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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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Seite des Gebäudes, wo er erneut zwei Etagen höher stieg.
    Insgesamt gab es im Regierungspalast zehn Treppenhäuser. Jonah verbrachte zehn Minuten damit, von einem zum nächsten zu wandern und noch ein paar Stockwerke höher zu steigen, in der Hoffnung, dass die verschiedenen Treppen von verschiedenen Mitgliedern des Wachpersonals beobachtet wurden. Vielleicht sogar jedes Stockwerk. Das konnte er nur hoffen.
    Endlich erreichte er die dreiundzwanzigste Etage. Der Teppichboden auf diesem Stockwerk war stahlgrau, die Tapeten hatten ein in unterschiedlichen Brauntönen gehaltenes Quadratmuster, genau wie überall sonst im Gebäude. Ein einzelner Posten war an der Nordseite stationiert, ein zweiter im Süden. Solange alles gut ging, würde Jonah keinem der beiden nahe genug kommen, um gesehen zu werden.
    Er fand die Tür, nach der er suchte: Zimmer 2312, die Büros von Senatorin Lina Derius. Er griff in die Jackentasche und zog einen kleinen Metallzylinder heraus. Unmittelbar unter dem Schild mit dem Namen der Senatorin war ein winziges Loch von Stecknadelkopfgröße, und hinter diesem Loch befand sich ein Mikrofon. Jonah hielt den Zylinder vor das Loch und drückte einen Knopf am hinteren Ende des Geräts. Der Zylinder spielte daraufhin eine Aufzeichnung ab, die Horn ihm übermittelt hatte: ein einziges Wort, gesprochen von Henrik Morten.
    »Wiedergeburt.«
    Ein mit dem Mikrofon verbundener Computer analysierte das Stimmmuster und stellte fest, dass es sich mit einer eingespeicherten Vorlage deckte. Das Türschloss öffnete sich mit einem Klicken. Jonah öffnete die Tür, trat schnell hindurch und schloss sie hinter sich.
    Er atmete auf. Jetzt war er wenigstens auf etwas sichererem Boden, denn die öffentlichen Bereiche des Regierungspalastes wurden weit intensiver überwacht als die einzelnen Büros. Deren Sicherung überließ man den Alarmsystemen der Senatoren.
    Er ging am Schreibtisch des Rezeptionisten vorbei. Er benötigte einen Computer mit Zugriff auf alles, was Lina Derius an Informationen besaß, und es gab nur eine Maschine, auf die diese Beschreibung passte. Mit einem von Morten gelieferten Schlüsselcode gelangte er in das Büro der Senatorin.
    Dort holte er ein zweites Hilfsmittel aus einer großen Seitentasche: einen kleinen Stromgenerator. Er verband ihn mit der Ausrüstung der Senatorin, um zu verhindern, dass eine mögliche Überwachung des Stromverbrauchs einen Alarm auslöste.
    Er schaltete den Computer ein und bediente sich der Kennworte, die Morten ausgeplaudert hatte. Natürlich gab es immer noch ein paar Bereiche - wie das persönliche Tagebuch der Senatorin -, auf die er trotzdem keinen Zugriff hatte, aber er hatte doch den Zugang zu dem größten Teil der Daten auf dieser Maschine. Das musste genügen.
    Er wusste ungefähr, wonach er suchte, aber nicht genau, wo oder in welcher Form es vorlag, und er hatte nicht die Zeit, eine Suche in allen Dateien der Senatorin durchzuführen oder sie komplett auf seinen Rechner zu kopieren. Er musste sich auf seinen Instinkt verlassen. Es war, als würde er durch einen Wald wandern und musste raten, welche Bäume harmlos waren, und hinter welchen sich ein feindlicher Soldat mit einem Flammenwerfer versteckte.
    Die Uhr tickte. Um vier Uhr dreißig hatte Jonah exakt eine Datei kopiert, die wenig mehr als die politischen Sympathien der Senatorin verriet. Um fünf kam jemand herein und leerte die Papierkörbe. Jonah schaltete den Monitor aus, griff sich seinen Generator und versteckte sich unter dem Schreibtisch. Von dort aus beobachtete er die Füße der Putzfrau und stellte sich die Schlagzeilen vor, falls sie ihn entdeckte.
    Um fünf nach fünf setzte er seine Suche fort.
    Die Zeit lief weiter. Er wollte bis sechs Uhr wieder fort sein, bevor das Gebäude von Personal wimmelte, aber eine zweite Gelegenheit würde er nicht bekommen. Falls er mit leeren Händen abzog, würde er am nächsten Tag auch mit leeren Händen ins Wahlkonklave kommen.
    Es wurde sechs Uhr. Es dauerte noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang, aber selbst hier, tief im Innern des Senatsgebäudes, fühlte Jonah die Veränderung. Die Stadt erwachte, und ein beachtlicher Prozentsatz ihrer Bewohner würde sich ziemlich bald hierher in Bewegung setzen.
    Ihm blieb bestenfalls noch eine Stunde. Er trieb sich an, jagte durch die Dateien, überflog zehntausende Zeilen auf der Suche nach den Schlüsselbegriffen, um die es ihm ging. Langsam fand er sie. Einzelne Stücke des Puzzles stiegen aus dem Nebel

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