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Der Stechlin.

Der Stechlin.

Titel: Der Stechlin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Helmuth Nürnberger
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Katze mehr, die sich um mich kümmert. Woldemar is weit weg. Und wenn er auch in Berlin wäre, da hat er ja doch seinen Dienst und seine Schwadron und kann nich den ganzen Tag bei seinem alten Vater sitzen. Und außerdem, Krankenpflegen ist überhaupt was Schweres; darum haben die Katholiken auch ‘nen eignen Segen dafür. Ja, die verstehn es. So was verstehn sie besser als wir.«
    »Nei, gnäd’ger Herr, besser doch wohl nich.«
    »Na, lassen wir’s. So was is immer schwer festzustellen, und weil heutzutage so vieles schwer festzustellen ist, haben sich ja die Menschen auch das angeschafft, was sie ‘ne ›Enquete‹ nennen. Keiner kann sich freilich so recht was dabei denken. Ich gewiß nicht. Weißt du, was es ist?«
    »Nei, gnäd’ger Herr.«
    »Siehst du! Du bist eben ein vernünftiger Mensch, das merkt man gleich, und hast auch ein Einsehn davon, daß es eigentlich am besten wäre, wenn ich zu der Buschen schicke. Was die Leute von ihr reden, geht mich nichts an. Und dann bin ich auch kein Mächen. Und Uncke wird mich ja wohl nicht aufschreiben.«
    Engelke lächelte: »Na, gnädiger Herr, dann werd’ ich man unten mit unse Mamsell Pritzbur sprechen; die kann denn die lütte Marie rausschicken. Marieken is letzten Michaelis erst eingesegnet, aber sie war auch schon da.«
    Noch an demselben Nachmittag erschien die Buschen im Herrenhause. Sie hatte sich für den Besuch etwas zurechtgemacht und trug ihre besten Kleider, auch ein neues schwarzes Kopftuch. Aber man konnte nicht sagen, daß sie dadurch gewonnen hätte. Fast im Gegenteil. Wenn sie so mit ‘nem Sack über die Schulter oder mit ‘ner Kiepe voll Reisig aus dem Walde kam, sah man nichts als ein altes, armes Weib; jetzt aber, wo sie bei dem alten Herrn eintrat und nicht recht wußte, warum man sie gerufen, sah man ihr die Verschlagenheit an, und daß sie für all und jedes zu haben sei.
    Sie blieb an der Tür stehen.
    »Na, Buschen, kommt man ran oder stellt Euch da ans Fenster, daß ich Euch besser sehn kann. Es ist ja schon ganz schummrig.« Sie nickte.
    »Ja, mit mir is nich mehr viel los, Buschen. Und nu is auch noch Sponholz weg. Und den neuen Berlinschen, den mag ich nicht. Ihr sollt ja Kossät Rohrbeckens Frau damals wieder auf die Beine gebracht haben. Mit mir is es auch so was. Habt Ihr Courage, mich in die Kur zu nehmen? Ich zeig’ Euch nicht an. Wenn einem einer hilft, is das andre alles gleich. Also nichts davon. Und es soll Euer Schaden nicht sein.«
    »Ick weet joa, jnäd’ger Herr… Se wihren joa nich. Un denn de Lüd’, de denken ümmer, ick kann hexen und all so wat. Ick kann awer joar nix un hebb man blot en beten Liebstöckel un Wacholder un Allermannsharnisch. Un alles blot, wie’t sinn muß. Un de Gerichten können mi nix dohn.«
    »Is mir lieb. Und geht mich übrigens auch nichts an. Mit so was komm’ ich Euch nich. Kann ›Gerichte‹ selber nich gut leiden. Und nu sagt mir, Buschen, wollt Ihr den Fuß sehn? Einer is genug. Der andre sieht ebenso aus. Oder doch beinah.«
    »Nei, jnäd’ger Herr. Loaten S’ man. Ick weet joa, wi dat is. Ihrst sitt et hier up de Bost, und denn sackt et sich, un denn sitt et hier unnen. Un is all een un dar sülwige. Dat möt allens rut, und wenn et rut is, denn drückt et nich mihr, un denn künnen Se wedder gapsen.«
    »Gut. Leuchtet mir ein. ›Et muß rut‹, sagt Ihr. Und das sag’ ich auch. Aber womit wollt Ihr’s ›rut‹-bringen? Das is die Sache. Welche Mittel, welche Wege?«
    »Joa, de Mittel hebb ick. Un hebben wi ihrst de Mittel, denn finnen sich ook de Weg. Ick schick’ hüt noch Agnessen mit twee Tüten; Agnes, dat is Karlinen ehr lütt Deern.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Un Agnes, de sall denn unnen in de Küch goahn, to Mamsell Pritzbur, un de Pritzbur, de sall denn den Tee moaken för’n jnäd’gen Herrn. Morgens ut de witte Tüt, un abens ut de blue Tüt. Un ümmer man ‘nen gestrichnen Eßlöffel vull un nich to veel Woater; awers bullern möt et. Und wenn de Tüten all sin, denn is et rut. Dat Woater nimmt dat Woater weg.«
    »Na gut, Buschen. Wir wollen das alles so machen. Und ich bin nicht bloß ein geduldiger Kranker, ich bin auch ein gehorsamer Kranker. Nun will ich aber bloß noch wissen, was Ihr mir da in Euern Tüten schicken wollt, in der weißen und in der blauen. Is doch kein Geheimnis?«
    »Nei, jnäd’ger Herr.«
    »Na also.«
    »In de witte Tüt is Bärlapp, un in de blue Tüt is, wat de Lüd hier Katzenpoot nennen.«
    »Versteh’,

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