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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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undeutlich für die Wachen. Er schob eine metallene Mülltonne vor sich her. Das erklärte den Lärm.
    »Bitte sag mir, dass der nicht hierher ko mm t.«
    »Er kommt hierher.«
    Die Wachen traten aus ihrer Kabine und beobachteten, wie sich der einsame Demonstrant näherte. Sie behielten die Waffen im Holster, aber ihre Hände hingen griffbereit in der Luft.
    Als er noch näher kam, wurde erkennbar, was der Mann brüllte. »Abfall! Abfall! Abfall!«
    Die Posten sahen einander an.
    Der Mann kam auf drei Meter an die Posten heran. »Abfall!«
    »In Ordnung, Monsieur, das ist weit genug.«
    »Abfall! Abfall! Mehr ist diese Regierung nicht! Abfall!«
    »Ich würde sagen, Ihr Protest ist vorbei, Monsieur.«
    Die Augen des Mannes funkelten über dem Tuch, das die untere Gesichtshälfte bedeckte. »Vorbei! Er fängt gerade erst an! Ihr seid Abfall! Ihr seid alle nur Abfall!«
    »Wenn Sie das sagen, Monsieur. Ist schon in Ordnung. Nun gehen Sie bitte weiter.«
    »Ha! Das würde euch gefallen, was! Nein, ich werde euch sagen, was ihr seid! Ihr seid Abfall!«
    »Monsieur, es herrscht Ausgangssperre...«
    »Ausgangssperre? Ich zeige euch, was ich von eurer Ausgangssperre halte. Abfall!« Er gab seiner Mülltonne einen Tritt. Sie rollte den sanften Abhang hinab auf die Wachen zu und wurde dabei schneller. Die Männer konnten ihr problemlos ausweichen und schauten ihr hinterher, als sie weiter beschleunigte und auf ein Sortiment ähnlicher Tonnen zwischen mehreren riesigen Müllcontainern zuhielt.
    »Abfall! Ha!«
    Die Wachen drehten sich wieder zu dem Demonstranten um. »Monsieur, Sie haben gerade Sicherheitspersonal der Regierung angegriffen. Dafür könnten wir Sie festnehmen.«
    »Ihr seid Abfall!«, rief der Mann, und sein Mülleimer prallte - wie eine Bowlingkugel gegen die Kegel - auf die übrigen Mülltonnen. Der Lärm war infernalisch. Der Demonstrant tanzte betrunken.
    Als das tosende Scheppern verklang, kamen die Wachen auf den angeheiterten Demonstranten zu. »Na schön, Monsieur, das reicht. Wir bringen Sie irgendwohin, wo Sie Ihren Rausch ausschlafen können.« Sie griffen nach seinen Armen.
    Mit überraschend schnellen Reflexen riss er sich los. »Fasst mich nicht an! Ihr Dreck!« Er sprang zurück und machte eine Geste, die man häufig in Genfer Verkehrstaus zu sehen bekam.
    Die Wachen blickten einander an, dann stürmten sie los. Aber der Demonstrant war zu schnell für sie. Er drehte auf dem Absatz um und rannte vor ihnen die Straße hinauf.
    Eine Querstraße weiter wurden die Posten langsamer. Weiter durften sie sich nicht vom Gebäude entfernen.
    »Geh nach Hause!«, rief einer von ihnen der kleiner werdenden Gestalt nach.
    Sie trotteten zurück zu ihrem Posten in der beleuchteten Kabine, trafen aber zu spät ein, um zu sehen, wie ein äußerst schwindliger Mann aus der umgestürzten Mülltonne kletterte, die Hand auf einen biometrischen Türöffner legte und den Regierungspalast betrat.
    Jonah verspürte den Drang, sich wie ein Einbrecher zu bewegen, vorgebeugt, mit langen Schritten. Aber nichts hätte die Aufmerksamkeit der Überwachungscomputer und Wachleute an den Kameraschirmen schneller erregt als verdächtiges Benehmen. Er musste sich bewegen, als gehöre er hierher, was nach der rasanten Rollpartie in der Mülltonne gar nicht so einfach war. Es fiel ihm schon schwer genug, geradeaus zu gehen.
    Auf den Korridoren summte es vor Elektrizität. Nur ein Teil davon wurde in die schummrige Beleuchtung gespeist, die es Jonah nur zu leicht machte, mit einem Streife gehenden Wachmann zusammenzustoßen. Der größte Teil versorgte die breite Palette von Alarmanlagen des Gebäudes mit Strom, die Büros, Computer und was die Senatoren in ihren Büros sonst noch für schutzwürdig hielten, bewachten. Das konstante Summen war eine ständige Erinnerung an Jonah, sich vorzusehen.
    Auf dem Weg an einer Fahrstuhlzeile entlang empfand Jonah ein Gefühl der Sehnsucht. Er musste in den dreiundzwanzigsten Stock, und die Aufzüge waren die leichteste Methode, dorthin zu gelangen. Aber es wäre kein kluger Schachzug gewesen, fünfzehn Sekunden vor einer Überwachungskamera stehen zu bleiben. In den Treppenhäusern gab es auch Kameras, aber die konnte er zügig passieren. Der einzige Trick dabei war zu verhindern, dass sich jemand die Frage stellte, warum jemand um vier Uhr morgens zweiundzwanzig Etagen zu Fuß hochstieg.
    Er fand ein Treppenhaus, stieg zwei Etagen hinauf und verließ es wieder. Dann wanderte er auf die andere

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