Der Splitter Im Auge Gottes
bringen.«
»Was stimmte nicht?« Sinclair musste grinsen, als er an einige Beispiele dachte. Es war nicht einfach, Blaine klarzumachen, warum er so viel Spaß daran gefunden hatte. Da war unter anderem ein Hammer gewesen, mit dem man sich allzu oft auf den Daumen schlug. Der große, flache Kopf musste ausbalanciert werden. Der Laser überhitzte sich zu rasch … das war eine schwierige Aufgabe gewesen. Das Gerät erzeugte die falsche Lichtfrequenz. Sinclair brachte es in Ordnung, indem er – irgendwie – die Frequenz verdoppelte. Und er lernte dabei mehr über kompakte Lasergeräte, als er sich je hätte vorstellen können. Es gab noch eine Reihe ähnlicher Tests. »Die sind verflixt schlau, Käptn. Sonst hätten sie sich nich’ solche wirklich hübschen Aufgaben ausdenken können, ohne mehr als nötig über ihre Technik zu verraten. Aber sie können mich nicht hindern, von ihrem Schiff zu lernen … Käptn, ich hab schon jetzt genug gesehen, um leistungsfähigere Beiboote zu entwerfen. Oder um mit dem Bau von Asteroidenschiffen Millionen zu machen.«
»Da werden Sie ja wohl abmustern, wenn wir heimkommen, Sandy?« erkundigte sich Rod, aber sein Grinsen verriet, dass die Frage nicht ernst gemeint war.
In der zweiten Woche brachte es auch Rod Blaine zu einem Fjunch(klick).
Er war betroffen, aber auch ein wenig geschmeichelt. Das Split schaute genau wie die anderen aus: braunweiß gemusterter Pelz, ein sanft grinsendes, schiefes Gesicht und gerade die richtige Größe, dass Rod ihm bequem hätte den Kopf tätscheln können – wäre er je mit seinem Split persönlich zusammengetroffen, was ziemlich undenkbar war.
Jedes mal, wenn er im Kutter anrief, war es da, erfreut, Blaine sehen und mit ihm sprechen zu können. Mit jedem Mal wurde sein Anglic besser. Sie wechselten einige Worte, selten unterhielten sie sich länger. Rod hatte keine Zeit für ein Fjunch(klick), und er brauchte auch keins. Die Split-Sprache zu lernen, war absolut nicht sein Fall – und nach den bisherigen Fortschritten zu schließen war es niemandes Fall –, und er kam mit seinem ›Begleiter‹ ausschließlich über Bildfunk zusammen. Wozu also ein Fjunch (klick), wenn ein persönlicher Kontakt von vornherein ausgeschlossen war?
»Sie halten Sie vermutlich für einen bedeutenden Mann«, erklärte Hardy mit unbewegter Miene.
Zumindest hatte er etwas zum Nachdenken, während er das Durcheinander in seinem Schiff in Schranken zu halten suchte. Damit war er eigentlich vollauf beschäftigt, und sein Split beklagte sich nie.
Horace Bury wurde von der regen Aktivität dieses Monats nur wenig berührt. Keinerlei Nachricht vom Kutter drang bis zu ihm durch, und er hatte auch keinen Anteil an der wissenschaftlichen Arbeit im Schiff. Er konnte nur dasitzen und warten, dass irgendwelche Gerüchte zu ihm durchsickerten, und das waren herzlich wenige. Die vom Kutter gemeldeten Neuigkeiten kamen offensichtlich nicht weiter als bis zur Brücke, und außer Buckman hatte er keine richtigen Freunde unter den Wissenschaftlern. Blaine hatte eines Tages aufgehört, alles Interessante über das Bordvidi zu verbreiten. Zum ersten Mal seit New Chicago fühlte sich Bury als Häftling.
Es störte ihn mehr als ihm lieb war, obwohl er sich selbst gut genug kannte, um den Grund zu wissen. Sein ganzes Leben hatte er danach getrachtet, seine Umgebung so weit wie möglich zu beherrschen: eine ganze Welt, Lichtjahre weit, über Zeitspannen von Jahrzehnten – oder zumindest die kleine Welt eines Flottenkreuzers. Die Besatzung behandelte ihn wohl als Gast, aber nicht als ihren Herrn, und wo Bury nicht Herr sein konnte, war er Gefangener.
Außerdem entgingen ihm fantastische Gewinne. Irgendwo in den nicht frei zugänglichen Regionen der Mac Arthur , zu denen nur Wissenschaftler höchsten Ranges Zutritt hatten, studierten Physiker das hellgoldene Metall vom Wabenasteroiden. Erst nach wochenlangen Bemühungen hatte er herausbekommen, dass es sich anscheinend um einen Wärmesupraleiter handelte.
Ein solches Material war ungeheuer kostbar, und er war entschlossen, sich irgendwie eine Probe zu verschaffen. Er wusste auch schon, wie er das anstellen würde, doch er zwang sich zu Geduld. Noch nicht! Der beste Zeitpunkt, ein Muster zu stehlen, war kurz bevor die Mac Arthur auf Neuschottland landete. Trotz der hohen Liegegebühren würden ihn dort Schiffe erwarten, nicht nur eines, das ihn offen als Eigner anerkannte, sondern zumindest noch ein anderes. Vorläufig konnte er
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