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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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lächelte, dabei schien er die Zähne allerdings ein wenig zusammenzubeißen. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für ein Vergnügen es ist, mit jemandem zu sprechen, der der Ehre eine so vorrangige Stellung einräumt wie Sie. Das ist eine Eigenschaft, die mich bereits bei unserer ersten Begegnung tief beeindruckt hat.«
    Jonah erinnerte sich, dass der Senator bei dieser Begegnung eher verwirrt als beeindruckt gewirkt hatte, hielt es aber für klüger, nicht darauf hinzuweisen.
    Mallowes wanderte um seinen Schreibtisch und blieb vor Jonah stehen, damit dieser zu ihm aufschauen musste. Stattdessen stand Jonah in einer flüssigen Bewegung auf und trat neben ihn, und nun war der Senator gezwungen, zum Paladin aufzuschauen.
    »Dann wollen wir nicht über Namen reden«, erklärte Mallowes kaum lauter als mit einem kehligen
    Flüstern. »Reden wir lieber darüber, was der Kernpunkt jeder Wahl sein sollte: Ideen.«
    »An welche Ideen hatten Sie gedacht?«
    »Stärke. Souveränität. Tradition.«
    Jonah hatte diese Begriffe in den letzten Wochen schon oft gehört und fügte nun den letzten für Mallowes' Liste hinzu. »Vision.«
    Mallowes schnippte mit den Fingern. »Exakt! Wir leben in schwierigen Zeiten, Paladin Levin. Wir benötigen einen Exarchen, der bereit ist, schwere Entscheidungen zu treffen.«
    »Das tun wir imm er.«
    »Ja, ja, diese Notwendigkeit ist eine Konstante, aber trotzdem werden die Entscheidungen aufgeschoben. Kompromisse. Verhandlungen. Zugeständnisse. Das sind die Mittel der Verzögerung, keine wahren Entscheidungen. Wir brauchen einen Exarchen, der endlich bereit ist, unseren Feinden klar entgegenzutreten und auf die einzige Weise mit ihnen zu reden, die sie verstehen.«
    »Sie verstehen Frieden nicht?«
    Mallowes schnaubte. »Sehen Sie sich unsere Grenzen an und dann wiederholen Sie die Frage.«
    »Senator Mallowes, erinnern Sie sich an unsere erste Begegnung nach der Schlacht von Kurragin?«
    Mallowes lächelte freundlich, doch es wirkte eher wie ein Reflex denn wie ein Ausdruck wahrer Gefühle. »Natürlich.«
    »Erinnern Sie sich an den Befehl, den ich auf dem Schlachtfeld ausgeführt habe?«
    »Ja. Sie waren angewiesen, die Stellung zu halten.«
    »Und das habe ich getan. Es gibt eine Menge Dinge, die mir schwer fallen, Senator, aber ich habe immer verstanden, die Stellung zu halten. Wenn es zur Wahl kommt, ist es das, woran ich denken werde.«
    Mallowes nickte beifällig. »Gut, gut. Aber woher wissen Sie, welche Stellung Sie halten müssen?«
    »Es ist mein Beruf, das zu wissen.«
    »Der Beruf Ihres gesamten Rates ist es, das zu wissen. Aber manche von ihnen wissen es trotzdem nicht.« Mallowes stockte und etwas funkelte in seinen Augen. Vorsicht? Verärgerung? Jonah war sich nicht sicher.
    Dann sprach Mallowes weiter. »Victor SteinerDavion wusste es nicht.«
    Jonahs Augen wurden schmal. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Bitte machen Sie keinen Fehler. Ich habe den Mann für das bewundert, was er in seinem langen Leben geleistet hat. Unglücklicherweise vertrat er jedoch die Ansicht, dass ihn das Leben in Person seiner Schwester die Bedeutung einer Politik der leichten Hand gelehrt hätte, oder des Irrtums auf Seiten der Freizügigkeit statt der Vorsicht.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Victor den Begriff >Freiheit< dem der >Freizügigkeit< vorgezogen hätte«, stellte er düster fest.
    »Sicherlich. Aber mein Punkt ist, dass er die falsche Lektion gelernt hat. Die Schwierigkeiten mit seiner Schwester, das Desaster des Bürgerkrieges, das waren nicht die Folgen einer zu harten Politik ihrerseits. Sie entstanden, weil er die Zügel schleifen ließ. Wir dürfen nie vergessen, dass er ihr die Macht durch seine Lässigkeit praktisch in die Hand legte. Er selbst war die Ursache seines eigenen Untergangs. Die Republik kann sich nicht leisten, heute denselben Fehler zu begehen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Bedrohungen aufbauen, während wir wegschauen. Jetzt ist eine Zeit für Stärke gekommen. Victors Schicksal ist ein Beweis dafür, was denen blüht, die schwach sind.«
    Wut und ein böser Verdacht stiegen in Jonah auf. »Victors Schicksal«, fauchte er. »Wollen Sie behaupten, Victors Tod hänge damit zusammen?«
    Mallowes hob abwehrend die Hände. »Nein, nein, nicht sein Tod. Ich habe keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist. Der Krieg, mein Freund. Ich sprach vom Bürgerkrieg.« Er schüttelte den Kopf. »Ich sehe, Ihr Temperament hat sich im Alter nicht gelegt.«
    Jonah

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