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Der Staubozean

Titel: Der Staubozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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vorwärts. Die Lunglance bewegte sich immer schwerfällig. Sie war für große Geschwindigkeit gebaut, und es gab in dem 500-Meilen-Krater von Nullaqua kaum Chancen auf einen einigermaßen starken Wind.
    Bald war der Wal in Sicht. Während das Schiff auf das lethargische Tier zukroch, öffneten drei der Matrosen Adern in ihrer Ellbogenbeuge und sammelten Blut in einem Becher. Blackburn, unser Harpunier, nahm den Becher und goß das Blut in die mittlere Kammer seiner kolbenartigen Harpune mit ihren vier glänzenden, mit Widerhaken versehenen Spitzen. Dann ging er gleichmütig zur Steuerbord-Harpunenkanone und lud sie. Es blieb genug Blut für zwei weitere Harpunen übrig, falls sie gebraucht wurden.
    Es war merkwürdig - aber bequem -, daß menschliches Blut auf den Staubwal als tödliches Gift wirkte. Aber es war nicht merkwürdiger als die Tatsache, daß der Wal das Flackern produzierte. Wie alle guten Sachen ist auch Syncophin in ausreichender Menge ein tödliches Gift.
    Wir segelten näher an das Tier heran, und es wurde größer und größer. Es schien, daß kein lebendes Geschöpf das Recht auf solch gewaltige Ausmaße haben konnte.
    Plötzlich war an Steuerbord ein lauter Zonng-Laut zu hören. Aus der gewaltigen Masse in der Ferne wuchs plötzlich eine Harpune. Die Stille wurde durch einen schrillen Schrei unterbrochen. Es war der Wal.
    Aufgeschreckt begann das Tier, auf uns zuzuschwimmen.
    Blackburn ergriff die Gelegenheit, um eine zweite und eine dritte Harpune in den breiten, gepanzerten Rücken zu versenken. Mit einem letzten geängstigten Quieken ging die Kreatur unter, nur wenige Meter von unserem Bug entfernt. Es dauerte keine Minute, dann trieb sie an die Oberfläche - tot. Der Staubwal war ein gewaltiges, flunderähnliches Geschöpf, dreiundzwanzig Meter lang und an die neun Meter breit. Der größte Teil seines Körpers war sein Maul, ein gewaltiger Spalt, der vor Fischbein strotzte. In seinem Rachen hatte er Zähne, um das hartschalige nullaquanische Plankton zu zermalmen. Die beträchtliche Menge Silikon, die er auf diese Weise zu sich nahm, benutzte der Wal, einen zähen schwarzen Panzer zu bauen, der von Streifen grauer Walhaut gehalten wurde. Dieser Panzer ist zwar zäh, aber dehnbar; wäre er starr, müßte das Tier sich häuten, wenn es wuchs. Dem Wal gab es ein seltsames Sechseckmuster, das sich schwarz und grau über den gesamten Körper erstreckte. Man konnte das Alter eines Wals feststellen, indem man die Wachstumsringe auf einer Panzerplatte zählte. Die Ringe waren nicht sehr ausgeprägt, da Nullaqua keine Jahreszeiten kennt und die Nahrungsversorgung konstant ist. Aber die Jahresringe waren da, und es war selten, daß man einen Wal fand, der älter als fünfzig Jahre war. Wie alle nullaquanischen Oberflächenfische ist der Staubwal Luftatmer und Kaltblüter. Staubwale trifft man oft in Herden an.
    Wir kreuzten an das tote Ungeheuer heran. Sechs Besatzungsmitglieder, darunter Calothrick, sprangen vom Schiff auf den Rücken der Kreatur; sie trugen große Haken, die an Metallseilen befestigt waren.
    Der Ausguckposten stieß zweimal heftig ins Horn. Das war das Warnsignal für Haie. Ein weiteres Signal des kleineren Horns gab ihre Position an: drei Grad backbord.
    Mr. Grent, der zweite Maat, überwachte den Verladevorgang. Er war jetzt aufgeregt, und die Matrosen sprangen hektisch auf dem Walrücken umher und versenkten ihre Haken so tief wie möglich im Fleisch des Ungeheuers. Das beste war, man erwischte eine Rippe.
    Ich hatte schon viel über die nullaquanischen Haie gehört, also überquerte ich das Deck, um sie herankommen zu sehen. Was für eine Enttäuschung! Von Westen näherte sich ein kleiner Schwarm fliegender Fische, deren Chitinflügel wie Edelsteine in der Sonne aufblitzten. Waren das etwa die legendären Raubtiere, diese flatternden Geschöpfe, die kaum größer als irdische Goldfische waren? Aber vielleicht gab es eine ungeheure Anzahl von ihnen, mit kleinen, aber scharfen Zähnen und ohne jeglichen Trieb zur Selbsterhaltung …
    Da sah ich unter den fliegenden Fischen Flossen die Oberfläche zerteilen, und ein halbes Dutzend glänzend schwarzer Körper pflügten wie heranschießende Torpedos durch den Staub. Es war verblüffend, fast schon makaber, als sich plötzlich die zwiebelförmige Spitze jeder Rückenflosse öffnete und ein großes, starres blaues Auge enthüllte!
    Dann waren die fliegenden Fische also nur Lotsenfische, die die Haie im Austausch für ein paar

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