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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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dort gewesen, die Verkörperung ihrer Träume und Sehnsüchte, hatte vor ihr gekniet, mutig und zärtlich, waghalsig und demütig, und ihr die Wahl, die Entscheidung überlassen.
    Sie lächelte, küsste den Anhänger und ergab sich den Erinnerungen an die Ekstase. Sie würde nach Vinnengael zurückkehren. Sie würde ihre Zelle verlassen und keinen Blick zurückwerfen.
    An diesem Abend half Silwyth dem Prinzen, sich zum Abendessen anzukleiden. Dagnarus hatte die Adligen, die ihm üblicherweise aufwarteten, entlassen, sie darum gebeten, auf seine Gesundheit zu trinken, und ihnen zu diesem Zweck eine größere Summe übergeben. Er war in bester Laune und behauptete, sein Jagdausflug sei ausgesprochen angenehm verlaufen. Die Adligen gehorchten ihm nur zu gern.
    »Euer Hoheit«, sagte Silwyth, »ich dachte, Ihr möchtet vielleicht wissen, dass Lady Mabreton an den Hof zurückgekehrt ist.«
    Dagnarus' Augen blitzten; seine Hände zitterten ein wenig, als er sich die Weste zuschnürte. »Das sind hervorragende Neuigkeiten, Silwyth. Danke. Kennst du vielleicht jemanden, dem man einen kleinen Brief an die Dame anvertrauen könnte? So dass niemand die Übergabe bemerkt?«
    »Ich glaube, ich kenne eine geeignete Person, Euer Hoheit«, antwortete Silwyth mit ungerührter Miene.
    »Gut. Hier ist der Brief. Ach, und Silwyth, streue heute Abend ein paar Rosenblätter auf mein Bett. Und sorge dafür, dass ich nicht gestört werde.«

Die dunkle Flut
    Der Herbst war ungewöhnlich warm gewesen, aber dann schlug das Wetter scheinbar innerhalb von Augenblicken um, und schreckliche Unwetter brachen los. Riesige schwarze Wolkenbänke verdunkelten die Sonne. Laub, das die Straße entlanggeweht worden war, wurde plötzlich in einem Wirbel in die Luft gerissen, herumgefegt und in die Gegenrichtung geschleudert. Dann wurde der Wind noch stärker. Regentropfen fielen wie Wurfdolche, und Graupel prasselte auf die Holzschindeldächer.
    Die Orks, die die Vorzeichen des vergangenen Abends gelesen hatten – ganze Schwärme von Seevögeln, die landeinwärts flogen –, wagten sich während des gesamten Tages nicht aufs Wasser. Die Menschen hatten darüber nur gewitzelt und den klaren, sonnigen Nachmittag genutzt, um ihr Glück zu versuchen, und sich dann in großer Gefahr befunden, als plötzlich ein Sturm aufkam, das Wasser hoch aufpeitschte, Segel zerriss und Masten brach.
    »Du willst doch sicher an einem so schrecklichen Abend wie heute nicht noch nach draußen?« Eine Tempelschülerin war stehen geblieben und sah zu, wie Gareth sich fest in seinen Umhang wickelte und die Kapuze überzog.
    »Es geht leider nicht anders«, erwiderte Gareth und kämpfte mit dem Verschluss der Nadel, die den Umhang schloss. »Die Kranken, um die ich mich kümmere, werden nicht gesund, nur weil das Wetter schlechter geworden ist.«
    »Wie sehr du dich aufopferst!«, sagte die junge Frau und betrachtete ihn mit einem Interesse, das sie zuvor nie an den Tag gelegt hatte, obwohl sie seit ihrem zwölften Lebensjahr in derselben Klasse wie Gareth gesessen hatte. »Warte, ich helfe dir mit dem Verschluss.«
    Gareth gestattete ihr, ihm die Nadel abzunehmen, und sie steckte die Spitze durch den dicken Stoff des schweren Wollumhangs und schloss die Nadel. Mit ihren braunen Augen und rosigen Wangen war die junge Frau recht anziehend. Sie zupfte Gareths Umhang und die Kapuze zurecht.
    »Du wirst vollkommen durchgefroren sein, wenn du zurückkommst«, fuhr sie fort. »Ich werde ohnehin bis spät in die Nacht arbeiten müssen. Oft mache ich mir dann noch einen Glühwein, so gegen Mitternacht. Ich könnte genug für zwei machen, wenn du bis dahin wieder da bist.«
    Ein Teil von Gareth hätte nur zu gerne ja, danke, gesagt und sich bei ihr eingeladen, um den Wein von diesen einladenden Lippen zu trinken. Und was dann? Sie würde ihr Gewand ausziehen, und er das seine. Dann würde sie sehen, dass er mit eiternden Geschwüren bedeckt war…
    »Tut mir Leid«, sagte er verwirrt – er hatte sich nie so recht ans Lügen gewöhnen können –, »aber ich weiß nicht, wann ich zurückkommen werde. Ich danke dir für deine Freundlichkeit, aber es ist wirklich unmöglich…«
    Sie war schon weitergegangen und machte sich nicht die Mühe, seiner gestammelten Begründung zuzuhören. Gareth seufzte und ging seiner Wege.
    Der Pförtner, der ihn hinausließ, musste sich gegen die Tür werfen, um sie öffnen zu können, weil der eisige Wind von draußen dagegen drückte. Er starrte Gareth an,

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