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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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sich an und spielte einen Ausschnitt des Aufruhrvideos ab, auf dem die capellani-sche Sympathisantin zu sehen war, mit der alles angefangen hatte. Sie schaltete den Ausschnitt auf Schleife, und der Wutausbruch der Frau wiederholte sich wieder und wieder.
    Mandela sah sich die Bilder mindestens fünfmal an, ohne eine Miene zu verziehen. Irgendwann streckte er dann aber die Hand aus und hielt den Film an.
    »Norah«, sagte er.
    Heather sprang ihn fast an. »Du kennst ihren Namen?«
    »Nein. Ich kenne ihren Decknamen. Der, der ihn mir verraten hat, hatte keine Ahnung, wie sie in Wahrheit heißt.«
    »Bist du sicher?«
    »Wir haben alles aus ihm herausgeholt, was er wusste«, erwiderte Mandela mit einem wilden Unterton in der Stimme, den Heather noch nie zuvor bei ihm gehört hatte. »Das darfst du mir glauben.«
    »Wer ist sie?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es. Ihr Deckname ist das Einzige, was wir über sie haben. Kein Hintergrund, keine Herkunftswelt, nichts. Wir wissen nicht einmal, ob noch jemand in der Gruppe sie als Norah kennt. Aber unsere Quelle meinte, sie sei ein ziemlich hohes Tier in der Organisation. Falls sie hier ist, auf der Straße, ist etwas Großes im Busch.«
    »Wie kommt es, dass diese Informationen nicht aktenkundig sind?«
    Mandela beäugte Heather misstrauisch. »Das meiste ist es.«
    »Und der Rest?«
    »Den habe ich zurückgehalten.«
    Heathers Fuß tappte wieder auf den Boden. Sie war zu Mandela gekommen, da sie ihm vertraute, aber jetzt verhielt selbst er sich verdächtig. »Warum?«
    »Erstens, weil der Name keine echte Bedeutung besitzt. Es ist ein Deckname, möglicherweise ändert sie ihn regelmäßig. Täglich vielleicht. Zweitens...« Mandelas Antwort kam zögernd, da er jedes Wort sorgsam überdachte. »Bei solchen Untersuchungen kann es nützlich sein, etwas zu wissen, dass niemandem sonst bekannt ist. So unbedeutend sie sind, diese kleinen Informationshappen können sich bei Verhören oder verdeckten Ermittlungen als nützlich erweisen. Es ist besser, ein, zwei Dinge vor allen anderen zu verbergen, um ihre Vertraulichkeit zu sichern.«
    »Du vertraust der Geheimhaltung einer vertraulichen Akte nicht?«
    »Hat irgendein Paladin dir je Anlass gegeben, ihm zu misstrauen?«, schoss er zurück.
    Sie wollte mit >Nein< antworten, doch sie konnte es nicht. »In Ordnung. Warum verrätst du den Namen jetzt mir?«
    »Wie ich bereits sagte, diese Details können sich bei einem Verhör als nützlich erweisen, das du hoffentlich bald durchführen wirst. Und dir vertraue ich mehr als einer Akte.«
    »Danke. Du glaubst also, ihre Anwesenheit hier bedeutet, dass etwas Großes bevorsteht. Hast du irgendeine Ahnung, was das sein könnte?«
    Mandela stand auf, ging hinüber in eine Ecke seines Büros und drehte gedankenverloren eine Weltkugel, während er nachdachte. Das rhythmische Klatschen seiner Hand auf dem Globus wirkte seltsam beruhigend.
    »Die Republik zerstören, das will die Kittery-Renaissance nicht«, überlegte er laut. »Falls sie gegen die Regierung vorgeht, dann nicht mit dem Ziel, sie völlig zu zerschlagen. Es würde ihr nur darum gehen, bestimmte Leute aus dem Weg zu räumen, um Platz für andere zu schaffen, denen sie vertrauen kann, oder die ihre Ziele fördern könnten.«
    Heather kam plötzlich ein Gedanke. »Attentate?«
    Mandelas Hand wurde schneller. »Möglicherweise. In gewissen Fällen könnte sie das als notwendig erachten.«
    »Victor?«
    Der wirbelnde Globus stoppte. Mandela hielt ihn mit der flachen Hand fest. Dann setzte er ihn langsam wieder in Bewegung. »Unwahrsche inl ich. Eine Bewegung wie die Renaissance hängt in gewissem Maße von der Unterstützung der Öffentlichkeit ab. Victor hat vielleicht ihre Ziele nicht geteilt, doch er war eine Legende. Ihn umzubringen hätte ihnen auf lange Sicht mehr geschadet als genutzt.«
    »Welchen Nutzen hat es für ihre öffentliche Unterstützung, einen Aufruhr anzufachen?«
    Otto versetzte dem Globus einen letzten Schwung, dann kehrte er zu seinem Sessel zurück. Im Verlauf des Gesprächs wurden seine Gesten immer theatralischer. Es hatte seine Gründe, dass Mandela so häufig als Beobachter zu Wahlen geschickt wurde: Er verstand das politische Geschäft so gut wie kein anderer Paladin -mit der möglichen Ausnahme Anders Kessels.
    »Zunächst darfst du nicht vergessen, dass außer einigen wenigen von uns hier niemand weiß, dass die Renaissance irgendetwas damit zu tun hatte. Sie hat auch keinen Versuch unternommen, die

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