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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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wie er darauf reagieren sollte. Am liebsten hätte er so getan, als hätte er nicht die geringste Ahnung. Diesen Gedanken verwarf er aber wieder. Evaristo wusste, wie nahe sich die beiden jungen Männer standen. Er hätte ihm nie abgenommen, dass Dagnarus seinem Freund etwas so Wichtiges vorenthielt.
    »Ich weiß, dass Dagnarus seinen Vater um die Nominierung gebeten hat«, sagte er schließlich vorsichtig. »Ich hatte nicht gehört, dass Seine Majestät zugestimmt hat.«
    »Seine Majestät hat zugestimmt«, erwiderte Evaristo grimmig. »Seine Hoheit, der Kronprinz, hat sich allerdings vehement dagegen ausgesprochen. Die beiden haben sich gestritten… Der erste Streit, den es je zwischen dem König und seinem älteren Sohn gab. Das ist sehr schlimm, Gareth.« Evaristo schüttelte feierlich den Kopf. »Wirklich sehr schlimm.«
    »Es tut mir Leid, von dieser Meinungsverschiedenheit zu hören«, sagte Gareth, und zumindest das entsprach der Wahrheit. »Wie Ihr wisst, hege ich größte Hochachtung für Seine Majestät und große Zuneigung zu seinem Sohn. Zu seinen
beiden
Söhnen«, verbesserte er sich. »Aber ich verstehe nicht…«
    »Du musst Prinz Dagnarus von diesem Kurs abbringen«, drängte Evaristo. Draußen heulte der Wind, und der Regen warf sich gegen die Butzenscheiben, als wollte auch er drinnen im Warmen sein. »Daraus kann nichts Gutes entstehen. Dagnarus hat bereits einen Keil zwischen den König und den Kronprinzen getrieben. Diese Kluft wird weiter aufreißen. Die Paladine selbst werden sich in Gruppierungen aufspalten, und das wird nur noch komplizierter durch die Tatsache, dass nun auch die elfischen, orkischen und zwergischen Paladine beteiligt sind. Man muss das Dagnarus begreiflich machen, damit er von seinem Ansinnen ablässt!«
    »Meister«, erklärte Gareth mit ausgesprochenem Unbehagen, »ich weiß nicht, warum Ihr mir das sagt.«
    »Weil du der Einzige bist, der Einfluss auf Dagnarus hat.«
    »Wohl kaum«, meinte Gareth mit einem bedauernden Lächeln.
    »Du hast wirklich Einfluss auf ihn, Gareth, selbst wenn du das nicht glauben willst. Du kennst die Rituale, du hast dich während deiner Studien damit befasst. Du weißt, dass er die Prüfungen niemals bestehen wird.«
    »Dann gibt es doch kein Problem«, unterbrach Gareth ihn. »Er wird versagen, und der Rat der Paladine wird ihn nicht für die Verwandlung empfehlen.«
    »Es wird vielleicht nicht ganz so einfach«, meinte Evaristo missmutig. »Wir wissen beide, dass ein Kandidat sämtliche Prüfungen bestehen kann und am Ende doch nicht empfohlen wird. Daher ist es sicher auch möglich, dass ein Kandidat versagt und trotzdem empfohlen wird. Zugegeben, es hat noch kein Kandidat in der Geschichte der Paladine die Prüfungen nicht bestanden und wurde dennoch nominiert, aber Dagnarus hat wichtige Förderer, insbesondere den Schild des Göttlichen und Dunner von den Pferdelosen.«
    »Seid Ihr so sicher, dass Dagnarus versagen wird?«, wollte Gareth wissen.
    »Du etwa nicht, Gareth?«
    Darauf konnte Gareth keine verlogene Antwort geben, zumal er bereits dasselbe zu Dagnarus gesagt hatte.
    »Wenn er sich tatsächlich der Verwandlung unterzieht, wird ihn das vielleicht das Leben kosten«, fuhr Evaristo fort. »Es ist schon einmal ein Paladin dabei umgekommen. Dieser Tod hat dazu geführt, dass die Menschen sich fragten, ob man den Orden der Paladine überhaupt beibehalten oder lieber verbieten sollte. Sollte der Prinz umkommen – er ist immerhin ungemein beliebt beim Volk –, sollte er umkommen, dann würde sein Tod zu einem so heftigen Aufschrei führen, dass der Orden der Paladine es vielleicht nicht überleben wird.«
    »Es tut mir Leid«, erwiderte Gareth widerstrebend. »Aber in dieser Angelegenheit bin ich anderer Ansicht als Ihr. Ich glaube« – die Götter mögen mir helfen, dachte er –, »dass Dagnarus ein hervorragender Kandidat ist.«
    »Das meinst du doch nicht ernst, Gareth!« Evaristo sah ihn traurig an. »Ich sehe es dir an. Du konntest mich noch nie belügen.«
    Aber ich lüge, Meister, dachte Gareth bei sich. Ich lebe eine Lüge. Das habe ich getan, seit Dagnarus mir befohlen hat, in die Leere zu schauen.
    Gareth hatte nichts zu erwidern, und da er keinen Sinn darin sah, ein solch unbefriedigendes Gespräch fortzusetzen, entschuldigte er sich und ging. Evaristo blieb in der Nische stehen und starrte ihm enttäuscht und wütend hinterher.
    Gareth ging erleichtert wieder nach draußen ins Unwetter und ertrug klaglos den

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