Der Stachel des Skorpions
zwang sich zur Ruhe und entkrampfte die zur Faust geballten Hände. »Ich... entschuldige mich. Ich dachte, Sie wollten etwas anderes andeuten.«
»Es besteht keine Notwendigkeit, sich zu entschuldigen. Ich versichere Ihnen, bis zu einem gewissen Grad verstehe ich den Druck, der auf Ihnen lastet. Wir alle in der Regierung spüren ihn.« Mallowes legte Jonah die Hand auf die Schulter. »Umso mehr Grund für uns, jetzt Stärke zu beweisen.«
Staatsschutz, Zeitweiliges Hauptquartier, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
13. Dezember 3134
Heather hatte drei Listen angelegt. Auf einer standen die Paladine, von denen sie so gut wie sicher war, dass sie nichts mit der Kittery-Renaissance zu tun hatten. Das waren die Leute, mit denen sie sich ein Gespräch sparen konnte. Auf der zweiten standen diejenigen ihrer Kollegen, die sich zustimmend zur Gründerbewegung geäußert hatten. Auf der dritten schließlich waren die Paladine verzeichnet, die sie als absolut vertrauenswürdig und gut informiert einstufte. Diese Liste enthielt nur zwei Namen, und da Jonah Levin anderweitig beschäftig war, sprach sie zuerst mit Otto Mandela.
Ich hoffe nur, er weiß auch etwas, dachte sie. Ihr lief die Zeit davon.
Zügig ging sie den langen Flur hinab, und Duncan, der fünfzehn Zentimeter kleiner war als sie, hatte alle Mühe, Schritt zu halten. Trotzdem redete er ununterbrochen.
»Zwei Mitglieder der Clutch of the Confederacy befinden sich in Polizeigewahrsam, aber es ist nicht sicher, ob die Anklage vor Gericht besteht. Stone's Loyalists haben einen Marsch von Mechs zu Pflugscharen angegriffen, und Beobachter glauben, dass Mitglieder von Stones Schwur die Loyalists unterstützt haben.«
Heather hielt an und wirbelte herum, was dem dankbaren Duncan erlaubte, sie einzuholen. »Sind Polizei und Miliz von all dem informiert?«
»Ja, Paladinin.«
»Kümmern Sie sich darum?«
»Ja, Paladinin.«
»Warum erzählen Sie mir das dann alles?«
»Ich habe die Aufgabe, Sie auf dem Laufenden zu halten«, erwiderte Duncan wie aus der Pistole geschossen.
Heather seufzte und drehte sich wieder um. Sie hatte keine Zeit, das jetzt mit dem Praktikanten langwierig zu besprechen.
Unmittelbar vor Otto Mandelas Büro meldete sich Duncan erneut. »Ma'am?«
»Ja?«
»Glauben Sie wirklich, dass einer der Paladine -ich meine, einer der anderen Paladine - die Kittery-Renaissance unterstützen könnte?«
Heather dachte ernsthaft über diese Frage nach. »Ich hoffe, dass nicht. Aber möglich ist alles.«
Sie drückte auf den Signalkopf der Gegensprechanlage.
»Paladinin GioAvanti möchte mit Paladin Mandela sprechen.«
Duncan fragte: »Was soll ich tun, während Sie mit ihm reden?«
»Unterhalten Sie sich mit seiner Praktikantin oder seinem Sekretär, oder wer sonst im Büro und ungefähr in Ihrem Alter ist. Halten Sie die Ohren offen.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf seinen Compblock. »Und vergessen Sie nicht, die eingehenden Nachrichten zu lesen.«
Duncan nickte ernsthaft, dann erklang auch schon die Stimme einer Empfangsdame aus Mandelas Büro. »Kommen Sie herein, Paladinin GioAvanti.«
Die Tür öffnete sich und sie betraten die Büroräume. Kurz darauf saß Heather Otto Mandela gegenüber, der erklärte, sich über ihren Besuch zu freuen, und versprach, ihr zu helfen, wo immer er konnte.
»Ich bin froh, dass du Zeit für mich findest, Otto«, eröffnete sie das Gespräch. »Du warst doch kürzlich auf Sheratan, richtig?«
»Stimmt. Die Wahl dort hatte etwas von einem Zoo, aber kein Vergleich zu dem, was hier abläuft.«
»Reichlich Fraktionen?«
»Jedes dritte Haus schien das Hauptquartier einer anderen neuen Gruppe zu sein.«
»Hast du dort irgendetwas über die Kittery-Renaissance gehört?«
Otto setzte sich auf. »Nicht auf Sheratan, nein. Aber gehört habe ich ganz sicher davon.«
»Was weißt du von ihr?«
»Eine Menge, aber das ist es nicht, was dich interessiert. In Wirklichkeit willst du wissen, was ich von ihr weiß, aber noch mit niemand anderem geteilt habe.«
Heather schenkte ihm ein charmantes Lächeln. »Stimmt.«
»Paladinin GioAvanti, bitte versteh das nicht falsch, aber wenn ich Informationen zurückhalten und vor anderen verbergen würde, warum sollte ich sie jetzt dir anvertrauen?«
Heather tappte mit dem Fuß, während sie sich ein paar mögliche Antworten durch den Kopf gehen ließ. Dann traf sie ihre Wahl.
»Darf ich dir auf deinem Datenschirm etwas zeigen?«
»Aber ja.«
Heather meldete
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