Der Staubozean
Leckerbissen zum Schlachtplatz leiteten. Dank ihrer Flügel kamen sie viel höher und konnten viel weiter sehen als die staubgebundenen Haie.
Plötzlich drückte mir der dritte Maat, Mr. Bogunheim, einen langschäftigen Walfangspaten in die Hand und befahl mir schreiend, dabei zu helfen, die Raubfische zurückzutreiben. Nur zu gerne rannte ich über das Deck an die Reling, wo die übrige Besatzung stand.
Die Haie griffen bereits an. Der Staub trübte sich wie Lava, und dicke Spritzer rötlicher Flüssigkeit schossen aus dem zerfetzten Körper des Wals. Die Matrosen hatten alle Haken im Fleisch versenkt und sprangen auf Deck, wo sie relativ sicher waren. Die Winden und der dreifache Flaschenzug klapperten und knarrten, als der Wal langsam, ganz langsam an Bord gehievt wurde. Das Schiff bekam ein wenig Schlagseite. Ich rammte meinen Spaten in die wimmelnde Masse der Haie und spürte, wie er durch Fleisch stieß. Ein Matrose stöhnte unter seiner Maske, als einer der Lotsenfische auf das Deck flog und ihn schmerzhaft in die Wade biß. Diese Fische waren klein, besaßen aber scharfe Zähne. Sie flatterten an Bord, um die Matrosen zu stören, fielen auf das Deck und huschten dann auf ihren steifen Flügeln wie Riesenameisen über Bord.
Einen Moment unterbrach ich meinen Angriff auf die Haie, um einen fliegenden Fisch zu zertreten. Plötzlich wurde mir der Walfängerspaten fast aus den Händen gerissen. Erschrocken zog ich einen ein Meter fünfzig langen Metallstumpf heraus, der glatt durchgebissen war. Ich war bestürzt. Da sah ich einen Lotsenfisch auf mich zuflattern. Ich schwang den Stumpf wie einen Baseballschläger und schickte das Tier zerschmettert zurück ins Meer.
Plötzlich schwebte eine flüchtige Gestalt, von gekrümmten Schwingen in der Luft gehalten, über den Rand des Schiffes: Dalusa, die ein Netz aus metallenen Maschen hinter sich herzog. Der flatternde Haufen der Lotsenfische störte die Walfänger nicht länger und suchte eilig die Sicherheit des Meeres.
Die Mannschaft machte Platz, als der hochgehievte Wal langsam auf das Deck niederkam. Die Lunglance neigte sich, und dickflüssiges rötliches Blut rann unter der Reling ins Meer. Ein Hai, gefräßiger als die übrigen, sprang hinter seinem entschwundenen Opfer her auf das Deck. Zappelnd und zuschnappend biß er einen letzten blutenden Fleischklumpen heraus und rollte wieder über Bord.
Unschlüssig trieben die Haie in dem blutigen Staub. Dann zogen sie Ihre toten Artgenossen aus der Reichweite der Spaten, verschlangen sie gemächlich und schwammen lustlos davon.
Die Mannschaft machte sich daran, den Wal zu zerlegen. Zuerst wurde die gepanzerte Haut in Streifen geschnitten und dann in einer Kupferwanne mit einer Chemikalie getränkt, die sie geschmeidiger machte. Dann wurde das Fleisch mit Spaten und Äxten abgelöst. Stück für Stück wurde es in einen knarrenden, handbetriebenen Wolf gesteckt, um Tran und Wasser auszuscheiden. Unsere beiden Küfer zersägten die breiten, daubenförmigen Rippen und fingen an, sie zu elfenbeinernen Fässern zu verarbeiten. Die kleineren Rippen und einige der Wirbelknochen wurden für Schnitzereien aufbewahrt.
Unter dem Vorwand, Walsteaks herauszuschneiden, schaufelte ich ein paar Pfund Eingeweide in einen Eimer und versteckte ihn in der Küche.
Die Mannschaft schaffte die verbliebenen Abfälle mit Schaufeln und metallborstigen Besen über Bord. Ich schaute über die Reling. Wo die Feuchtigkeit auftraf, verklumpte sich der ausgetrocknete Staub zu einer schiefergrauen, teigigen Masse. Bald, so wußte ich, würden die kristallinen Sporen des nullaquanischen Planktons das Vorhandensein von Wasser spüren und zu wachsen beginnen; dann wuschen sie die ganze Feuchtigkeit durch ihre winzigen Porenaufsauger, um den Staub auf biochemischem Wege zu einer transparenten glimmerähnlichen Schale umzuwandeln. Eine seltsame Welt, dachte ich, in der ein Mann sich über die Reling beugen und Smaragde ausspeien konnte.
Eine primitive, aber bequeme Art der Syncophinextraktion war die Bearbeitung mit Methylalkohol. Als die Crew also in dieser Nacht zu feiern begann, nahm ich mir einige Liter Starkbier und machte mich jetzt ans Werk.
Das Verfahren war schon halb abgeschlossen, als ich ein hastiges dreifaches Klopfen an der Luke hörte. Ich nahm das Gebräu von der Flamme und stellte es in den Herd, dann ging ich die Treppe hinauf und öffnete die Luke. Es war Calothrick.
»Heiliger Tod«, lästerte er, ging die Stufen hinab und
Weitere Kostenlose Bücher