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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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Ansicht, dass die Sphäre auch ohne seine Beteiligung an diesem politischen Menuett schon groß und kompliziert genug war.
    Jetzt aber, während er den weichen Teppichboden des Flurs zu Gareth Sinclairs Zimmer entlang ging, ertappte er sich dabei, dass er auf der Suche nach irgendeinem Hinweis darauf, ob er seinem Mit-Paladin oder Morten glauben sollte, jede Bewegung Sinclairs bewertete. Nach Aussage des Empfangs hielt sich Sinclair in seinem Zimmer auf. Er war nicht geflohen und versteckte sich auch nicht. Das war gut. Er benahm sich nicht, als hätte er etwas zu verbergen. Aber er hatte gezögert, bevor er Jonah und Heather heraufbat, was ein möglicher Hinweis darauf sein konnte, dass er wusste, was ihn erwartete. Das war schlecht. Andererseits war es möglicherweise auch nur ein Zeichen, dass er sich auf dieses spezielle Gespräch nicht gerade freute. Das konnte ihm Jonah nachfühlen.
    Er klopfte energisch an Sinclairs Türe. Aus dem Augenwinkel sah er Heathers Hand zum Gürtel zucken, bevor ihr wieder einfiel, dass sie übereingekommen waren, ihren Kollegen unbewaffnet aufzusuchen. Es war keine Festnahme, wie sie einander immer wieder erinnerten, auch wenn ihnen beiden bewusst war, dass es sich genauso anfühlte.
    »Einen Augenblick«, rief Sinclair sofort. Noch ein Punkt für ihn, dachte Jonah, er läuft nicht weg.
    Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf den leger gekleideten Sinclair und ein Zimmer von mindestens der dreifachen Größe der Unterkunft Jonahs in der Pension Flambard frei, in dem Papierstapel jede freie waagerechte Fläche bedeckten.
    »Paladin Levin. Paladinin GioAvanti. Kommt herein.« Er klang steif, aber das konnte Jonah ihm nicht übel nehmen. Er notierte es nicht als Punkt gegen ihn.
    Sie folgten ihm ins Zimmer, dort drehte er sich um und lächelte, wenn auch dünn. »Ich muss mich für das ganze Papier hier entschuldigen. Ich komme mir vor, als wäre ich wieder an der Akademie und würde für ein Examen büffeln.«
    »Was ist das alles?«, fragte Heather und hob ein Blatt vom nächstgelegenen Stapel.
    »Informationen über euch alle. Alle übrigen Paladine. Hintergrund, Erfahrung, politische Neigungen. Schließlich muss ich in zwei Tagen - oder besser gesagt in anderthalb - für einen von euch meine Stimme abgeben.«
    »Hast du schon mal von Compdateien gehört?«
    Sinclair zuckte verlegen die Achseln. »Ich komme mit Papier besser zurecht. Was ich von einem Blatt ablese, behalte ich genauer.«
    Jonah notierte einen Punkt für Sinclairs Unschuld. Dass er seine Verantwortung selbst nach dem letzten Gespräch mit Jonah so ernst nahm, war lobenswert.
    Andererseits lagen hunderte Bögen Papier über das ganze Zimmer verstreut. Sinclair war noch nicht lange Paladin, aber entweder er hatte in dieser kurzen Zeit eine beachtliche Menge Wissen angehäuft, oder er hatte es seit Monaten gesammelt, weil er von seiner bevorstehenden Ernennung wusste. Dieser Punkt gehörte in die Negativspalte.
    »Ich vermute, ihr seid gekommen, um mich aus dem Arbeitsstress zu befreien und zu einem Drink einzuladen«, stellte Sinclair fest.
    »Das würde ich gerne, Gareth«, antwortete Jonah. »Und ich hoffe auch, ich werde es bald können. Aber nicht jetzt. Wir müssen reden.«
    Sinclair versuchte sich an einem erneuten Lächeln, das noch dünner ausfiel als sein Vorgänger. »>Wir müssen reden.< Drei der unheilschwangersten Worte in unserer Sprache.« Er atmete tief durch. »In Ordnung. Lass hören?«
    Jonah deutete auf die Papierstapel ringsum. »Das hier ist vielleicht nicht der beste Ort dafür.«
    »Nicht kontrolliert genug?«, fragte Sinclair mit einer gewissen Schärfe, dann winkte er ab, als Jonah und Heather protestieren wollten. »Nein, nein. Schon gut, ihr habt Recht. Woran hattet ihr gedacht? Solange es nur kein >Folgen Sie uns unauffällig< ist.«
    »Lasst uns in mein Büro gehen«, schlug Jonah vor.
    »In Ordnung«, stimmte Sinclair zu. »Da dürfte es ungestört genug sein. Und reichlich Sicherheitskräfte in der Nähe, falls ihr sie braucht.«
    Die letzte Bemerkung machte er mit leicht spöttischer Stimme, aber niemand lächelte.
    Sinclair kam wortlos mit. Keiner der drei sagte auf der Fahrt zu Jonahs Büro ein Wort, aber Sinclair zeigte auch keinerlei Anzeichen von Besorgnis und suchte nicht nach einem Fluchtweg. Ein Punkt für ihn.
    Im Innern des Gebäudes erhöhten sie das Tempo und gingen zunehmend schneller. Sie trieben einander gegenseitig an, bis sie an Jonahs Bürotür beinahe vorbei

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