Der Splitter Im Auge Gottes
würde sehr viel mehr dafür bezahlen, daß der Split-Gefahr für alle Zeiten ein Ende gemacht wird«, sagte Bury ernst.
»Hmm.« Der Admiral war versucht, ihm zuzustimmen. Im Sektor Trans-Kohlensack gab es schon genug Probleme. Nur der Himmel mochte wissen, wie viele Kolonien jetzt wieder revoltierten, wie viele freie Welten sich gegen das Imperium zusammenschlössen; fremde Intelligenzen waren eine Komplikation, die die Admiralität keineswegs brauchen konnte. »Aber bedenken Sie doch — die Technologie. Die Handelsmöglichkeiten. Ich hätte gedacht, das müsste Sie doch besonders interessieren.«
»Wir können ihnen nicht trauen«, sagte Bury. Er bemühte sich sehr, ruhig zu sprechen.
Der Admiral achtete Männer gering, die ihre Gefühle nicht zu beherrschen vermochten.
Bury verstand ihn sehr gut — sein Vater war auch so gewesen.
»Admiral, sie haben unsere Kadetten getötet. Sie glauben doch sicher nicht an dieses Märchen vom Verglühen während des Wiedereintritts? Und sie haben diese kleinen Bestien in der MacArthur losgelassen — beinahe wäre es ihnen gelungen, sie auch auf die Lenin zu bringen.« Der Handelsherr schauderte unmerklich. Kleine, glitzernde Augen — und soknapp war es gewesen ... »Sie werden doch sicher nicht diese Wesen in das Imperium lassen. Oder an Bord Ihres Schiffs.« Gedankenlesende Ungeheuer.
Telepathen oder nicht, sie konnten Gedanken lesen. Bury kämpfte seine wachsende Verzweiflung nieder: wenn sogar Admiral Kutuzov begann, den Lügen dieser Wesen zu glauben, welche Hoffnung blieb dann noch dem Imperium? Die neue Technologie würde die Imperial Traders Association, die Händlervereinigung, reizen wie nichts zuvor, und nur die Admiralität hatte genug Macht, um Forderungen der ITA nach Handelsbeziehungen niederzuschlagen. Beim Barte des Propheten, etwas musste unternommen werden! »Ich frage mich, ob nicht Dr. Horvath Sie all zu sehr beeinflusst?« erkundigte sich Bury höflich.
Der Admiral verzog das Gesicht, und Horace Bury lächelte hinter seiner ausdruckslosen Miene. Horvath. Er war der Hebel. Man brauchte nur Horvath gegen den Admiral auszuspielen. Irgend jemand musste ja etwas unternehmen ...
Anthony Horvath fühlte sich in diesem Augenblick trotz der Beschleunigung von 1,5 Ge rundherum zufrieden und glücklich. Das Geschenkschiff war geräumig, und es besaß unter seinen zahllosen Wundern auch etliche wohlerwogene Luxusnuancen. Zum Beispiel die Dusche mit einem halben Dutzend drehbarer Brauseköpfen auf allen Seiten und einem Molekularsieb zur Wiederaufbereitung des Wassers. Dann gab es einen Vorrat von tiefgekühlten Split-Gerichten, die nur noch in den Mikrowellenherd geschoben werden mussten. Selbst kulinarische Fehlschläge waren... nun ja, interessant. Es gab Kaffee, der zwar synthetisch, aber gut war, und ein gutbestücktes Weinlager. Zu seiner Zufriedenheit trug auch bei, daß sich die Lenin samt Kutuzov in ausreichender Entfernung befand. An Bord des Kriegsschiffes waren die Menschen zusammengepfercht wie Container im Lagerraum eines Frachtschiffs, mussten sich Kabinen teilen oder in den Gängen schlafen, während Horvath hier jegliche Bewegungsfreiheit und Ruhe hatte. Er zogdas Mikrofon näher heran und begann wieder mit dem Diktieren seiner Beobachtungen, nachdem er noch einmal zufrieden geseufzt hatte. So ließ es sich leben ...
»Die meisten Produkte der Splits haben mehrfache Anwendungsmöglichkeiten«, sprach er in seinen Taschencomputer. »Dieses Schiff ist per se ein Intelligenztest, beabsichtigt oder nicht: die Splits werden auf jeden Fall viel über unsere Fähigkeiten lernen, indem sie beobachten, wie lange unsere Leute brauchen, um mit dem Antrieb richtig umzugehen. Die Braunen natürlich hätten die Sache in höchstens einer Stunde durchschaut, nehme ich an — aber, um gerecht zu sein, ein Braunes könnte sich auch ohne Schwierigkeiten tagelang auf die Instrumente konzentrieren. Menschen, die intelligent genug sind für solche Aufgaben, würden das unerträglich langweilig finden.
Deshalb hat es sich bei uns zum Beispiel eingebürgert, daß einfache Besatzungsmitglieder Wache stehen, während ihre Offiziere nur irgendwie erreichbar sein müssen, um etwaige auftretende Probleme zu lösen. Das führt dazu, daß wir langsamer reagieren und mehr Leute für Aufgaben benötigen, die einzelnen Splits sehr leicht fallen würden.
Wir haben aber auch viel von den Splits über sie selbst erfahren. So zum Beispiel setzen wir Menschen zur
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