Der Splitter Im Auge Gottes
winkte einem Steward und ließ sich Tee bringen.
»Ich finde, Sie unterschätzen das Vertrauen, das Seine Hoheit in Ihre Urteilsfähigkeit setzt«, sagte Horvath. Es klang unecht, und er merkte es sofort. Jemand anderer hätte das zur Sprache bringen sollen – Hardy, oder Blaine – aber Horvath hatte nicht gewagt, sie für diese Konferenz zu präparieren. Beide waren viel zu unabhängig und kaum beeinflussbar.
Der Admiral lächelte. »Danke. Vielleicht hat er mehr Vertrauen zu mir als zu Ihnen, Doktor. Sie haben mir also bewiesen, dass ich gegen die ausdrücklichen Wünsche des Vizekönigs handeln könnte. Etwas derartiges werde ich gewiss nicht leichtfertig tun, und Sie haben mich noch nicht von der Notwendigkeit überzeugt. Die nächste Expedition könnte Botschafter mitnehmen.«
»Werden sie uns je wieder welche schicken nach einer solchen Beleidigung?« platzte Sally heraus. Alle Blicke richteten sich auf sie. »Die Splits haben um so wenig gebeten, Admiral. Und ihre Forderung ist so verständlich.«
»Sie glauben, sie würden es als Beleidigung empfinden, wenn wir ablehnen?«
»Ich … Admiral, ich weiß es nicht. Aber es könnte sein. Sehr gekränkt könnten sie sein.«
Kutuzov nickte, als komme ihm das verständlich vor. »Aber vielleicht bedeutet es eine geringere Gefahr, sie zurückzulassen, Mylady. Commander Cargill. Haben Sie die Untersuchung durchgeführt, um die ich Sie ersuchte?«
»Ja, Sir.« Jack Cargill stürzte sich mit Begeisterung in seinen Vortrag. »Der Admiral wies mich an, das militärische Potential der Splits unter der Annahme abzuschätzen, dass sie das Geheimnis des Feldes und des Antriebs kennen. Ich habe hier ein Diagramm der Flottenstärke …« Er gab einem Unteroffizier einen Wink, und die Darstellung leuchtete auf dem Bildschirm des Messe-Vidifons auf.
Köpfe wandten sich zu der Darstellung um, und einen Augenblick lang herrschte erschrockenes Schweigen. Irgend jemand schnappte hörbar nach Luft. »So viele?« – »Du lieber Himmel!« – »Aber das ist ja mehr als die Sektorflotte …«
Die Kurven stiegen zuerst steil an – das Stadium, in dem die Splits Passagier- und Frachtschiffe in Kriegsschiffe umwandeln würden – flachten sich dann ab, begannen aber bald wieder anzusteigen.
»Sie können sehen, dass die Bedrohung ziemlich hoch zu veranschlagen ist«, fuhr Cargill eifrig fort. »Binnen zwei Jahren könnten die Splits eine Flotte aufstellen, die eine beträchtliche Herausforderung für die gesamte Kaiserliche Raumflotte sein könnte.«
»Das ist lächerlich«, protestierte Horvath. »Durchaus nicht, Sir«, antwortete Cargill. »Ich war sehr zurückhaltend bei der Abschätzung ihrer Industriekapazität. Wir haben Neutrinomessungen und eine recht gute Näherung ihrer Gesamtenergieproduktion – Anzahl der Fusionsreaktoren, thermische Energieerzeugung – und ich habe jeweils den Wirkungsgrad unserer Einrichtungen verwendet, obwohl ich stark vermute, dass ihre Leistungen beträchtlich höher liegen. Zumindest haben sie, weiß Gott, keinen Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften.«
»Woher bekommen sie die nötigen Metalle?« wollte de Vandalia wissen. Der Geologe schien ernste Zweifel zu hegen. »Schließlich haben sie jedes Fleckchen ihres Planeten, und, wenn wir ihren Angaben glauben können, auch die Asteroiden gründlich ausgebeutet.«
»Aber sie können bereits verwendetes Metall neu aufarbeiten. Luxusgegenstände.
Überflüssige Transportfahrzeuge. Zur Zeit besitzt jeder Meister einen Wagenpark, der eingeschränkt werden könnte. Sie würden auf manche Dinge verzichten müssen, aber bedenken Sie – die Splits haben alles auf ihrem Planeten vorhandene Metall bereits gewonnen.« Cargill schien mit solchen Einwänden gerechnet zu haben; er wusste auf alles eine Antwort. »Gewiss, für eine Flotte ist ziemlich viel Metall erforderlich, aber so viel ist das auch wieder nicht, verglichen mit dem Gesamtvorrat einer industriellen Zivilisation.«
»Oh, schon gut!« fauchte Horvath. »Die Abschätzungen ihrer Fähigkeiten mögen ja stimmen. Aber wieso, zum Teufel, reden Sie von einer Bedrohungsabschätzung? Die Splits sind keine Bedrohung für uns.«
Cargill blickte ärgerlich auf. »Das ist ein Fachausdruck. ›Bedrohung‹ drückt immer die Fähigkeiten eines potentiellen Gegners aus …«
»Und bezieht sich nicht auf seine Absichten. Das haben Sie mir schon erklärt. Admiral, das alles zeigt, dass wir lieber höflich zu ihren Botschaftern sein sollten, damit
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