Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Splitter Im Auge Gottes

Titel: Der Splitter Im Auge Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven , Jerry Pournelle
Vom Netzwerk:
Kommt, gehen wir hier entlang, dann erreichen wir die Kirche von Ihm noch vor dem Dunkelwerden.«
    Quentins Patch war ein kleines Dorf inmitten von Weizenfeldern. Der Weg war ein breiter, leicht gewellter Basaltstreifen, der wie ein erstarrter Lavafluss aussah. Renner vermutete, daß vor langer Zeit ein Schiff auf den Flammen seiner Hauptdüse über den Boden geschwebt war, um Wege und Straßen auszuschmelzen, bevor die Gebäude errichtet wurden. Jetzt war die Oberfläche von einem Netz feinster Risse überzogen. Da längst zwei- und dreistöckige Häuser die Straßen auf beiden Seiten säumten, konnte man sie nicht gut in der gleichen Weise ausbessern.
    »Wie hat das mit den Ihmisten angefangen?« fragte Renner. »Die Legende erzählt«, sagte Potter, unterbrach sich jedoch gleich. »Na, es sieht aus, als war's nicht nur Legende. Die Ihmisten behaupten jedenfalls, daß das Angesicht Gottes eines Tages erwachte.«
    »Was?«
    »Er öffnete Sein einziges Auge.«
    »Das könnte stimmen, wenn die Splits wirklich Laserkanonen verwendeten, um ihr Lichtsegel anzutreiben. Weiß man, wann ungefähr das war?«
    »Hm, ja.« Potter überlegte. »Es geschah leider während der Sezessionskriege. Der Krieg hat uns schwer zu schaffen gemacht, wisst ihr. Neuschottland blieb dem Imperium treu, während Neuirland abfiel. Wir waren etwa gleich stark. Fünfzig Jahre lang etwa bekämpften wir einander, bis keine Interstellarschiffe mehr übrig waren und wir jeden Kontakt mit anderen Systemen verloren. Dann, das war 2870, machte ein Schiff Bruch auf unserer Welt. Es war die Ley Crater, ein Handelsschiff, das für Kriegszwecke umgebaut worden war. Es besaß ein funktionierendes Langston-Feld und einen Laderaum voller Torpedos. Auch so schwer beschädigt war es immer noch das stärkste Schiff im gesamten kaledonischen System. So tief waren wir schon gesunken. Mit diesem Schiff gelang es uns, die Verräter von Neuirland zu vernichten.«
    »Das ist hundertfünfzig Jahre her. Sie erzählen aber davon, als hätten Sie's selber erlebt.«
    Potter lächelte. »Uns hier geht unsere Geschichte immer noch verdammt nahe.«
    »Natürlich«, sagte Staley.
    »Ihr habt nach dem Zeitpunkt gefragt. Aus den Aufzeichnungen der Universität ist das nicht zu ersehen, 'ne Menge Computerdaten wurden durch Kriegsschäden unbrauchbar.
    Irgend was ist mit dem Auge passiert, das ist sicher, aber es muss ziemlich gegen Ende des Krieges gewesen sein. Sonst hätte es nicht so einen gewaltigen Eindruck hinterlassen.« »Warum nicht? Das Gesicht - ich meine, das Auge ist das größte, hellste Objekt eures Himmels.« Potter verzog das Gesicht. »Im Krieg hatte das nichts zu bedeuten. Ich hab' Tagebücher aus der Zeit gelesen. Die Leute flüchteten sich unter das Langston-Feld der Universität. Als sie sich wieder hervorwagten, sahen sie den Himmel nur als Schlachtfeld, voll seltsamer Lichter und Strahlen und Feuerbälle von explodierenden Schiffen. Erst nach Kriegsende begannen die Menschen wieder den Sternenhimmel zu beobachten. Die Astronomen versuchten herauszufinden, was mit dem Auge geschehen war. Und zu dieser Zeit hatte Howard Grote Littlemead seine göttliche Erleuchtung. Er stellte fest, daß das Angesicht Gottes wirklich genau das sei.
    Ja, davon war er überzeugt. Und er konnte eine Menge Leute zu seiner Ansicht bekehren. Wir sind da, meine Herren.«
    Die Kirche von Ihm war eindrucksvoll und schäbig zugleich. Sie war aus Naturstein errichtet worden, um dem Zahn der Zeit besser zu widerstehen, aber es waren doch Spuren ihres Alters zu erkennen. Der Stein war von vielen Stürmen glattgeschliffen worden, Dachstuhl und Deckenbalken waren rissig; an vielen Stellen hatten Besucher mit Lasern oder anderen Werkzeugen ihre Initialen oder eine Obszönität eingeschnitten.
    Der Priester war ein großer, untersetzter Mann, der irgendwie verweichlicht und müde wirkte. Er beharrte jedoch mit unerwarteter Zähigkeit auf seiner Weigerung, die drei in die Kirche zu lassen. Es nützte nichts, daß Potter sich als Bürger der Stadt zu erkennen gab. Die Kirche von Ihm und ihre Priester hatten von Leuten der Siedlung viel auszustehen gehabt.
    »Ach, kommen Sie, warum können wir uns nicht einigen?« meinte Renner zu ihm. »Sie glauben doch nicht ernstlich, daß wir irgendein Sakrileg begehen wollen, oder?«
    »Ihr seid keine Gläubigen. Was wollt ihr da drinnen?« »Wir möchten nur den — das Angesicht von Ihm in seiner Herrlichkeit sehen. Danach werden wir wieder gehen. Wenn Sie

Weitere Kostenlose Bücher