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Der Splitter Im Auge Gottes

Der Splitter Im Auge Gottes

Titel: Der Splitter Im Auge Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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genaugenommen ein winziges Boot, das nicht viel mehr Kabinenraum besaß als der Kutter der Mac Arthur . Im ganzen war er natürlich viel größer, doch achtern der diversen Lebenserhaltungssysteme gab es nichts mehr außer Tanks und Maschinen und schmalen Wartungstunnels. Rod und Sally waren kaum an Bord, als sie auch schon unterwegs waren.
    Es gab wenig anzufangen in dem winzigen Kabinenraum, und die hohe Beschleunigung machte richtige Arbeit ohnehin unmöglich. Der Sanitätsmaat untersuchte seine Passagiere in Abständen von acht Stunden, um sich zu vergewissern, dass sie die drei Ge der Hermes vertrugen. Schließlich gab er Rods Ersuchen statt, die Unannehmlichkeiten abzukürzen und auf 3,5 Ge hinaufzugehen. Bei einer solchen Belastung war es am besten, soviel wie möglich zu ruhen und die geistige Aktivität auf kurze Gespräche zu beschranken.
    Murchesons Auge war ein gewaltiger, leuchtender Fleck hinter ihnen, als sie den Alderson-Punkt erreichten. Einen unmessbaren Augenblick später war das Auge nur ein heller roter Stern vor dem Hintergrund des Kohlensacks. Ein winziger gelber Splitter hing an seinem Rand.

 
48
Zivilstatus
     
    Die Hermes war kaum in eine Bahn um Neuschottland eingeschwenkt, als sie auch schon auf ein Landeboot übergesetzt wurden. Sally hatte gerade noch Zeit, sich von der Besatzung der Schaluppe zu verabschieden, dann wurden sie schon wieder angeschnallt.
    »Besucher bitte Landeboot verlassen. Passagiere auf Wiedereintritt vorbereiten.«
    Mit einem dumpfen Ton schlössen sich die Luftschleusen. »Fertig, Sir?« rief der Pilot.
    »Ja …«
    Die Bremsdüsen begannen zu feuern. Die Landung war durchaus nicht sanft, der Pilot hatte es viel zu eilig. Sie schössen hinunter, über Neuschottlands schroffe Felsen und Dampfwolken speiende Geysire hinweg. Als sie über der Stadt waren, hatten sie immer noch eine zu hohe Geschwindigkeit, und der Pilot musste zwei weite Kreise ziehen.
    Dann glitt das Boot langsam hinunter, schwebte einen Augenblick bewegungslos und setzte auf dem Dachlandeplatz des Admiralitätsgebäudes auf.
    »Da ist Onkel Ben!« rief Sally. Sie rannte davon und stürzte sich in seine Arme.
    Benjamin Bright Fowler war achtzig Standardjahre alt und sah auch so aus. Vor der Verbreitung der Regenerationstherapie hätte ihn jeder Mensch für fünfzig gehalten – ein Mann in den besten Jahren, am geistigen Höhepunkt. Vor allem letzteres hatte gestimmt.
    Er war einen Meter vierundsiebzig groß und neunzig Kilogramm schwer: ein untersetzter, kleiner Mann, beinahe kahl, mit einem dunklen, grau melierten Haarrändchen um den glänzenden Schädel. Er trug niemals einen Hut, außer bei sehr kaltem Wetter, und selbst dann vergaß er ihn meistens.
    Senator Fowler war etwas unorthodox in ausgebeulte Hosen gekleidet, die über weiche, polierte Lederstiefel fielen. Ein knielanger und ziemlich ausgedienter Kamelhaarmantel hüllte die oberen zwei Drittel seines Körpers ein. Seine Kleider waren von bester Qualität, aber nie gepflegt. Seine träumerischen Augen, die manchmal etwas wässrig wirkten, und sein zerknitterter Habitus machten ihn nicht gerade zu einer eindrucksvollen Gestalt, und oft hatten politische Gegner den Fehler begangen, sein Äußeres mit seinen Fähigkeiten gleichzusetzen. Manchmal, wenn die Gelegenheit wichtig genug war, erlaubte er seinem Kammerdiener, ihm die Kleidung auszusuchen und ihn richtig auszustaffieren; dann sah er zumindest ein paar Stunden lang standesgemäß aus. Schließlich war er einer der mächtigsten Männer des Imperiums.
    Meistens jedoch zog er das erste an, was ihm von seiner Garderobe in die Finger kam, und da er seiner Dienerschaft niemals gestattete, etwas wegzugeben, das er gern hatte, trug er ziemlich oft alte Sachen.
    Er empfing Sally mit einer bärenhaften Umarmung, während sie ihn auf die Stirn küsste.
    Sally war größer als ihr Onkel und fühlte sich versucht, ihm einen Kuss auf die Glatze zu drücken, aber sie tat es dann doch lieber nicht. Benjamin Fowler vernachlässigte sein Äußeres und wurde böse, wenn man ihm das vorwarf, aber er war doch ein bisschen empfindlich wegen seiner Glatze. Er weigerte sich allerdings auch strikt, Kosmetikärzte etwas dagegen tun zu lassen.
    »Onkel Ben, ich bin froh, dich wiederzuseh’n!« Sally entwand sich seinen Armen, bevor er ihr eine Rippe zerdrückte. Dann funkelte sie ihn gespielt ärgerlich an: »Du hast versucht, mein Leben umzukrempeln! Wusstest du, dass diese Nachricht Rod dazu bringen

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