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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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Stadt nach Bürobedarf schien unersättlich. Diese spezielle Lagerhalle war nur eine von Dutzenden solcher hässlichen rechteckigen Gebäudeklötze allein der Firma St. Croix, die außer Sicht des eleganten, historischen Stadtkerns, aber in bequemer Reichweite der Hauptverkehrsadern rund um die Stadt lagen.
    Das war es, was Cullen Roi, den Anführer der Kittery-Renaissance, veranlasst hatte, die Lagerhallen der St.-Croix-Kette zum Ziel der heutigen Aktion zu machen.
    Cullen Roi hatte Hansel mitgeschickt, damit er die
    Arbeit überwachte. Norah wollte ebenfalls, aber Cullen wusste, dass man ihr eine Aktion dieser Art nicht anvertrauen konnte. Sie war eine ausgezeichnete Provokateurin, eine der besten, wenn es darum ging, Ärger zu machen, aber längst weit weg zu sein, wenn er seinen Höhepunkt erreichte. Doch sie war weder sonderlich geduldig noch still.
    Hansel hingegen war ein Realist ohne jede Spur von Eitelkeit. Ihm ging es darum, seine Arbeit schnell und gut zu erledigen und zu verschwinden. Schnelligkeit war wichtig, denn Hansel hatte bis zum Morgengrauen noch mehrere Anlaufstellen.
    Er steuerte einen Lastzug an das Tor der Absperrung rund um das Lager. Der Lastzug war ein riesiges Gefährt mit zwei Containern Ladung. Die falsche St.-Croix-Bemalung auf den Seiten war von echter nicht zu unterscheiden. Bei der Fracht im Innern der Container jedoch handelte es sich nicht um Bürobedarf.
    Der Posten am Tor hatte sich wach gehalten, indem er sich auf einem Trivid in seiner Kabine Wiederholungen von >Für Clan und Ehre< ansah. Er wirkte nicht sonderlich erfreut, einen riesigen Laster vorfahren zu sehen. Ans Tor kam er trotzdem, wenn auch mit einer angewiderten Miene.
    »Ohne Papiere kommen Sie hier nicht rein.«
    »Ich hab Papiere«, erwiderte Hansel. Er hatte tatsächlich welche, ausgezeichnete Fälschungen, die besten, die Cullen Roi beschaffen konnte. »Moment-chen.«
    Er holte die falschen Papiere aus dem Fach unter dem Armaturenbrett des Lasters und blätterte sie übertrieben deutlich durch, bevor er sie aus dem Fenster reichte. »Hier.«
    »Ich bin nicht hier, um Leute rein- oder rauszulassen. Ich werd nur dafür bezahlt, dass ich das Tor bewache.«
    Trotzdem nahm der Mann die Papiere und las sie stirnrunzelnd durch. Er bewegte zwar nicht die Lippen, während er las, aber Hansel hätte darauf gewettet, dass nicht viel dazu fehlte. Als er fertig war, hob er den Kopf und musterte Hansel misstrauisch.
    »Hier steht, das Zeug hätte um siebzehn Uhr hier sein sollen.«
    »Wär mir auch lieber gewesen, aber um siebzehn Uhr ist mir ein Fluss-Schaltkreis durchgebrannt. Hat mich gutes Geld gekostet, ihn reparieren zu lassen.«
    Der Posten verzog das Gesicht wie ein Lehrer, der sich eine Entschuldigung für eine fehlende Hausarbeit anhören musste. Hansel wartete geduldig.
    »Und Sie hätten sich nicht irgendwo ein Zimmer für die Nacht nehmen können?«
    »Tut mir leid«, erwiderte Hansel. »Ich hab morgen allerhand zu Hause zu erledigen. Ich will nur dieses Zeug abladen und verschwinden.«
    »Dann fahren Sie schon durch.«
    »Ich brauch die Papiere zurück, sobald Sie unterschrieben haben«, erinnerte ihn Hansel.
    »In Ordnung.« Der Posten kritzelte mit einem St.-Croix-Werbestift seinen Namen und reichte sie wieder zurück. »Die Laderampe ist auf der Rückseite. Und erwarten Sie ja keine Hilfe beim Ausladen.«
    »Danke«, antwortete Hansel, doch der Mann war bereits auf dem Rückweg in seine hell erleuchtete Kabine.
    Drinnen drückte er einen Knopf auf der Schaltkonsole - und das Tor glitt auf. Hansel fuhr mit dem Schleppzug auf das Gelände und an die Rückseite des Hauptgebäudes. Dort hielt er neben der Laderampe an, die erfreulicherweise vom Tor aus nicht einzusehen war - noch ein Grund, warum sich die Kittery-Renaissance diese Lagerhalle ausgesucht hatte.
    Er stieg aus, ging zurück zum ersten der beiden Container und klopfte an die Seitenwand. »Ihr könnt jetzt rauskommen.«
    Die Wand öffnete sich mit einem laut durch die Nacht hallenden Knirschen. Hansel machte sich deswegen keine Sorgen. Ihre Anwesenheit auf dem Gelände war akzeptiert und abgezeichnet, und Arbeitsgeräusche waren zu erwarten.
    Ein halbes Dutzend Männer kletterte aus dem Container. Wie Hansel trugen auch sie Arbeitsanzüge, auf deren Rücken das St.-Croix-Firmenlogo aufgestickt war. Möglicherweise machten sich Agenten in Romanen und Trividserien unsichtbar, indem sie sich von Kopf bis Fuß schwarz kleideten, aber Hansel wusste es

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