Der Splitter Im Auge Gottes
reden gehört hatten. Irgend etwas seltsames war daran.
Rod konnte es nicht identifizieren. Es war kein Akzent. Eher die Perfektion, die vollkommene Akzentfreiheit des Anglic.
»Die Zeit für Lügen ist vorbei. Mein Meister war von Anfang an dieser Meinung, aber Jocks Meister erhielt die Verantwortung für die Verhandlung mit den Menschen. Wie sie euch euer Kaiser für die Verhandlungen mit uns übertragen hat.«
»Kompetenzstreitigkeiten, ja?« sagte Fowler. »Schade, daß wir deinen Chef nicht kennengelernt haben. Jetzt ist es ein bisschen spät, nicht?«
»Vielleicht. Aber jetzt werde ich ihn vertreten. Ihr könnt ihn König Peter nennen — wie es die Kadetten getan haben.«
»Was?« Rod fuhr hoch, sein Stuhl krachte zu Boden. »Wann?«
»Kurz bevor sie von Kriegern getötet wurden«, sagte Charlie. »Mich anzugreifen hat keinen Sinn, Mylord; es waren auch nicht die Krieger meines Meisters, die sie töteten.
Jene, die es taten, hatten den Befehl, sie lebend gefangen zunehmen, aber die Kadetten wollten sich nicht ergeben.«
Rod hob langsam seinen Stuhl auf und nahm wieder Platz. »Nein. Horst hätte das nie getan«, murmelte er. »Auch Whitbread nicht. Oder Potter. Sie können stolz auf ihre Männer sein, Lord Blaine. Ihre letzten Augenblicke gemahnten an die ehrenvollsten Traditionen des kaiserlichen Militärs.« Die fremde Stimme war frei von jeder Ironie.
»Und warum habt ihr diese Jungen umgebracht?« fragte Sally entsetzt. »Rod, es tut mir leid. Ich — es tut mir so leid, mehr kann ich nicht sagen.«
»Du kannst nichts dafür. Mylady hat dir eine Frage gestellt, Charlie.«
»Sie hatten die Wahrheit über uns entdeckt. Ihre Rettungsboote brachten sie zu einem Museum. Nicht zu einem Ort der Unterhaltung, wie wir euch einen sehen ließen. Dieses Museum hat einen viel wichtigeren Zweck.« Mit gesenkter Stimme sprach Charlie weiter. Sie beschrieb das Museum und den Kampf im Tunnel, die Flucht über Land und durch die Luft, den Beginn des Krieges zwischen verschiedenen Parteien, und die Landung auf der Straße vor dem Schloss. Sie berichtete von dem abschließenden Gefecht.
»Unsere Krieger verloren«, Schloss sie. »Hätten sie gesiegt, dann hatte König Peter die Kadetten zu euch zurückgebracht. Als sie jedoch tot waren, schien es — besser, euch zu täuschen.«
»Guter Gott«, flüsterte Rod. »Das also ist euer Geheimnis. Und wir hatten alle nötigen Informationen, aber ...«
Jemand auf der anderen Seite des Raums begann laut zu murmeln. Kaplan Hardy.
»Requiem aeternam donum est, Domine, et lux perpetuae ...«
»Wozu zum Kuckuck soll es gut sein, daß ihr uns das jetzt erzählt?« fragte Senator Fowler.
Charlie machte eine seltsame Geste. »Wenn ihr uns vernichtet, sollt ihr wenigstens wissen, weshalb. Ich versuche euch zu erklären, daß die Meister sich nicht ergeben werden. König Peter würde es vielleicht tun, aber er hat keine Macht über Splitter Alpha, und noch viel weniger über die Asteroidenzivilisation. Irgendwer wird bestimmt Widerstand leisten.« »Wie ich es vorausgesagt habe, Mylords«, sagte Kutuzov bedächtig. »Männer und Schiffe, die die Kapitulation entgegennehmen sollen, sind verloren. Vielleicht die gesamte Flotte. Wenn wir in das System Splitter eindringen, so muss es in voller Attacke sein.«
»Oh, verdammt«, knurrte Senator Fowler. »Ja. Ich erkenne euren Plan. Ihr glaubt, wir können einen unprovozierten Angriff nicht anordnen und würden unter diesen Umstanden vielleicht kein Selbstmordkommando losschicken. Nun, ihr habt euch geirrt, Charlie. Es kostet mich vielleicht den Kopf, aber ihr habt mich nur überzeugt, daß wir dem Admiral freie Hand lassen müssen. Es tut mir leid, Pater, aber jetzt kann ich nicht mehr anders handeln.«
Seine Stimme hob sich. »Admiral Kutuzov. Sie werden Ihre Flotte in Bereitschaft halten und alle Schiffe anweisen, keinerlei Nachrichten von irgendeiner Quelle ohne meine vorherige Genehmigung entgegenzunehmen. Und ich meine damit, von niemandem. Ist das klar?«
»Jawohl, Senator.« Kutuzov beugte sich über ein kleines Sendegerät. »Michailov! Dal« .
Er sprach rasch einige russische Sätze in das Mikrofon. »Ist erledigt, Senator.«
»Ich bin noch nicht fertig«, sagte Charlie. »Ihr habt eine Alternative.«
»Und die wäre?« fragte Fowler stirnrunzelnd.
»Blockade.«
57. Die nützliche Kunst des Hochverrats
Sie standen schon längere Zeit auf dem Balkon vor Rods Suite. Gedämpft drangen die Geräusche der nächtlichen
Weitere Kostenlose Bücher