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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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hinunterrollen zu lassen. Man brauchte ihn nur zu lassen.
    »Tja, Royle, wenn Sie möchten, könnte ich Ihnen eine Art Versprechen geben, mir Ihre Beschwerden anzusehen, wenn ich wieder gehe. Aber wir wüssten beide, dass ich das nur sage, damit Sie die Klappe halten, also wozu das Ganze?«
    »Dann haben wir uns nichts zu sagen. Wache!«, brüllte Cragin. Die Tür hinter ihm blieb jedoch verschlossen.
    Unter anderen Umständen hätte Heather es möglicherweise mit Charme versucht, und wenn auch nur, um ihr Gegenüber zu ärgern. Aber ihr war klar, dass das bei Cragin keine Wirkung gezeigt hätte. Sein Hass auf sie war viel zu stark, um es auch nur zu bemerken.
    »Ich führe das Verhör, Royle«, stellte sie fest. »Ich entscheide, wann es vorbei ist.«
    »Von mir aus. Ich kann hier sitzen und schweigen, solange Sie wollen.«
    »Sie meinen, Sie würden tatsächlich das Maul halten? Das wäre mal eine neue Erfahrung.«
    Wie versprochen, reagierte Cragin nicht.
    »Wie lange müssen Sie noch, Royle?«
    Stille.
    »Gut, das war eine rhetorische Frage. Zwei Jahre und vier Monate. Und hier ist noch etwas, das ich nicht tun werde: Ich werde Ihnen nicht die Möglich-keit einer Haftverkürzung anbieten. Ehrlich gesagt weiß ich überhaupt nicht, ob ich Ihre Strafe reduzieren könnte, wenn ich wollte, und ich will es ganz sicher nicht. Läge es an mir, hätten Sie noch zehn, zwanzig Jahre vor sich. Aber wie die Sache nun mal liegt, sind es nur zwei Jahre und vier Monate.«
    Cragin beachtete sie nicht.
    »Wenn Sie hier rauskommen, haben Sie noch eine Menge Leben vor sich. Dann sind Sie nicht mal fünfzig. Reichlich Zeit, Ihr Syndikat wieder aufzubauen und der Republik noch mehr zu schaden. Natürlich wird man Sie nicht mehr aus den Augen lassen, wenn Sie hier rauskommen, aber Sie wissen ja, wie man damit fertig wird, richtig? Ich glaube allerdings kaum, dass es Sie allzu sehr bremsen kann.«
    Heather wusste genau, dass Cragin nicht in der Lage war, längere Zeit zu schweigen. »Sie schätzen mich völlig falsch ein, Paladinin GioAvanti«, erklärte er mit der Unschuld-vom-Lande-Stimme, mit der er es fast geschafft hatte, der Jury in seinem Prozess einen Freispruch abzuschwatzen. »Ich bin ein neuer Mensch. Die Haftstrafe hat mich gebessert. Von jetzt an lasse ich mir nichts mehr zuschulden kommen.«
    »Das ist schön. Dann funktioniert unser Gefängnissystem ja ganz wunderbar. Ich werde den Behörden sagen, dass sie Ihre Beschwerden ignorieren können.«
    Cragin starrte sie hasserfüllt an.
    »Überhaupt sollten Sie etwas netter zu mir sein, Royle. Immerhin bin ich gekommen, um Ihnen zu helfen. Ich möchte Sie warnen.«
    Cragin hatte sich entschlossen, es noch einmal mit Schweigen zu versuchen.
    »Wenn Sie rauskommen, stehen Sie allein da. Ihr Netzwerk, Ihre Leute, Ihre Agenten, die werden nicht mehr für Sie da sein.«
    Cragin zuckte die Achseln. »Die Republik ist groß, Heather.« Er erinnerte sich noch, wie wütend sie geworden war, als er sie das erste Mal mit Vornamen angesprochen hatte, und benutzte es nun, da sich die Gelegenheit bot. »Es gibt eine Menge Menschen da draußen.«
    »Aber von dem Moment an, an dem Sie rauskommen, werden Sie nur noch die Nummer zwei sein. Bestenfalls. Warum sollte sich jemand mit Ihnen einlassen, wenn es einen anderen gibt, der besser organisiert ist, der mehr Geld hat und eine effektivere Organisation, die zudem bereits steht? Sie werden am Ende sein, bevor Sie überhaupt angefangen haben.«
    »Glauben Sie etwa, ich hätte Angst vor Konkurrenz?«
    Heather überraschte sich selbst, indem sie die Frage ernst nahm. »Das weiß ich nicht, Royle. Vielleicht werden Sie ja mit ihm fertig. Aber das wird Zeit kosten. Sie werden einen Kleinkrieg der revolutionären Gruppen führen müssen, statt sich ihrem wahren Ziel zu widmen. Wer weiß, wie lange das dauern wird? Wer weiß, wie viel älter Sie noch werden müssen, ohne irgendetwas anderes zu tun, als um die Rückkehr an die Macht zu kämpfen? Natürlich, Royle,
    Ihnen bleibt noch Zeit, aber ich weiß nicht, ob Ihnen so viel bleiben wird. Sie werden es mit einer ziemlich harten Konkurrenz zu tun bekommen, und durch die Überwachung werden Sie mit einer Hand auf dem Rücken kämpfen müssen.«
    »Mmmm hmmm. Und wer ist dieser Konkurrent, vor dem ich mich angeblich so in Acht nehmen muss?«
    »Henrik Morten. Ich bin sicher, Sie wissen, wer das ist.«
    »Nie von ihm gehört.«
    Heather sackte kurz in sich zusammen und hoffte augenblicklich, dass

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