Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
welches du bisher bei mir lassen solltest.«
    »Ja, Meister«, sagte Gareth leise.
    »Heute Nacht«, erklärte der alte Mann, »werde ich dir den Zauber beibringen.«
    »Heute Nacht«, wiederholte Gareth. Seine Hände wurden kalt, und ein Schauder überlief ihn. Draußen schnüffelte der Wind an der Tür und tatzte an die Fenster, als wäre er ein lebendiges Wesen, das versuchte, ins Haus zu kommen.
    »Ha. Heute Nacht. Und du wirst den Zauber auf deinem eigenen Totenbett deinem Schüler beibringen. So wird das Wissen weitergegeben. Hast du geübt?«
    »Ja, Meister.« Gareth knöpfte seine Weste auf, zog sein Hemd hoch und zeigte die Geschwüre, die wie hässliche Blumen erblühten.
    »Mit welchem Ergebnis?«
    »Ich war erfolgreich, Meister«, erwiderte Gareth. »Die Bannsprüche haben die gewünschte Wirkung erbracht.«
    »Gut, gut. All das kannst du allerdings auch mit anderer Magie erreichen. Mit gewöhnlicher Magie. Nicht so schnell, nicht so einfach, aber es ist möglich. Dieser Bannspruch, den ich dir heute Nacht beibringen werde, ist der einzige, den du allein mittels der Magie der Leere durchführen kannst. Wir haben schon zuvor davon gesprochen. Dies ist der einzige Bannspruch, um den sie uns wirklich beneiden. Der einzige, den sie fürchten. Der einzige, den du wirklich wissen willst.«
    Gareth antwortete nicht. Er stand neben dem Bett, die Hände gefaltet, und sah in diese blitzenden Augen in dem Gesicht, das wie ein blanker Schädel wirkte.
    »Du hast Pläne damit?«, fragte der alte Mann.
    »Ja, Meister.«
    »So ist es mir auch einmal ergangen«, murmelte der Alte. »Es ist nie etwas daraus geworden. Aber ich hatte auch nicht die Unterstützung eines Prinzen. Ich bin beinahe versucht, noch hier zu bleiben, um zu sehen, wie du zurechtkommst. Beinahe. Aber nicht ganz. Siehst du? Ich bin nicht mehr neugierig. Und wenn man nicht mehr neugierig ist, aus welchem Grund sollte man dann weitermachen? Du wirst dich gut schlagen. Du bist begabt. Mein begabtester Schüler. Und wenn du keinen Erfolg hast« – er zuckte die Achseln, und der Deckenberg bewegte sich ein wenig –, »dann ist es mir auch egal.«
    Er machte eine schwache Geste mit der Hand. »Steck die Hand unter mein Kissen.«
    Gareth tat, wie ihn der Alte geheißen hatte. Als er die Hand unter das Daunenkissen steckte – das Gewicht des Kopfes des sterbenden Mannes war kaum zu spüren –, berührte er kalten Stahl.
    »Vorsichtig«, sagte der Alte. »Er ist scharf. Wir wollen doch keine unbeabsichtigten Opfer!«
    Gareth tastete vorsichtig nach dem Griff, umfasste ihn und zog den Dolch heraus. Er betrachtete ihn im Feuerlicht und drehte ihn behutsam hin und her. Der geheimniskrämerische und schlaue alte Mann hatte hin und wieder von dieser Waffe gesprochen, aber Gareth hatte sie nie zu Gesicht bekommen. Er hatte nicht einmal geglaubt, dass sich dieser Dolch tatsächlich im Besitz des Alten befand; er hatte befürchtet, erst noch danach suchen zu müssen. Er hatte gehofft, der alte Mann würde ihm Anweisungen für diese Suche geben. Nie hätte er auch nur zu träumen gewagt, den Dolch selbst zu erhalten.
    Der Dolch hatte die Form eines Drachen – der spitze, schuppige Schwanz bildete die Klinge, die ausgestreckten Flügel den Handschutz. Der Griff bestand aus dem Körper und Kopf des Drachen, das klaffende Maul mit den spitzen Zähnen war der Knauf. Es war ein Ritualdolch und nicht für alltägliche Metzgerarbeit gedacht. Das war gut so, denn die Waffe war dank ihres fantasievollen Entwurfs unhandlich und unbequem zu halten. Die gekerbten Flügelenden stachen Gareth in die Hand, die Schuppen des Griffs waren rau. Offensichtlich war der Dolch gut gepflegt worden; der Stahl schimmerte hell im Feuerlicht.
    »Mein Geschenk für dich«, sagte der Alte. Selbst jetzt noch betrachtete er die Klinge mit einer gewissen Gier, obwohl er doch fest geplant hatte, die Welt noch in dieser Nacht zu verlassen.
    »Danke, Meister«, sagte Gareth demütig. Er betrachtete den Dolch mit einer seltsamen Mischung aus Widerstreben, Ekel und Vorfreude. Das Metall stach in seine Hand, erwärmte sich aber unter seiner Berührung.
    »Bring das Buch her. Setz dich neben mich, und ich werde dir sagen, was ich darüber weiß. Du hast gehört, dass die Götter König Tamaros die Macht gegeben haben, Paladine zu schaffen. Ich war damals im Tempel, ich war einer der Ehrenwerten Magier, genau wie du es nun bist. Nur dass ich kein Novize war. Ich war damals schon alt, wenn auch jünger,

Weitere Kostenlose Bücher