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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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wir«, versprach Jonah, und sie ging.
    Damit blieben Jonah und Sinclair allein zurück. Sie hatten noch ein gewaltiges Pensum vor sich, bevor dieser gerade angebrochene Tag endete, aber fürs Erste saßen sie nur einfach da.
    »Erinnerst du dich an die Papiere bei mir im Hotel?«, fragte Sinclair. »Weißt du, welches Wort in deiner Akte immer wieder auftaucht?«
    »Hund?«
    Sinclair grinste, das erste offene Lachen auf seinem Gesicht in der ganzen Nacht. »Ja, ehrlich gesagt. Üblicherweise gleich hinter >zäher<. Aber das habe ich nicht gemeint. Immer und immer wieder haben die Leute, die mit dir zu tun hatten, erklärt, dass du unglaublich fair bist.«
    Jonah war sich nicht sicher, ob er darauf eher mit »Gut« oder mit »Danke« antworten sollte, also sagte er gar nichts.
    »Es ist schön zu wissen, dass meine Quellen Recht haben. Es gibt eine Menge Leute, die mir Elektroden unter die Fingernägel geschoben hätten, kaum, dass ich hier war.«
    »Ich weiß. Ich habe zu viele von ihnen kennen gelernt.«
    »Ich wollte nur... Danke. Das ist alles.«
    »Spar dir deinen Dank auf. Bis wir das hier ausgestanden haben.«
    »Richtig. Und wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns. Lass uns anfangen.«
    Jonah zog die Tastatur herüber. Er gab eine kurze Nachricht ein, die durch den Äther in ein kleines, spärlich möbliertes Zimmer in Les Rues-Basses flog:
    WIR BRAUCHEN EIN PAAR KENNWÖRTER.
    Regierungspalast, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    19. Dezember 3134
    Das Hauspersonal in den Senatsbüros der Republik begann den Arbeitstag um sechs Uhr morgens. Normalerweise handelte es sich dabei um eine Minimalbesetzung aus einer Putzkolonne und dem Küchenpersonal. Um sieben Uhr trafen weitere Angestellte ein, darunter auch Mitarbeiter der einzelnen Senatoren. Bis acht waren alle Arbeitsplätze besetzt.
    Jetzt war es vier Uhr. Sie hatten zwei Stunden, bevor es problematisch wurde.
    Das war genau die Art Tätigkeit, die Jonah wenn irgend möglich anderen überließ. Hätte man einen Paladin dabei erwischt, wie er in ein Regierungsgebäude einbrach, so hätte dies endlose Komplikationen ausgelöst. Aber Horn war beschäftigt und Wilson Turk reagierte nicht auf seine Anrufe. Vermutlich schlief er tief und fest. Es blieb keine Zeit, zu Turk zu fahren und ihn persönlich aufzuwecken, oder jemanden anders zu finden. Er und sein neuer Mittäter, der vor ein paar Stunden noch sein Hauptverdächtiger gewesen war, mussten selbst ran.
    Der einzige Vorteil, den er hatte, sein Rang, war zumindest eine kleine Hilfe. Er ermöglichte ihm, an allen automatischen Sperren vorbeizukommen, wenn auch nicht an den bemannten. So wie sich die politische Lage derzeit darstellte, war zweifelhaft, ob es sich empfahl, den Posten seinen Ausweis zu zeigen. Falls sich der Verdacht als begründet herausstellte, hätte jeder Posten, der sein Gesicht mit einem Namen verbinden konnte, vermutlich mehrere schnelle Anrufe getätigt, und bald darauf wären Personen von der Art, wie sie Henrik Morten zu beschäftigen pflegte, auf der Bildfläche erschienen und hätten Jonahs Arbeit ein Ende gemacht. Er musste unbemerkt bleiben.
    Wirklich angenehm war Jonah dieses Herumschleichen nicht. Doch es war immer noch besser als Gesprächstermine. Zumindest brachte es sein Adrenalin in Wallung.
    Es war eine blauviolette Nacht. Die Wolkendecke über der Stadt reflektierte die endlosen Straßenlaternen. Unter den Wolken war klare Luft und die Sicht gut. Unter diesen Bedingungen fiel es kaum schwerer als bei Tag, einen Eindringling zu sehen.
    Sie entschieden sich für eine von Jonahs bevorzugten Kampftaktiken: Ablenkung.
    Als Erstes hörten die Wachen ein Rumpeln, wie einen fernen Donner. Sie kümmerten sich nicht weiter darum, denn es war schon den ganzen Tag über dicht bewölkt gewesen.
    Aber das Rumpeln hielt an und kam langsam näher. Es dauerte schon zu lange und war zu gedämpft. Das konnte kein Donner sein.
    Einer der Wachtposten fragte bei seinen Kollegen am Haupteingang nach. »Hört ihr das?«
    »Was?«
    »Das Rumpeln.«
    »Nein.«
    »Oh.«
    »Was ist es?«
    »Weiß ich nicht. Das wollte ich euch fragen.«
    »Vermutlich Demonstranten. Sie sind schon die ganze Nacht unterwegs, wahrscheinlich bereiten sie irgendeinen verdammten Schwachsinn vor.«
    »Haben wir schon Schießbefehl?«
    »Nein.«
    »Mist.«
    Das Rumpeln wurde lauter, dann kam ein Mann um die Ecke. Er trug ein Tuch um den Kopf geschlagen und schien etwas zu rufen, aber seine Stimme war zu

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