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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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Cragin es nicht gesehen hatte. Ihr Instinkt hatte ihr gesagt, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hatte und Cragin etwas wissen musste. Als er noch auf freiem Fuß gewesen war, war Cragin wohl der bestinformierte Radikale der Republik gewesen. Er hatte praktisch die Finger am Puls von tausend Menschen zugleich gehabt. Falls es irgendjemanden gab, der an Einfluss gewann, ganz gleich, ob es sich um einen potenziellen Verbündeten oder einen Gegner handelte, hatte Cragin davon gewusst. Falls er Morten nicht kannte, bedeutete das, der Diplomat war in Wahrheit ein kleiner Fisch mit Ambitionen. Es bedeutete, Morten hatte nicht annähernd die Bedeutung, an die Jonah und sie dachten.
    Aber warum hatte jemand dann Morten einen Auftrag wie die Beseitigung Victor Steiner-Davions anvertraut? Er konnte nicht irgendein Niemand sein. Sie entschied sich weiter zu stochern.
    »Ah ja, klar. Sie haben nie von ihm gehört. Sie haben wahrscheinlich auch noch nie etwas von der Kittery-Renaissance gehört.«
    »Doch, die kenne ich.«
    »Eine beeindruckende Gruppe, oder?«
    Cragin zuckte die Achseln.
    »Ich weiß ja nicht, wie viele Nachrichten es hier herein schaffen, aber etwa vor einem Jahr hat sie den gesamten Stab eines Jadefalkenclanrepräsentanten vergiftet, der sich in der Stadt aufhielt. Keiner von ihnen ist gestorben, sie haben sich nur mehrere Tage nie weit vom nächsten Badezimmer entfernt. Das war nichts weiter als ein Schaulaufen. Sie haben uns gezeigt, was sie hätten tun können, wenn sie gewollt hätten. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Sie das in Ihrer Bestzeit hinbekommen hätten.«
    »Davon hab ich gehört. Und, ja, das hätte ich.«
    »Nun, es scheint, dass Henrik Morten in Verbindung mit diesen Leutchen steht. Das könnte eine interessante Beziehung ergeben, schätze ich. Aber dazu können Sie ja nichts sagen, weil Sie von Morten noch nie gehört haben.«
    Keine Antwort.
    »Na, was soll's. Wenn Sie ihn nicht kennen, kennen Sie ihn nicht. Ich bin sicher, in zwei Jahren lernen Sie ihn kennen.« Sie stand auf.
    »Werden Sie ihn dann nicht bereits hierher gebracht haben?«, fragte Cragin spöttisch. »Fällt das nicht exakt in Ihre Zuständigkeit?«
    »Ja«, bestätigte Heather beiläufig. »Möglicherweise habe ich ihn bis dahin geschnappt. Aber vielleicht auch nicht. Es könnte ganz unterhaltsam sein, eine Weile zuzusehen, wie Sie beide sich duellieren. Wenn ich Glück habe, nehmen Sie mir die Arbeit ab und räumen sich gegenseitig aus dem Weg. Wir werden sehen.« Sie ging zur Tür.
    Cragin wartete, bis ihre Hand auf der Türklinke lag. »Ich weiß, was Sie machen.«
    Sie drehte sich um und zog eine Augenbraue hoch. »Wirklich?«
    »Sie ködern. Sie wollen diesen Morten aus dem Weg haben und hoffen, mich wütend genug zu machen, dass ich Ihnen helfe.«
    Heather rollte die Augen. »Natürlich tue ich das! Ich versuche hier keine großartige Finesse zu zeigen, Royle. Ich will ihn loswerden, und ich möchte von Ihnen Informationen, die mir dabei helfen. Ich weiß, dass Sie keinen Finger rühren werden, um mir zu helfen, aber ich dachte, Sie wären wenigstens schlau genug, sich selbst einen Gefallen zu tun.« Sie blieb an der Tür stehen und wartete. Sie wusste, was als Nächstes kommen würde.
    »Kittery-Renaissance, ja?«, sagte Cragin schließlich.
    »Richtig.«
    »Das ist der Knabe von Mallory's World.«
    Heather trat einen Schritt zurück in Richtung Stuhl. »Genau der.«
    Cragins Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Erst fletschte er die Zähne, dann zog er den Mund zusammen, als hätte er in eine Essiggurke gebissen und dabei Zitronensaft getrunken. Heather sah seine Finger sich verkrampfen und wusste, dass er sich vorstellte, wie es wäre, ihr den Hals umzudrehen. Sie blieb ruhig stehen und rührte keine Miene.
    »Ich habe von ihm gehört.«
    Paladin Jonah Levins Büro, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    17. Dezember 3134
    Was Jonah an Genf hasste, war das Einbahnstraßensystem. Aus irgendeinem Grund zwang es ihn ständig in eine Richtung, die seinem Ziel entgegengesetzt war.
    Irgendwie erinnerte ihn das an die momentane Untersuchung. Er sammelte dauernd weitere Informationen, die ihn in eine ganz bestimmte Richtung drängten, obwohl er jede andere vorgezogen hätte.
    Vielleicht lag das Problem darin, dass er die Daten nicht gründlich genug analysiert hatte. Falls er sich in Ruhe hinsetzte, seine Notizen durchsah und seine Gedanken ordnete, fand er unter Umständen etwas, das er übersehen

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