit nachdenklichen Augen und rotem Haar, in dem sich die ersten grauen Strähnen zu zeigen begannen. Außer um den Sonntagsgottesdienst abzuhalten, war er die meiste Zeit absichtlich in seiner Kabine geblieben.
David Hardy war kein ungeselliger Mensch. Jeder konnte ihn in seiner Kabine besuchen, um Kaffee oder einen Drink angeboten zu bekommen, Schach zu spielen, lange Gespräche zu führen. Viele taten das. Er mochte nur einfach das Gedränge nicht, die Menschenmenge. In der Menge konnte er niemanden richtig kennenlernen.
Er hielt auch an seiner berufsbedingten Abneigung fest, mit Laien über seine Arbeit zu sprechen, oder Ergebnisse zu veröffentlichen, bevor er genügend Beweise gesammelt hatte. Das, sagte er sich, würde in Zukunft schwierig sein. – Was waren diese fremden Wesen wirklich? Kein Zweifel, dass sie intelligent waren. Kein Zweifel, dass sie einen Platz im göttlichen Schema aller Dinge hatten. Aber welchen? Männer der Besatzung brachten Hardys Ausrüstung in den Kutter. Eine Bandbibliothek, mehrere Stöße Bilderbücher, Nachschlagwerke (wenige nur, da der Bordcomputer des Kutters Verbindung zum Hauptspeicher des Schiffes aufnehmen konnte – aber Hardy liebte richtige Bücher, so unpraktisch sie auch waren). Weiters nahm er mit: zwei Bildröhrengeräte mit Tonumsetzern, Frequenzanalysatoren und elektronischen Filtern, die Sprachlaute erzeugen, die Tonhöhe variieren, Phase und Obertöne ändern konnten.
Er hatte versucht, die Geräte selbst an Bord zu bringen, aber der Erste Offizier hatte ihm das ausgeredet. Die Infanteriesoldaten hatten mehr Erfahrung bei dieser Arbeit, und Hardys Sorgen bezüglich unsachgemäßer Behandlung waren nichts gegen die der Männer: wenn sie etwas beschädigten, würden sie es mit Kelley zu tun bekommen.
Hardy traf Sally erst in der Luftschleuse. Auch sie reiste nicht gerade mit leichtem Gepäck. Wäre es nach ihr gegangen, dann hätte sie alles mitgenommen, selbst die Knochen und Mumien aus dem Wabenasteroiden; der Kapitän genehmigte jedoch nur Holographien davon, und selbst die musste sie verbergen, bis sie wusste, wie die Splits zu Grabräuberei standen. Aus Cargills Beschreibung des Wabenasteroiden hätte man schließen können, dass die Splits keinerlei Begräbnisbrauche kannten, aber das war absurd. Jede Kultur hatte Begräbnisbräuche, auch die allerprimitivste menschliche.
Sie durfte auch nicht die Split-Prospektorin mitnehmen, oder das zweite Miniexemplar, das inzwischen wieder weiblich geworden war. Frettchen und Infanteristen suchten immer noch nach
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