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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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und er schnappte sich noch ein paar Dateien.
    Um sechs Uhr dreißig wurde ihm klar, dass es zu tief reichte. Er konnte nicht in einer einzigen Sitzung alles aufklären. Aber er brauchte genug. Vielleicht würde er, wenn er ging, nicht das letzte Ziel wissen, aber er würde doch einen Wald an Hinweisschildern besitzen.
    Um Viertel vor sieben hatte er genug. Er schaltete den Computer aus, stöpselte den Generator ab und wischte Tastatur, Sessel und Stecker ab. Er hatte sorgfältig darauf geachtet, sonst nichts anzufassen.
    Zehn vor sieben. Noch zehn Minuten. Er verließ das Büro der Senatorin, schloss und verriegelte die Tür, wischte die Schlüsseltastatur ab und ging zum Ausgang der Büroräume.
    Auf dem Flur sagte jemand »Wiedergeburt«. Das Türschloss klickte und die Türe öffnete sich.
    Jonah rannte nach links, in eine kleine Abstellni-sche mit ein paar Regalbrettern. Die Nische hatte keine Tür. Vom Empfangsbereich aus konnte man ihn nicht sehen, aber sobald jemand in den kurzen Flur trat, blieb ihm kein Versteck mehr.
    Er lauschte. Hörte, wie sich eine einzelne Person im Empfangsbereich bewegte. Ein paar Schalter klickten. Der erste Mitarbeiter des Tages war da und brachte das Büro in Ordnung. Noch war er oder sie allein, aber das würde nicht lange so bleiben.
    Jonahs Gedanken rasten. Er versuchte sich die morgendliche Routine in diesem Büro auszumalen. Er hatte das Büro beim Hereinkommen schnell durchquert, den Grundriss aber als dreidimensionales Bild im Kopf, das er jetzt hin und her drehte und nach einer Möglichkeit suchte, unbemerkt zu entkommen.
    Dann fiel ihm das Fenster ein.
    Er wusste, in ein paar Minuten würde der oder die Unbekannte hier vorbeiko mm en. Falls er dabei nach rechts schaute, war Jonah geliefert. Aber falls er sich darauf konzentrierte, wohin er wollte und das Fenster am Ende des Flurs im Blick behielt, hatte Jonah eine Chance.
    Der Mitarbeiter war noch an seinem Schreibtisch beschäftigt und pfiff eine kurze Melodie, dann machte er sich, wie Jonah erwartet hatte, auf den Weg den Flur hinunter. An dessen Ende befand sich ein bis jetzt noch fest verdunkeltes Fenster mit einer - zu Jonahs Glück - von Hand kontrollierten Jalousie. Es konnte nicht lange dauern, bis die ersten Strahlen Sonnenlicht es trafen.
    Die Schritte kamen näher. Jonah stand an der Wand, die dem Ausgang der Büros am nächsten war, teilweise durch den Rahmen der Nische verdeckt.
    Er sah einen jungen Mann mit scharfer Nase und spitzem Kinn. Er pfiff wieder vor sich hin, blickte nach links. Jetzt drehte er den Kopf.
    Und er war vorbei. Selbst wenn er jetzt nach rechts schaute, war er an der Nische vorbei.
    Jonah schob sich an die Öffnung, steckte den Kopf auf den Flur heraus und beobachtete den Angestellten, wie er ans Fenster ging.
    In dem Moment, als seine Hand den Riemen der Metalljalousie berührte, lief Jonah los. Seine Füße glitten über den Teppichboden - wie der Wind über Gras -, weit leiser als das Scheppern der Jalousie. Blitzschnell war er an der Tür. Dann zwang er sich anzuhalten. Leise zog er sie auf. Dann war er blitzartig hindurch.
    Die Türe fiel leise ins Schloss, gerade als die Metalljalousie ganz oben war.
    Jonah stand auf dem noch leeren Flur, wischte sich ein paar Tropfen Schweiß von der Stirn und atmete langsam und ruhig, bis sich seine Gesichtsfarbe normalisiert hatte. Seine Ausbildung half ihm dabei, und wenige Sekunden später schlenderte er durch den Korridor, als wäre nichts gewesen. Er stieg durch ein Treppenhaus in den einundzwanzigsten Stock hinab und durch ein anderes in den siebzehnten. Von dort aus nahm er den Lift.
    Er ging zum Haupteingang des Gebäudes. Die Wachen nickten ihm hinter ihren Schreibtischen müde zu, als er vorbeiging. Er nickte zurück.
    Hotel >Duquesne<, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    19. Dezember 3134
    Nachdem er die Mülltonne mit Jonah Levin auf das Senatsgebäude zugerollt hatte und den Wachen entkommen war, hatte Gareth mit dem Gedanken gespielt, umzudrehen und das Gebäude zu beobachten, bis Jonah es wieder verließ. Aber es ließ sich ja nicht sagen, wie lange Jonah benötigen würde. Es war eine kalte Nacht, und Gareth wollte kein Risiko eingehen, dass ihn die Wachen sahen. Jonah hatte ihm gesagt, er sollte zurück ins Hotel gehen, und genau das tat er dann auch.
    Schlafen konnte er aber jetzt unmöglich. Andererseits hatte er bis zu Jonahs Rückkehr herzlich wenig zu tun. Er verbrachte den größten Teil der Zeit damit zu

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