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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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unvermeidlichen Tross von Anhängern dazu zu bringen, sich auf irgendetwas zu einigen, und wenn es nur die Auswahl der zu servierenden Appetithappen war. Der hohe Einsatz der bevorstehenden Wahl erschwerte diese Aufgabe noch zusätzlich. Falls die Getränke diese Spannung lösen sollten, mussten sie gehörig stark sein.
    Jonah war wie üblich ohne Stab erschienen. Er unterhielt daheim auf Kervil mit einigen Leuten ein Büro, aber die hatte er da gelassen, damit sie in seiner Abwesenheit das lokale Geschehen im Auge behielten. Er wollte verhindern, dass der Ritter, der in seiner Abwesenheit die Geschäfte führte, zu viel Unfug anstellte, bevor er zurückkam. Was er auf Terra an Hilfspersonal benötigte, würde er auf Zeitbasis anheuern, wie er es gewohnt war.
    »Paladin Levin?«
    Ein jung wirkender Mann in der Ausgehuniform eines Ritters der Sphäre sprach ihn an. Es tummelten sich eine ganze Reihe dieser Uniformen samt Träger im Ballsaal. Vermutlich hatten alle zurzeit auf Terra anwesenden Ritter der Höflichkeit halber eine Einladung erhalten. Dieser spezielle war recht groß für einen MechKrieger, mit hellbraunem Haar und einem freundlichen, wenn auch ziemlich langen und kantigen Gesicht. Er wirkte vage vertraut auf Jonah, und einen Augenblick später lieferte ihm sein Gedächtnis auch Namen und Zusammenhang.
    »Gareth Sinclair, nicht wahr? Wir haben vor ein paar Jahren auf Ryde zusammengearbeitet, nach dem Meteoreinschlag.«
    »Stimmt.« Sinclair lächelte und wirkte erfreut, dass Jonah ihn erkannt hatte. »Ich bin überrascht, dass du dich noch an mich erinnerst. Ich habe hauptsächlich Botenjunge gespielt und den Verkehr geregelt.«
    Das war eine gewaltige Untertreibung. Als der Meteor auf dem Kontinent Kaie eingeschlagen war, einen der wenigen bewohnbaren Flecken Rydes, hatte das resultierende Umweltchaos und der gesellschaftliche Zusammenbruch die ganze Kraft eines Paladins und eines halben Dutzends Ritter der Sphäre erfordert. Zusammen mit einem kleinen Heer an Helfern hatten die sieben über sechs Monate arbeiten müssen, nur um die Lage so weit in den Griff zu bekommen, dass langfristige Hilfe und Wiederaufbaumaßnahmen überhaupt eine Chance hatten.
    Er sagte: »Du musstest dich auch mit dem forschen jungen Herrn auseinandersetzen, der die Ansicht vertrat, der Verlust der Kommverbindung zur planetaren Hauptstadt gäbe ihm das Recht, im Hinterland sein eigenes kleines Königreich zu errichten. Wenn ich mich recht erinnere, kam es zu Kampfhandlungen. Du steuertest einen Schwarzfalke, soweit ich weiß.«
    Sinclair nickte. »Das tue ich immer noch, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Ich mag Schwarzfalken. Ich bin auf einem ausgebildet worden, und mit diesem Modell kenne ich mich am besten aus.«
    »Es ist ein guter Mech«, bestätigte Jonah, auch wenn er selbst eine schwerere Maschine wie seinen Atlas vorzog, der zurzeit sicher in einem Hangar am Raumhafen stand. Es behagte ihm nicht, Konflikte gewaltsam zu lösen, aber wenn es denn ohne Gewalt nicht ging, benutzte er am liebsten einen Mech, der schlagkräftig genug war, die Lage ein für alle Mal zu klären. Die beste Formulierung dieses Prinzips hatte er einmal auf einer Inschrift gesehen, die in den Eisenlauf einer Kanone graviert war, die vor einem der zahllosen Museen Terras stand: Ultima Ratio Regum, das letzte Argument der Könige.
    Sinclair schaute sich derweil im Ballsaal um. »Ich glaube, so viele Ritter und Paladine habe ich noch nie an einem Ort gesehen.«
    Jonah nickte zustimmend. »Es sind nur relativ wenige Ritter, aber was die Paladine betrifft, hast du Recht. Bis auf drei sind wir heute vollzählig.«
    »Drei?« Sinclairs Blick zuckte noch einmal durch den Saal. »Ich weiß, dass Victor Steiner-Davion nicht hier ist - er reist nicht mehr und wird morgen über Trividverbindung zum Konklave sprechen -, und David McKinnon ist noch auf Skye, aber wer fehlt noch?«
    »Du vergisst den Phantompaladin.«
    Sinclair wurde rot. »Oh. Ja. Den hatte ich vergessen.«
    »Oder die.«
    »Ja. Er oder sie ist heute auch nicht hier. Soweit wir wissen.«
    »Soweit wir wissen«, stimmte Jonah ihm zu.
    Sie schwiegen. Dann hellte sich Sinclairs Miene auf. »Da drüben bei den Palmwedeln steht Paladinin GioAvanti. Wir sind auf demselben Landungsschiff von Woodstock gekommen. Ich sollte hinübergehen und Hallo sagen.«
    Er verschwand in der Menge, mit dem typischen Gesichtsausdruck eines jungen Mannes, der ein Auge auf ein hübsches Mädchen geworfen hat. Auch

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